Eine Position ist neu besetzt, doch bald ist klar: Es wurde jemand Falsches eingestellt. Eine teure Erfahrung für Unternehmen! Wie Sie das vermeiden, erläutert Ronald May in "Die Menschenerkenner".
Wenn der gesamte Auswahlprozess von vorne beginnen muss, bis endlich der passende Kandidat gefunden ist - wer möchte da nicht ein Menschenerkenner sein und auf Anhieb den passenden Kandidaten finden? Ronald May ist langjähriger Experte im Executive Search und weiß, wie es geht. Er geht das Thema einerseits sehr pragmatisch, andererseits sehr reflektiert und mit einem großen Wissen darüber an, wie Menschen ticken. Dass seine Personalberatung werteorientiert ist, bräuchte Ronald May eigentlich nicht extra schreiben. Im gesamten Buch schwingt der wohlwollende Respekt mit, den der Berater anderen Menschen entgegenbringt, seien es Kandidaten oder Entscheider.
Typische Falle Halo-Effekt
Bestimmte Überzeugungen und Verhaltensweisen von Personalern – so zeigt der Autor im ersten Teil – sind der Grund, warum sie manchmal den "Falschen" erwischen. Dazu zählt der "Halo-Effekt", der bewirkt, dass man einzelne Beobachtungen auf die ganze Persönlichkeit überträgt. Das führt dazu, dass einem Kandidaten zu viel oder zu wenig zugetraut wird. Tritt ein Bewerber zum Beispiel sehr eloquent und selbstsicher auf, neigt mancher Entscheider dazu, ihm eine schwierige Führungsaufgabe zuzutrauen.
May zeigt an vielen Beispielen, wie solche undähnliche Überzeugungen zu einer völlig falschen Einschätzung des Bewerbers führen können. Erst wenn man sich solche Mechanismen bewusst gemacht hat, kann man sich der eigentlichen Aufgabe widmen: tatsächlich den Richtigen zu finden. Darum geht es im Kern des Buches, dem zweiten Teil. Mit der unternehmerischen Mitverantwortung der Personaler, dem Blick der Personaler aus vielen Perspektiven, dem aktiven Umwerben von Kandidaten und dem Anregen des Kandidaten zur kritischen Selbstbefragung sind nur einige Highlights des zweiten Teils genannt.
Erhellende Einsichten
Es ist wohltuend, dass sich der Autor nicht mit langen Vorreden und Allgemeinplätzen aufhält, sondern direkt ins Thema einsteigt. Als Leser sind Sie gleich mittendrin im Alltag der Personalentscheider und -berater. Dafür sorgen viele spannende und interessante Fallgeschichten aus Mays langjähriger Beraterpraxis, die äußerst realitätsnah illustrieren: So soll es laufen – und so nicht.
Fazit
Eine Garantie für die richtige Stellenbesetzung gibt es nicht. Überall, wo Menschen im Spiel sind, bleibt ein Restrisiko. Das lässt sich aber mit Hilfe dieses Buches auf ein geringes Maß reduzieren. "Die Menschenerkenner" ist von der ersten bis zur letzten Seite fundiert, humorvoll und teils so spannend wie ein Krimi geschrieben.