Wie wohnt eigentlich ... Freddy Reitz? Die Künstlerin hat einen Teil ihrer Kindheit in den USA verbracht und lebt jetzt in Berlin zwischen Pop-Art und Südstaatenflair.
SERIE: Mein Zuhause-Gefühl! Wir schauen jeden Monat bei einer Frau vorbei, die Deutschland zu ihrer Wahlheimat gemacht hat. Was erzählen Wohnungen darüber, woher wir kommen und wer wir heute sind?
Wer Freddy Reitz im feinen Berliner Stadtteil Dahlem besucht, unternimmt einen Ausflug in die Vereinigten Staaten, ohne auch nur einen Fuß in ein Flugzeug zu setzen. Wenige Schritte sind es durch den typisch deutschen Vorgarten mit Eibenhecke und Buntspecht bis zur Haustür der Jugendstil-Villa, die die hochgewachsene blonde Künstlerin in Jeans, Bluse und Lieblings-Cowboyboots mit einem strahlenden Lächeln öffnet.
Zum Nachwohnen
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Auf Seite 2 geht es weiter mit der Wohnung von Freddy Reitz ...
Südstaatenflair auch für die Gäste
#image5320left Freddy Reitz verbrachte einen großen Teil ihrer Kindheit in Dallas – und dieser Aufenthalt hat sie geprägt: ihre Persönlichkeit, ihre Kunst, ihren Einrichtungsstil. Gleich an der Garderobe baumelt neben Mänteln ein goldfarben gesäumtes Sternenbanner. Auch in ihren Collagen, Prints und großformatigen Leinwandarbeiten findet man unzählige Varianten des Stars & Stripes-Motivs. "In Texas hing die Flagge an jedem Haus – selbst vor unserem Kindergarten wurde sie jeden Morgen zur Begrüßung gehisst", erzählt die 45-Jährige. "Sie transportiert für mich Werte wie Frieden und Freiheit und ein hundert Prozent positives Lebensgefühl."
Im Wohnzimmer herrscht Südstaatenflair: weiße Säulen, XXL-Polstermöbel, geraffte Vorhänge. Auch die Küche mit ihren weiß lackierten Einbauten, dem Flachbildfernseher, der ohne Pause läuft, und dem begehbaren Kühlschrank (!) scheint direkt aus den USA zu stammen. "Dieser Vorratsraum ist perfekt", sagt Freddy Reitz. "Wenn ich vom Einkaufen komme und ein Galerist, Sammler oder Freund anruft, kann ich die Tüten einfach dort abstellen – und erst Stunden später alles einräumen." In den Regalen stehen Pepsi, Wasser, Rosé-Champagner. "Ich liebe eiskalte Getränke", sagt die Künstlerin. "Vielleicht weil es in den USA üblich war, die Gläser bis oben mit Eiswürfeln zu füllen."
Krönchen für die Prinzessin
Dass die Künstlerin gern Gäste einlädt, davon erzählt der lange Eichentisch im Esszimmer. "Kochen ist meine zweite große Leidenschaft", sagt sie. Bei ihren Menus geht es auch ohne Ketchup. Aber sonst stehen die Flaschen, die Freddy Reitz in ihren Collagen an der Wand glamourös in Szene setzt, gern auf dem Tisch. Auch in den anderen Räumen hängen Arbeiten der Hausherrin. Die gemütliche Frühstücksecke beispielsweise, in der sie immer ihren Kaffee trinkt, schmückt ein Bild, auf dem sie die berühmten Campbell's-Soup-Dosen in Form der US-Flagge arrangiert hat...
Ob es dem Rest der Familie nicht manchmal zu bunt wird? "Nein, mein Mann und die Kinder lieben die Bilder. Sie protestieren schon, wenn ich nur mal eins umhängen will." Die fünfjährige Jackie Madison wünschte sich für ihr rosa Zimmer sogar zwei pinkfarbene "Princess Flags": statt Sternchen prangen Krönchen darauf.
Zwischen Nutellahänden und Selbstportraits
#image5322left Trotz der vielen Kunstwerke hat das Haus nichts Museales. Im Gegenteil: "Alles ist kindgerecht und vieles abwaschbar. Meine Bilder vertragen sogar Nutellahände", lacht Freddy Reitz, wobei der Pistolenanhänger ihrer Kette hin und her pendelt. Sie scheint ein Faible für Waffen zu haben. Auch in ihrer Wohnung spielen sie eine große Rolle – sei es als Gemälde oder Deko. "Revolver sind etwas Brutales. Deshalb reiße ich sie aus dem Zusammenhang, entmachte sie. Es wäre doch großartig, wenn man aus allen Waffen Lampen machen würde", sagt sie und deutet auf die Nachttischleuchte "Bedside Gun" von Philippe Starck, deren Fuß einen Revolver darstellt.
#image5321left Das Schlafzimmer haben Freddy Reitz und ihr Mann gerade neu gestaltet. Die schweren Gardinen gegen weiße American Shutters getauscht, ein Bett im Hotelformat gekauft. Darüber hängt eine Serie Selbstporträts der Künstlerin. "So hat mein Mann mich auch im Haus, wenn ich auf Reisen bin!" Ihr Mann Freedom (er wurde nach Kriegsende im amerikanischen Sektor in Berlin geboren) kann sich nicht vorstellen, jemals woanders zu leben als in der Hauptstadt. Deshalb zog Freddy Reitz zur Geburt ihrer ersten Tochter Kelly Anne an die Spree. Anfangs standen Staffelei und Leinwand im Badezimmer – "zwischen Wickeltisch und Waschmaschine", erinnert sie sich. Doch bald mietete sie sich ein eigenes Atelier.
Ein Detail fällt im Schlafzimmer noch auf: zwei knallrot lackierte "F", die sich ganz nah gegenüberstehen: "Ein F für Freddy (bürgerlich Friederike) und ein F für Freedom", erklärt die Hausherrin. Überhaupt taucht das Wort Freedom auch in ihren Bildern häufig in großen Lettern auf. Ein eindeutiger Beweis für die Liebe zu ihrem Mann – und zu dem Land der schier unbegrenzten Möglichkeiten.