Autor Jens Thiemann erklärt, wie man lernen kann, seine Träume bewusst zu steuern. Klartäume machen uns zu Gestaltern unserer eigenen Nachtwelt: Lasst uns Abenteuer erleben!
EMOTION: Oft erinnere ich mich morgens nicht an das, was ich träume. Was kann mir helfen?
Jens Thiemann: Wer morgens vom Wecker aus dem Schlaf gerissen wird und die Gedanken sofort auf die Herausforderungen, Pläne und Probleme des bevorstehenden Tages richtet, gibt sich selbst kaum eine Chance, eine detaillierte Traumerinnerung "in Empfang zu nehmen".
Wie sollte ich also vorgehen?
Unmittelbar nach dem Erwachen 5 Minuten völlig still liegen bleiben, die Augen geschlossen halten und aktiv daran arbeiten, die Erlebnisse der vergangenen Nacht ins Gedächtnis zu rufen. Das kann schon nach kurzer Zeit dazu führen, dass man sich öfter an Träume erinnert. Und wenn man sich die Zeit nimmt und morgens regelmäßig in ein "Tagebuch der Nacht" aufschreibt, wird das Erinnerungsvermögen schnell sehr ausgeprägt.
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Was verraten meine Träume?
Generell ist es interessant, zu beobachten, wie der wache Alltag Einfluss auf die Inhalte des Traumes nimmt. Man kann so mit der Zeit die Sorgen und Probleme identifizieren, die einen ständig unterbewusst beschäftigen.
Aber was mache ich dann damit?
Benutzen Sie sie. Träume können Ihnen ganz neue Perspektiven auf ein Problem geben und manchmal bekommen Sie sogar überraschend kreative Lösungsansätze präsentiert. Natürlich sind nicht alle davon umsetzbar, aber es gibt eben auch die Träume, die auf Ihr bewusstes Leben eine positive Veränderung haben können. Vorausgesetzt: Man erinnert sich an die nächtliche Lösung.
Sie haben sich auf das Thema Klarträumen spezialisiert. Was sind Klarträume?
Wenn man seine Träume bewusst erlebt und Einfluss auf sie nehmen kann. Sozusagen Regisseur seiner eigenen Nachtwelt ist.
Und wie genau funktioniert das?
Beim Klarträumen ist ein ausgeprägtes Erinnerungsvermögen besonders wichtig. Man muss zunächst lernen die Eigenschaften und wiederkehrenden Muster der eigenen Traumwelt zu erkennen.
Wie komme ich da hin?
lIn erster Linie müssen Sie das Erinnern trainieren. Nur wer sich gut erinnert, kann verstehen, wie die Welt der eigenen Träume beschaffen ist und so letztendlich erkennen, dass er träumt, während der Traum gerade seinen Lauf nimmt.
Gibt es Techniken, die ich erlernen kann?
Das hilfreichste und bequemste ist, sich einfach anzugewöhnen sich über den Tag regelmäßig zu fragen: "Träume ich gerade?" Lassen Sie das zur Routine werden. Diese kritische Fragestellung überträgt sich dann auch bald auf den Traumzustand und plötzlich ist die Antwort einen andere: "Ja, ich träume!"
Erlebe die wildesten Abenteuer!
Wie kann ich den Zustand halten?
Die größte Herausforderung ist, aufgrund der ungewohnten Erfahrung nicht vor Schreck sofort aufzuwachen. Erst wird es nur ein paar Sekunden oder Minuten anhalten, aber für geübte Klarträumer sind auch 15-30 Minuten keine Seltenheit. Erstmal muss man aber erkennen, dass man gerade nicht wach ist.
Gibt es da einen Trick?
Ich habe mir am Anfang tagsüber immer wieder die Nase zugehalten und versucht, einzuatmen. Wenn meine Atmung dabei ungestört ihren Lauf nahm, konnte ich mir sicher sein, dass ich gerade träume.
Was kann ich in Klarträumen erleben?
Alles was Sie wollen, oder zumindest alles was innerhalb ihrer Vorstellungskraft liegt. Auch wenn sich alles nur im Kopf abspielt, ist die eigentliche Erfahrung alles andere als rein geistiger Natur. Man kann den Traum nicht nur mit den Augen des Traumkörpers beobachten und sich in ihm bewegen, man kann ihn auch fühlen, riechen, hören und schmecken. Es ist ein nahezu perfekter Simulator des wachen Lebens, in dem man jede menschenmögliche Erfahrung ausprobieren kann, die man im wachen Leben zum Beispiel aus Angst vor den Konsequenzen nie riskieren würde.
Das klingt nach Spaß!
Klar, man kann die wildesten Abenteuer erleben. Aber man kann auch produktiv werden, indem man zum Beispiel an der kreativen Lösung eines Problems arbeitet, das einem im wachen Leben Kopfzerbrechen bereitet, die bevorstehende mündliche Prüfung oder das Vorstellungsgespräch durchspielt, um sich auf den Ernstfall vorzubereiten oder seinen Aufschlag für das nächste Tennismatch trainiert.
Ist das nicht auch gefährlich, weil ich damit etwas unterdrücke, womit sich mein Unterbewusstsein ja offensichtlich noch beschäftigen will?
Ganz im Gegenteil, man kann sich so schließlich bewusst mit einer vom Traum "vorgeschlagenen" Problematik beschäftigen. Man sollte sich zum Beispiel bei ständig wiederkehrenden Albträumen ohnehin auch im Wachzustand damit beschäftigen, was diese zu bedeuten haben. Zudem bleibt auch selbst für den besten Klarträumer immer noch ausreichend regulärer Traumschlaf übrig. Die natürliche Funktion der Träume
Wie lange kann ich pro Nacht klarträumen?
Sie träumen jede Nacht etwa 90-120 Minuten und ein Anfänger kann davon zunächst vielleicht 3-5 Minuten in bewusst erlebte Traumzeit verwandeln. Das klingt nicht gerade nach viel, doch selbst der kürzeste Moment der Erkenntnis, gerade bewusst die eigene Traumwelt wahrzunehmen und sich nach freiem Willen in ihr bewegen zu können, ist schon ein einzigartiges Erlebnis, das jeder mal gemacht haben sollte.
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