Ohne Vertrauen läuft in unserer Gesellschaft nichts. Es wird aber, entgegen mancher Verlautbarungen, nie geschenkt, sondern immer bezahlt. Wie Sie damit umgehen können, erklärt Autor Matthias Nöllke
Nur, wo es Vertrauen gibt, gibt es Investitionen in die Zukunft. Das gilt für den gepflanzten Apfelbaum im Garten genauso wie für waghalsige Unternehmen Marke "Lass uns den Seeweg nach Indien entdecken". Vertrauen wird aber, entgegen mancher Verlautbarungen, nie geschenkt, sondern immer bezahlt, weiß Autor und Skeptiker Matthias Nöllke.
Hat man jemandem erst einmal sein Vertrauen gegeben, bekommt man es so schnell nicht mehr zurück. So jedenfalls haben es Tausende von Bankkunden erfahren - und auch so mancher Wähler. Wie aber schaffen es diese doch manchmal windigen Gesellen, unser Vertrauen zu erheischen? 14 Strategien hat Matthias Nöllke identifiziert. Die meisten dürften Ihnen aus dem letzten Wahlkampf unheimlich bekannt vorkommen. Zum Beispiel die "Ich-bin-wie-Sie"-Methode, das "Schlangenöl" (das Unmögliche versprechen und einfache Lösungen in Aussicht stellen) oder "Fallobst ernten" (enttäuschtes Vertrauen fließt demjenigen zu, der sich rechtzeitig als vertrauenswürdige Alternative ins Spiel bringt).
Achtung, Vertrauensfalle
Vertrauen ist eine feine Sache. Das Miteinander wird einfacher, Geschäftsprozesse laufen schneller und besser. Aber, warnt Matthias Nöllke, Vertrauen heißt ja nichts anderes als "Wir schauen erst mal nicht so genau hin, ob der andere uns hintergeht." Dieser Vorschuss verführt manche zu erstaunlichen Eskapaden, wie Nöllkes Verweise auf den ehemaligen "Baulöwen" Jürgen Schneider zeigen. Selbst, als sich abzeichnete, dass seine Kalkulationen auf Sand gebaut waren, haben Banker sich an kleinste Anzeichen geklammert (im Fall Schneider an schlecht gefälschte Mietverträge), nur um nicht zugeben zu müssen, dass sie in der Vertrauens-Falle saßen.
Fazit
Wie Matthias Nöllke das Phänomen Vertrauen von allen Seiten beleuchtet, ist interessant, lehrreich und an vielen Stellen sehr witzig. Er entlarvt professionelle Vertrauenserreger und zeigt gleichzeitig, wie wir gezielt Vertrauen aufbauen können. Er lehrt uns das gepflegte Misstrauen und auch, wie wir verspieltes Vertrauen wieder zurückgewinnen können (z.B. wenn ein Produkt oder Service von uns versagt, oder wenn wir privat nicht halten können, was wir versprochen haben). Ein Buch für alle, deren Geschäft hauptsächlich auf Vertrauen basiert - und die im Umgang mit Kollegen und Mitarbeitern den Weg zwischen blindem Vertrauen und argwöhnischen Misstrauen finden wollen.
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Matthias Nöllke: Vertrauen. Wie man es aufbaut. Wie man es nutzt. Wie man es verspielt, Haufe 2009