
Self-Care im Wasser: Mitschwimmen statt Gegenhalten

Selfcare bedeutet nicht unbedingt, sich auszuruhen. Sondern: etwas Gutes für sich selbst zu tun. Manchmal ist das etwas, von dem man erst noch lernen muss, dass es einen glücklich macht. Zum Beispiel: Wildschwimmen in Naturgewässern. Weil es ein tolles Learning ist, die Welt nicht bezwingen zu wollen, sondern ganz fließend ein Teil von ihr zu sein
Einen einfachen Start hatten sie nicht, Alexandra Heminsley und das Meer. Dabei nahm die Britin lange Zeit an, dass sie sich längst gut kennen würden. Schließlich wohnte sie seit fünf Jahren an der Küste von Brighton, joggte regelmäßig die Uferpromenade entlang und beobachtete, wie die Schaumkronen auf den Wellen tanzten. Allerdings kannte sie das Meer nur vom Sehen, wusste nicht, wie es sich im Wasser anfühlte. Bis sie 2014, am Tag ihrer Hochzeit im flachen Wasser planschen ging – und sich in die prickelnde Kälte und den Nervenkitzel der unberechenbaren Naturgewalt verliebte.
Ein bisher unbekanntes Gefühl: Todesangst
Doch das Meer bemühte sich, Alexandra zu vergraulen. Kurz nach der Hochzeit riss es ihrem Mann den Ehering vom Finger. Dann kroch das Wasser während eines Sturms in ihre Wohnung, durchnässte Teppiche und Bücher. Alexandra hätte also gute Gründe gehabt, das wilde Wasser nicht zu mögen. Stattdessen meldet sie sich zum Schwimmunterricht an. „Der erste Unterricht im Meer war fürchterlich“, sagt Alexandra und lacht bei der Erinnerung laut auf. Ihre unbeholfenen Kraulversuche bescherten ihr ein bislang ungekanntes Gefühl: Todesangst. Sie hatte ihr Können weit überschätzt, schon im Becken geriet sie nach wenigen Zügen aus dem Takt. Im Meer warfen sie Wellen und Strömung hin und her, salziges Wasser kroch ihr in Nase und Mund; so sehr ihre Arme auch durchs Wasser wühlten und ihre Beine zappelten, sie kam kaum voran.