Die Autorin Anna Katharina Fröhlich gibt auf EMOTION.de eine Schreib-Exkursion und liefert Antworten auf wichtige Fragen, die sich jedem Anfänger stellen.
EMOTION: Wie finden Sie die Ideen für Ihre Geschichten?
Anna Katharina Fröhlich: Ich gehe einfach mit offenen Augen durch die Welt. Es reicht vollkommen, wenn man sich umsieht. Das Leben ist so schön und voll, dass man viel daraus ziehen kann. Mich inspirieren aber auch andere Bücher, vor allem die von Nikolai Gogol und Anton Tschechow.
Am Anfang ist die Idee. Der folgt das leere weiße Blatt, das den meisten Schriftstellern Angst macht. Wie überwinden Sie diese Furcht?
Indem ich mich einfach hinsetze und Sätze niederschreibe. Tatsächlich habe ich jeden Tag Angst, dass keine kreativen Gedanken, keine zündenden Ideen kommen. Und oft bin ich überrascht, was plötzlich doch alles aus mir heraus sprudelt. Manchmal feile ich allerdings bis zu einer Stunde an einem Satz. Wenn ich merke, dass es einfach nicht läuft, unterbreche ich meinen Schreibprozess. Ich lese dann Bücher. Manchmal reicht ein einzige schöne Formulierung aus, damit ich auf neue Ideen komme und weitermachen kann. Beim Schreiben ist es wichtig, dass man sich immer wieder aufs Neue diszipliniert und versucht, die Geschichte weiterzuerzählen. Mein tägliches Pensum besteht aus zwei bis drei Seiten, die ich in der Regel abends verfasse.
Woher wissen Sie, wie Sie eine Geschichte am besten aufbauen?
Mir fällt das sehr schwer, weil ich das nie gelernt habe. Ein Schreibkurs, in dem man etwas über die Architektur von Texten erfährt, ist da sicherlich hilfreich. Ich denke, Schreiben kann man lernen, auch wenn Talent natürlich auch eine Rolle spielt. Worum es mir in erster Linie geht: dass die Sprache lebendig bleibt, dass der Text pulsiert. Dieser Anspruch ist mein persönlicher Leitfaden, der mich während des Schreibprozesses zum Ende der Geschichte führt. Welche Richtung meine Erzählung nehmen wird, weiß ich also vorher nicht.
Wie transportieren Sie Stimmungen und Gefühle?
Ich gebe mir große Mühe, alles präzise zu schildern. Beschreibe ich eine Blüte, dann ist es mein Anliegen, dabei so genau zu sein, wie die Natur selbst es ist. Dazu gehe ich raus in den Garten, schaue sie mir an, rieche an ihr und überlege, mit welchen Worten ich das ausdrücken kann, was die Blume ausmacht. Dieses genaue Beschreiben ist die wahre Arbeit, die viel Kraft kostet, sich aber lohnt. Ein Meister darin war Marcel Proust. Ein Blick in seine Werke ist eine große Inspiration!
Wie machen Sie aus Figuren echte Persönlichkeiten?
Wie jeder Mensch sollten auch die fiktiven Charaktere zwei Seiten haben: eine gute und eine schlechte. Das macht sie authentisch und interessant. Um eine Figur zum Leben zu erwecken, hilft es, sie selbst und ihre Kleidung von Kopf bis Fuß zu beschreiben. Nehmen Sie ruhig Eigenschaften von Menschen, die Sie kennen. Denn jeder ist auf seine Weise facettenreich.
Welchen Fehler darf man beim Schreiben auf keinen Fall machen?
Man sollte nicht in Konventionen verfallen, sondern frei sein in seinen Ideen und seiner Sprache. Das scheint vielen schwerzufallen, denn die Sprache verflacht heute immer mehr. Deshalb lese ich keine neue Literatur, sondern vor allem Klassiker, am liebsten die von den großen russischen Schriftstellern.
Wie bekommt man einen persönlichen Schreibstil?
Erst kopiert man seine Vorbilder. Bleibt man am Ball und arbeitet fleißig an seinen Texten, entsteht irgendwann ein eigener Stil. Ganz plötzlich und ohne dass man es bewusst mitbekommt.
Die in Italien lebende Autorin Anna Katharina Fröhlich hat ihre Leidenschaft fürs Schreiben zum Beruf gemacht. 2004 erschien ihr Debüt "Wilde Orangen", 2010 der Roman "Kream Korner", der in Indien spielt und in den Feuilletons hochgelobt wurde. Fröhlich hat auch schon Artikel in EMOTION veröffentlicht.
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