Haben Sie sich heute schon beeilt? Entspricht Ihr Arbeitstempo den Erwartungen oder sollten Sie noch schneller werden? Zeit oder genauer gesagt, keine Zeit bestimmt häufig unser Leben.
Und damit wir Dinge noch schneller erledigen können, wird es uns ja auch einfach gemacht: inzwischen gibt es die Schnellwahltaste am Telefon, Fast Food und Speedreading, Fahrstühle, die uns in den 20. Stock katapultieren, indem sie die ersten 19 überspringen oder Speed Dating für das ganz schnelle Kennenlernen. In der Kommunikation am Computer können wir uns inzwischen mit Halbsätzen zwitschernd vermisständigen. Tempo vermittelt uns aber auch ein köstliches Adrenalin-High, denken Sie an die Schützenfestkarussels, das Beschleunigen auf dem Motorrad, mit dem Rad bei Rückenwind am Nordseedeich entlang, die Rhythmen der Fitness-Musik.
Schnell ist gut in unserer Gesellschaft und wer langsam ist, endet wie ein Igel auf der Landstraβe.
Zeit ist relativ, das erkannte Einstein schon: eine Minute mit der Hand auf einer heiβen Herdplatte kommt einem entschieden länger vor, als ein 60-Sekunden Gespräch mit Atze Schröder.
Der Preis für Schnelligkeit ohne Pause bedeutet oftmals Burnoutsymptome, Leistungsabfall, Beziehungsschwierigkeiten oder Niedergeschlagenheit. Nichts Neues hier. Interessant dagegen ist die Grundlage für diese Tempo-Einstellung: Wir sehen die Zeit in einem linearen Ablauf, d.h. Zeit geht einem Ende entgegen, wir 'verlieren' Sie, wenn wir nicht beschleunigen. Gleichzeitig wird Zeit mit Geld gleichgesetzt und unser Ur-Instinkt: Überleben - damit ständig neu in Frage gestellt, was Angst und damit Stress auslöst.
Andere Kulturen sehen Zeit in einem zirkularen Rhythmus, der sich regelmäβig immer wieder erneuert und dadurch unendlich ist. Mit dieser Sichtweise ist es sehr viel einfacher, innezuhalten, bewusst Atem zu schöpfen, loszulassen - eben langsamer zu werden.
Wer langsamer lebt, lebt besser.
Slow Food setzt auf Genuss statt Stillen des Hungers.
'Hast du es eilig, mache einen Umweg', heiβt es in einem Sprichwort.
Im richtigen Moment langsamer agieren, bringt Lebensqualität ins Leben. Nehmen wir uns ein Beispiel an der Natur, sie beeilt sich nicht und erreicht doch alles zur richtigen Zeit. Grünkohl wächst auch nicht schneller, wenn wir abends extra dran ziehen.
Weniger ist mehr.
Wissen wir eigentlich auch alle. Die Frage ist: wie geht sowas?
Wie alle Veränderungen kann mit kleinen Schritten begonnen werden. Probieren Sie doch mal Folgendes:
Tipps zur Entschleunigung:
- Halten Sie einmal am Tag 60 Sekunden inne; legen alles aus der Hand, atmen bewusst ein und aus (können Sie dabei am Fenster stehen?); achten Sie auf die Geräusche um Sie herum, fühlen Ihre Füβe in den Schuhen.
- Nehmen Sie sich abends bewusst Zeit für Ihre Familie: ein 30 Minuten Gespräch ohne Fernsehen, Radio, Handy bringt schon Entspannung in Körper und Herz.
- Und was können Sie sich noch vorstellen, beim nächsten Mal langsamer und damit bewusster zu machen?
Ich wünsche Ihnen eine ruhige Zeit.
EMOTION-Coach Gudrun Kittel-Thong ist zertifizierter Coach und befasst sich mit Themen wie Burnout, Veränderung und persönliches Wachstum. www.coachgudrun.com