Ein erotischer Terminkalender kann die Zukunft der Liebe pflegen. Denn nichts killt die Leidenschaft verlässlicher, als darauf zu warten, dass beide leidenschaftlich übereinander herfallen
Planmäßiger Sex mit der Premierministerin an Dienstagen und Samstagen!" Das bietet Birgitte Nyborg, die fiktive Premierministerin, ihrem Mann in der dänischen Kult-TV-Serie "Borgen" an. Wirklich? Ist es nicht eine zentrale, wenn nicht die Bedingung für wahre Liebe, dass Sex spontan ist? Leidenschaft statt geregelter Pflichtsex? Tatsächlich ist "G-Sex" – Geplanter Sex (oder: "F-Sex" – Fahrplan-Sex), eingetragen im Kalender, regelmäßig oder Tage im Voraus verabredet, ein Thema.
Die Debatte um Fahrplan-Sex
In England kochte dazu eine richtige Debatte hoch, als eine Frau bei Rowan Pelling, der Kolumnistin der "Daily Mail," Rat suchte: "Mein Partner sagt, er möchte nicht heiraten, ohne einen Deal ... dass wir mindestens zweimal die Woche Sex haben, es sei denn, einer ist krank oder auf Reisen. Sollte Liebe nicht bedingungslos sein?“ Die Leser waren schockiert. Nicht von der Frage, sondern von Rowan Pellings Antwort: "Verschwende keine Zeit, dich verletzt zu fühlen. Versichere ihm einfach, dass sein Anliegen berechtigt ist!"
Geplanter Sex ermöglicht eine neue Intimität und Erotik
Eine andere Kolumnistin, Suzi Godson, berichtete in einem Interview der BBC, wie sie einen Sex-Fahrplan mit ihrem Partner arrangierte, als beide eine sehr stressige Phase durchliefen, mit anspruchsvollen Jobs und vier kleinen Kindern. Sechs Monate verabredeten sie sich dienstags und donnerstags mittags, die einzigen Zeiten, zu denen das Haus leer war. "Es war fantastisch", sagte Suzi Godson. "Es erneuerte unsere Intimität. Er kam mit dem Taxi aus dem Büro, im Anzug, nach Aftershave duftend – es war wie eine Affäre mit dem Boss."
Mit Sex geht es einem besser als ohne
Rowan Pelling sagt, Frauen neigten oft nach zwei Jahren Partnerschaft dazu, sexuelle Annäherungsversuche ihres Partners abzuwehren. "Aber wenn sie sich auf einen Deal einlassen, entsteht plötzlich eine erotische Attraktion, die ziemlich orgiastisch werden kann." Sie zitiert eine Freundin, die schon lange verheiratet ist: "Sex ist wie Sport. Man
hat tausend Ausflüchte, um ihn zu vermeiden, fühlt sich aber tausendmal besser, wenn man ihn hat."
Laut einer Recherche auf der Website "Netmums" rangiert "Scheduled Sex" ganz oben auf der Liste der Trends bei Eltern.
"Sex ist wie Sport. Man
Zitat von UnbekanntTweet
hat tausend Ausflüchte, um ihn zu vermeiden, fühlt sich aber tausendmal besser, wenn man ihn hat."
Geplanter Sex wird komplexen Lebenssituationen gerecht
Dabei geht es auch darum, eine neue erotische Lebenskunst zu praktizieren, die sowohl unserer modernen komplexen Alltagswelt Rechnung trägt als auch der Individualisierung. Vielleicht werden wir uns in Zukunft tatsächlich Eheversprechen wie diese geben: "Ich verspreche, dich zu lieben und zu ehren, und zweimal Sex in der Woche zu haben, bis dass der Tod uns scheidet." Ob es dazu eine Extra-App geben wird, mit automatischer Kalender-Synchronisation und einer Sektion für Präferenzen, Umstände, Accessoires, sei dahingestellt. Fest steht: G-Sex kann eben auch "Gourmet Sex" heißen.
Vertraute Partner werden zu neuen Liebhabern
Und viele Fans der neuen Verabredungs-Kultur berichten, dass allein schon die Vorstellung das Kopfkino in Gang bringe. Erotische Terminkalender können vertraute Partner zu neuen Liebhabern machen, indem sie eine Fremdheit ins Spiel bringen, die für guten Sex nötig ist – und das vor dem Hintergrund tiefer Vertrautheit. Paradoxien, mit denen wir klug umgehen, gehört die Zukunft.
Zwei, die weit nach vorn schauen: Matthias Horx leitet das renommierte Zukunftsinstitut und seine Frau Oona Horz-Strathern ist Trendforscherin.