In Robert Suttons "Der Chef-Faktor"! erfahren Sie mehr über die vielen kleinen Eigenschaften und Verhaltensweisen, die einen guten Boss von einem schlechten unterscheiden
Sehr gehaltvoll, flott geschrieben, ein Lesebuch für alle, die gute Chefs sein (werden) wollen. Der genaue Blick ist ausgezeichnet, den Robert Sutton auf die vielen kleinen Eigenschaften und Verhaltensweisen wirft, die einen guten Boss von einem schlechten unterscheiden. Aufs Beste verbinden sich im Buch "Der Chef-Faktor" wissenschaftliche Genauigkeit und Verbindlichkeit mit einem unterhaltsamen, geradezu mit Vergnügen zu lesendem Stil. Ein wichtiges Buch, weil es die Frage, was einen guten Chef ausmacht, nicht an der Performance aufhängt, sondern daran, ob die Mitarbeiter gerne für ihn arbeiten
Ausgangspunkt für dieses Werk war das Vorgängerbuch des in Stanford lehrenden Management-Professors. Mit dem "Arschlochfaktor" wurde er weltbekannt, das Buch war auf allen Kontinenten ein Bestseller. Weil er auf ein Problem zugegangen ist, um das andere immer herumgekurvt sind. Seine Fragestellung war so einfach wie verblüffend: Wie schaffe ich ein Unternehmen, in dem es keine Arschlöcher gibt? Denn sie sind es, die nicht nur das Arbeitsklima, sondern am Ende auch die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens versauen. In Folge dieses Buches wurde der Professor mit E-Mails, Anfragen und Telefonaten überschüttet - und er forschte weiter. Denn schnell war klar: Am meisten Probleme verursachen immer die Chefs.
Was einen guten Chef ausmacht
Es geht also in diesem Buch nicht um die Position als Manager, Führungskraft oder Unternehmer, sondern um die Position als Boss. Also genau um die Autoritätsperson, die direkten und häufigen Kontakt mit Untergebenen hat, um den Menschen, der verantwortlich ist für die Arbeit der ihm Unterstellten. Die Frage, die Robert Sutton in diesem Buch beantwortet, ist einfach: Was macht einen guten Chef aus? Sutton nähert sich der Antwort, indem er zuerst beschreibt, wie ein guter Vorgesetzter vorgeht (nicht zu energisch, aber auch nicht zu lasch, er verfolgt Ziele hartnäckig, ermöglicht seinen Leuten kleine Erfolge, ist sich bewusst darüber, von seinen Mitarbeitern ständig exakt beobachtet zu werden, stärkt ihnen den Rücken).
Im zweiten Teil beschreibt er sieben wesentliche Eigenschaften eines guten Bosses – und wie sich diese Eigenschaften erlernen und umsetzen lassen. Auch hier hat - wie im Rest des Buchs - der Blick auf die Details Vorfahrt vor dem großen Ganzen. Es geht zum Beispiel darum, die richtigen Leute zu befördern, starke Überzeugungen zu haben (aber sie nur schwach zu vertreten), Dankbarkeit zu zeigen und sich nicht vor der Drecksarbeit zu drücken. Jeder Chef wird hier mit unzähligen Situationen konfrontiert, die aus dem eigenen Alltag bekannt sind und regelmäßig für Ärger sorgen.
Fazit
Robert Sutton schafft es im "Chef-Faktor", die Themen Leistung und Menschlichkeit aufs engste zu verzahnen. Das Erstaunlichste dabei ist, dass er dazu keine Wertesdiskussion vom Zaun bricht und auch keine abgehobene Ethik-Debatte führt. Stattdessen stürzt er sich ganz und gar auf die Sachen, auf den Alltag. Er ermuntert Chefs dazu, ihre Selbsterkenntnis zu verbessern, eine Vorstellung davon zu bekommen, wie es ist, für sie zu arbeiten. Robert Sutton legt den Finger in die Wunde: Statt allgemeine Führungs- und Managementlehren zum Besten zu geben, zeigt er den Oberen, wo es wirklich juckt. Und dass das Schludern im Kleinen oft Grund für die Misere im großen Ganzen ist. Lesenswert!