Nichts inspiriert unsere Chefredakteurin so sehr wie andere Menschen. Jeden Monat erzählt sie hier von ihren Treffen. Diesmal sprach sie mit der Drehbuchautorin und Produzentin Andrea Willson.
Filme spiegeln das Leben. Deshalb ist es so interessant, wie dort Frauen und Beziehungen dargestellt werden. So war ich gespannt, was die Drehbuchautorin Andrea Willson dazu sagt, als wir uns in Berlin zum Gespräch treffen. Sie hat nicht nur eine großartige Ausstrahlung, sondern auch ganz klar ihren Weg gefunden und ist fest überzeugt, dass wir manchmal dahin gehen
müssen, wohin uns das Leben führt.
Wie sind sie als Produzentin zum Drehbuchschreiben gekommen?
2010 hatte ich eine Art Glaubenskrise. Das Streben der Branche nach der Millionen-Zuschauermarke, egal welche Qualität ein Film hat, fand ich desillusionierend. Ich brauchte eine Pause.
Und dann?
Dann hat mich meine Freundin Sarah Wiener gefragt, ob ich Lust hätte, ihr "Speisezimmer" neu einzurichten. So etwas hatte ich noch nie gemacht und bei der Arbeit Stärken gespürt, derer ich mir bis dahin nicht bewusst war. Das hat mir meinen Glauben an meine Kreativität zurückgegeben – und daran, dass ich auch für den Film eine eigene Vision habe, der ich vertrauen sollte.
Damit kam die Lust aufs Schreiben?
Ja, ich hatte einen Roman optioniert, und merkte, ich würde gern das Drehbuch schreiben. Gleichzeitig war ich unsicher, ob ich das kann. Zum Glück gab es drei Menschen, die mich bestärkt haben.
Das deutsche Kino hat jede Menge männliche Stars. Wo sind die Frauen?
Es gibt es sehr starke Mädchenfiguren, etwa in "Ostwind". Heldinnen, die Mut haben. Ab einem bestimmten Alter sind Frauen zu oberflächlichen Nebenrollen verdonnert. Wir geben ihnen nicht das Gewicht, das Männerrollen haben. Das muss sich ändern. Daran arbeite ich.
In der Hitkomödie "Fack ju Göhte" ist die Hauptrolle eine spießige Lehrerin. Ja, und Elyas M’Barek ist der tolle junge Typ, der am Ende mit ihr zusammen kommt, was im wahren Leben wohl eher nicht passieren würde. Aber es ist so glaubhaft erzählt und reizt das weibliche Publikum zu träumen.
Was macht Liebe im Film glaubwürdig?
Wenn zwei sich gegenseitig entdecken. Wenn sie im anderen etwas sehen, was er noch nicht in sich selbst gesehen hat – das weckt Emotionen und dann beginnt eine Beziehung zu wachsen.
Verraten sie mir noch Ihr Lebensmotto.
Man trifft im Leben Entscheidungen, die nicht immer gut sind. Das Schöne am Älterwerden ist, zu sehen, dass doch alles Sinn macht.
Andreas Lieblingsorte
Andrea Willson, 50, kam als Tochter deutsch-amerikanischer Eltern in Heidelberg zur Welt. Sie wuchs in Kalifornien, Belgien und der Schweiz auf. Ihre Filmkarriere begann sie im Dokumentarbereich. In der deutschen Filmbranche etablierte sie sich als Produzentin (u. a. "Anatomie", "Rubbeldiekatz") und schreibt heute auch Drehbücher, etwa für die Filme "Vaterfreuden", "SMS für Dich" und "Nur gute Freunde".