Mein Leben, mein Geld? Das ist keine Selbstverständlichkeit für Frauen in Deutschland – drei von zehn Frauen sind finanziell abhängig, ein Viertel hat gar kein eigenes Einkommen. Was in einer neuen Studie trotz heftigem Gender-Pay-Gap Hoffnung für Frauen-Finanzträume gibt: Finanzielle Unabhängigkeit ist endlich ein Lebensziel!
Ohne finanzielle Unabhängigkeit gibt es keine Freiheit. Das ist der Mehrheit der Frauen bewusst. In Deutschland zählen 63 Prozent der Frauen finanzielle Unabhängigkeit sogar zu ihren wichtigsten Lebenszielen.
Finanziell unabhängig fühlen sich aber nur 70 Prozent der Frauen. Deutschland belegt damit im europäischen Vergleich keinen Spitzenplatz. In Rumänien, Frankreich und Portugal sind die Frauen weiter. Dort fühlen sich knapp 80 Prozent der Frauen finanziell unabhängig. Dies sind Ergebnisse einer Befragung im Rahmen der Womenomics-Studie im Auftrag von Mastercard unter 12.000 Frauen in zwölf Ländern.
30 Prozent der Frauen finanziell abhängig
Die Kehrseite: Drei von zehn befragten Frauen in Deutschland stehen finanziell nicht auf eigenen Füßen. Sie bezeichnen sich selbst als finanziell abhängig. Jede Zweite von ihnen sieht den Hauptgrund dafür im zu geringen Einkommen. Ein Viertel der Frauen verfügt über gar kein eigenes Einkommen und ist auf Unterstützung angewiesen.
In der Sackgasse
Für ihre Zukunft sieht die große Mehrheit der betroffenen Frauen schwarz: 82 Prozent sehen ihre Situation als aussichtslos an, denn sie sind überzeugt, dass sie niemals wirtschaftlich unabhängig sein werden können. Wesentlicher Faktor für finanzielle Unabhängigkeit ist ein eigenes, ausreichendes Einkommen – das sieht europaweit eine Mehrheit der Frauen so. Für die Frauen ohne ausreichende finanzielle Ressourcen liegt ein zufriedenstellend bezahlter Job häufig in unerreichbarer Ferne.
Ungleichheit zwischen den Geschlechtern
Was könnte die Ursache sein? Auch hier gibt die Studie Hinweise. In Deutschland wird die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern als besonders gravierend empfunden. Frauen seien finanziell weniger unabhängig als Männer – dieser Glaube ist in Deutschland besonders verbreitet. 62 Prozent der Frauen hierzulande sind dieser Ansicht. Im europäischen Durchschnitt sagen das nur 52 Prozent der befragten Frauen. In kaum einem Land fühlen sich so viele Frauen gegenüber den Männern in Sachen finanzielle Unabhängigkeit benachteiligt wie in Deutschland. Nur in Italien (66 Prozent) und Österreich (65 Prozent) sagen noch mehr Frauen, dass Männer finanziell die besseren Karten haben.
Das könnte wiederum daran liegen, dass in Deutschland der sogenannte Gender Pay Gap, die Gehaltslücke zwischen Männern und Frauen, eine besonders große Rolle spielt. Sie wird europaweit von 57 Prozent der befragten Frauen als Hauptgrund für die Unterschiede zwischen den Geschlechtern gesehen. In Deutschland verweisen aber sogar 72 Prozent der Frauen auf die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen.
Über die Womenomics-Studie
Für die Panelstudie hat das Forschungsinstitut Alpha Research im Auftrag von Mastercard Frauen im Alter von 25 bis 75 Jahren online befragt. Zwischen dem 26. Juli und dem 30. August 2022 haben jeweils tausend Frauen in zwölf europäischen Ländern teilgenommen. Mehr zur Womenomics-Studie könnt ihr hier bei Mastercard nachlesen.
Weitere Gründe beziehen sich ebenfalls auf Faktoren, die die Einnahmen von Frauen reduzieren: ein höherer Anteil unbezahlter Care- und Fürsorge-Arbeit (70 Prozent), wodurch sich der Umfang der Erwerbsarbeit und damit auch das Gehalt reduzieren, und das Aufgeben der beruflichen Karriere zum Wohl der Kinder als Hausfrau (45 Prozent).
Fortschritt? Unzureichend!
Und den Gedanken, dass man im Vergleich zu früheren Generationen voran gekommen ist und Frauen heute besser dastehen als ihre Mütter, teilen bei weitem nicht alle. Nur 63 Prozent der Befragten fühlen sich verglichen mit den Generationen vor ihnen finanziell unabhängiger.
Was passieren müsste
„Wir beobachten bei Frauen ein höheres Risiko für finanzielle Engpässe und Altersarmut. Das muss sich ändern“, sagt Dr. Peter Robejsek, Country Manager für Deutschland bei Mastercard.
Die Studie belegt einmal mehr, dass es häufig am nötigen Finanzwissen fehlt und Frauen daher unsicher im Umgang mit Geldthemen sind. Nur jede vierte Frau fühlt sich beim Thema Finanzen gut informiert. Bei den jüngeren Frauen sind es sogar noch weniger. Nur 16 Prozent der 16- bis 29-Jährigen geben an, dass sie sich in Sachen Finanzen auskennen.
Deshalb müsse es dringend Finanzbildung bereits in der Schule geben, meint Robejsek von Mastercard. Zudem eröffne die Technologie Chancen: 41 Prozent der Befragten sagen, dass Frauen, die sich mit Finanz-Tools beschäftigen, finanziell unabhängiger sind.
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