Wie verbessere ich meinen Umgang mit Geld? Ein Weg: Schlechte Glaubenssätze ablegen und Finanzwissen aufsatteln. Dabei hilft ein digitaler Coach.
Eine App gegen Glaubenssätze, die mir nicht gut tun? Das Unternehmen Fabit hat so eine Anwendung erfunden. Mitgründerin und Managing Director Susanne Krehl erklärt, wie unser Unterbewusstsein tickt, welche unbewussten Glaubenssätze du unbedingt ablegen solltest und wie die App dabei hilft.
finanzielle: Du hast gemeinsam mit deinem Mitgründer die App Fabit entwickelt, deren Ziel es ist, sich ein "gesundes Finanzverhalten" anzugewöhnen: Was genau versteht ihr in diesem Zusammenhang unter "gesund"?
Susanne Krehl: In der Medizin wird Gesundheit nicht nur als Abwesenheit von Krankheit verstanden, sondern viel mehr als ein Zustand des vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens. Das lässt sich auch auf finanzielle Gesundheit übertragen. Der Begriff ist hier ganz eng mit dem Terminus "finanzielles Wohlbefinden" verknüpft. Er beschreibt die Fähigkeit, selbstsichere, gut informierte Geldentscheidungen treffen zu können, die kurz- und langfristig zu finanzieller Sicherheit führen.
Was hindert Menschen am meisten, für sich gute Finanzentscheidungen zu treffen?
Es sind nicht unbedingt Geldprobleme, die Menschen darin hindern, sich finanziell weiterzuentwickeln. Oft sind es Glaubensgrundsätze, die wie Barrieren in unseren Köpfen wirken und uns davon abhalten, neue Wege zu gehen.
Wie genau entstehen solche Glaubenssätze?
Glaubenssätze entstehen durch die Erfahrung und Erlebnisse, die wir in unserem Leben machen. Dabei spielen auch unsere Familie und unser soziales Umfeld eine wichtige Rolle. Wer immer wieder gehört hat, dass "Geld nicht wichtig" oder finanzielle Unabhängigkeit unerreichbar ist, wird dadurch unbewusst geprägt.
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Wie können wir solche Glaubenssätze denn loswerden?
Um von negativen Glaubensgrundsätzen loszukommen und um sie zu ändern, müssen sie erst einmal erkannt und bewusst hinterfragt werden. Indikatoren für Glaubenssätze sind Sätze und Meinungen, von denen wir fest überzeugt sind oder die aus allgemeingültigen Formulierungen bestehen. Hinter Aussagen, die Worte beinhalten wie "jeder", "alle", "immer" können sich Glaubenssätze verbergen. Aber auch Aussagen von Menschen, die uns einmal nahestanden, wie "mein Vater hat immer gesagt..." oder "von meiner früheren besten Freundin hörte ich immer wieder..." sollten hinterfragt werden, ob sie heute noch Sinn ergeben.
Wie hilft die App dabei?
In Fabit ermutigen wir unsere Nutzer:innen, sich bewusst mit den eigenen Glaubenssätzen auseinanderzusetzen und sie in positive zu verwandeln. Wir erreichen das sowohl über ein Finanzbildungsangebot in der App als auch über ganz praktische Tipps für den Alltag, die dabei helfen zu sparen, mehr Geld einzunehmen und unsere Gewohnheiten zu hinterfragen. Letztlich geht es um die Frage: Was ist mir im Leben wichtig? Was macht mich nachhaltig glücklich? Das sind die Dinge, für die wir dann auch Geld ausgeben dürfen, wenn wir auf kurzfristige Konsumbefriedigung verzichten.
Was Fabit kann
Die App bietet die Möglichkeit, Budgets und Ratenzahlungen zu planen, Übersichten für Schulden zu erstellen, Sparpotenziale zu erkennen und sich Finanzwissen anzueignen. Ziel ist es, finanzielle Gewohnheiten zu verbessern. Direkt in der App kannst du ein Haushaltsbuch führen oder offene Rechnungen hinterlegen.
Welche Rolle spielt fehlendes Finanzwissen?
Eine große Rolle! Wenn ich beispielsweise nicht weiß, dass Dispozinsen schon ab dem ersten Tag, an dem ich mein Konto überziehe, anfallen, kann ich auch die daraus entstehenden Konsequenzen nicht einschätzen. Das Gleiche gilt für Versicherungen. Wirklich wichtig sind nur ein paar Versicherungen wie Haftpflicht-, Kranken- und Berufsunfähigkeitsversicherung. Laut der Studie der Finanztip Stiftung zum Finanzwissen in Deutschland konnte aber nur jeder Zehnte die drei wichtigsten Versicherungen aus acht Antwortmöglichkeiten benennen. Dazu kommt: Finanzwissen ist oft Erfahrungswissen. Der häufigste Grund für Schulden bei jungen Erwachsenen ist die sogenannte unwirtschaftliche Haushaltsführung. Darunter ist ein wiederholt übermäßiger, überflüssiger Konsum zu verstehen, der über die eigenen wirtschaftlichen Verhältnisse hinausgeht ...
... und im schlimmsten Fall in die Schuldenfalle führt. Wie kommen diejenigen da wieder raus?
Der erste Schritt muss immer von der Person selbst ausgehen. Wir versuchen aber, die Menschen sehr gezielt anzusprechen und ihnen einen kleinen Schubser zu geben, mit dem Thema anzufangen. Ist der Wille, die eigenen Finanzen besser zu managen, erst einmal da, braucht es im nächsten Schritt Erfolge. Motivation ist ein wichtiger Faktor.
Eure App bezieht auch stark die Community ein – warum hilft der Austausch vielen Menschen so sehr?
Der Austausch mit Menschen, die Ähnliches durchmachen oder durchgemacht haben, ist enorm wichtig für die eigene Motivation. Wenn wir uns vorgenommen haben, etwas an uns oder unseren Verhaltensweisen zu ändern, ist es gut, darüber sprechen zu können. Wir kennen das ja auch aus anderen Situationen, beispielsweise wenn wir unsere Ernährung ändern, abnehmen oder eine Sucht bekämpfen wollen. Wir haben in Fabit auch ein Buddy-System integriert. Buddys sind Menschen, die Nutzer:innen auf dem Weg zur finanziellen Gesundheit begleiten. Aus Gesprächen und Interviews mit Menschen, die finanzielle Probleme hatten, wissen wir, dass häufig jemand aus ihrem privaten Umfeld geholfen hat, die Probleme zu bewältigen. Wenn wir etwas Schwieriges vorhaben und versuchen, unsere Gewohnheiten zu ändern, ist es gut, wenn wir über diesen Veränderungsprozess reden können.