Drei Mini-Neustarts zum Ausprobieren
Sich auf etwas Neues einzulassen kannst du auch erst mal im Kleinen probieren. Wie wäre es zum Beispiel mal mit einem Imker- oder Slacklining-Kurs? Was das bringt? Na, Spaß und die Erkenntnis, dass es es noch viel zu entdecken gibt. Und dass es nicht schlimm ist, wenn man nicht gleich perfekt ist
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Meine Lehrer: Die Hobby-Imker Katja Deska und Hendrik Wandtke, die unter anderem zwei Bienenstöcke im Hamburger „Waldkindergarten Schlaufüchse“ betreuen.
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Ausgangslage: Ein Hobby, das gerade Trend ist. Aber was hat man davon – Außer Honig?
„Mach noch die Reißverschlüsse an den Knöcheln zu. Nicht, dass da eine reinfliegt.“ Das wäre in der Tat ziemlich ungünstig, ausgerechnet unter meiner Imkerkluft von einer Biene gestochen zu werden ... Mein Hut und das Sichtgitter sind direkt mit dem weißen Overall verbunden, da kommt nix rein und nix raus. Lange Gummihandschuhe schützen meine Hände. In voller Montur stehe ich vor zwei „Beuten“. So heißt das Ding, das der Laie Bienenstock nennt. Imkern ist Trend, selbst in der Stadt – Bienen sind eine bedrohte Tierart, ohne sie geht in der Natur gar nichts. Aber warum sich jemand Bienen als Haustiere zulegt, ist mir bislang noch schleierhaft.
Erst mal beruhigt Hendrik das Bienenvolk mit dem Smoker, der die Insekten im wahrsten Sinne des Wortes benebelt. Das Volk, das wir hier betreuen, besteht aus circa 60 000 Bienen – die will man wirklich nicht gegen sich aufbringen. Hendrik nimmt den Honigraum, den obersten Teil der Beute ab. Als ich ihn später wieder draufsetze, fällt mir auf, wie schwer er ist. Imkern ist auch körperliche Arbeit.
„Zu jedem Imker gehört sein Besen“, hat Katja vorhin gesagt und mir einen in die Hand gedrückt. Um die Zargen und die einzelnen Rahmen kontrollieren zu können, müssen die Bienen erst mal weggefegt werden. Ich bin fasziniert davon, wie ruhig die Tiere sind, die wir aus dem Stock holen, und merke gar nicht, dass um uns herum schon heilloses Gesumme herrscht. Ich sehe Maden und eine Puppe, die mich mit riesigen, blau glänzenden Augen anschaut. Am lebenden Objekt zu lernen, ist einfach etwas Besonderes.
Während ich von Katja und Hendrik viele Zahlen, wissenschaftliche Fakten und abenteuerliche Geschichten über entflohene oder gestohlene Völker höre, krabbeln Bienen träge über meinen Arm und das Sichtgitter meines Hutes. Mir wird klar: Der wahre Reiz beim Imkern scheint das Hegen und Pflegen zu sein. Man kümmert sich um seine Bienen, ist für sie verantwortlich. Gleichzeitig tut man etwas Gutes für die Umwelt, und damit auch für sich und seine Seele.
Zum Abschluss inspizieren wir den Honigraum. Jetzt kommt endlich mein Moment: Ich fahre mit dem Finger tief durch die Wabe und schlecke ihn ab. Mild-würzig. Das Bienenwachs ist knusprig und kriegt dann die Konsistenz von Kaugummi. Alles wirklich interessant.
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FAZIT
Ich habe erst hinterher gemerkt, dass ich keine Angst hatte. Trotzdem: Imkern ist nichts für mich. Wenn ich mich entscheide, so viel Verantwortung für Tiere zu übernehmen, wünsche ich mir mehr Feedback als nur Honig.