Sicher wüsste jeder gern, wie er sich in bestimmten Situationen motivieren kann. Welche Faktoren für eine große Portion Motivation wichtig sind, erklärt uns Expertin Antje Heimsoeth im Interview.
"Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommele nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer." Das schrieb einmal der französische Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry. Was er eigentlich damit meint, ist ganz schnell zusammengefasst: Für unsere Motivation sind unsere Ziele ganz entscheidend. Das weiß auch Mental Coach Antje Heimsoeth. Sie klärt uns auf, welchen Unterschied es zwischen Selbstmotivation und Motivation gibt und und verrät uns außerdem, wie es mit einer Blitz-Motivation klappt.
emotion.de: Motivation und Selbstmotivation - gibt es hier eigentlich einen Unterschied?
Antje Heimsoeth: Motivation lässt sich in die Bereiche Fremd- und Selbstmotivation aufgliedern.
Die kraftvollste Motivation ist die Selbstmotivation und intrinsische Motivation. Ohne eine sehr hohe Dosis an Selbstmotivation wären Spitzenleistungen nicht möglich.
Wovon hängt mein Motivationszustand ab? Warum kann ich Dinge manchmal leichter umsetzen, ein anderes Mal kann ich mich kaum aufraffen?
Unser Motivationszustand hängt von extrem vielen Faktoren ab. Wir sollten uns zum Beispiel immer die Frage stellen: "Interessiere ich mich wirklich für das, was ich tue? Habe ich einen Nutzen davon?" Natürlich spielt auch unsere Tagesverfassung eine Rolle, ob wir krank oder gesund sind. Außerdem sind Ziele enorm wichtig. Gibt es eigene Ziele oder sind sie vorgegeben (Mein Partner wünscht sich, dass ich zehn Kilo abnehme.). Dann ist natürlich die Arbeitsumgebung ausschlaggebend und ob wir uns darin wohlfühlen oder uns aktuell eher langweilen. Auch ungelöste Konflikte sind entscheidend für unseren Motivationszustand. Und damit sind nur ein paar wenige Faktoren genannt, die unsere Motivation beeinflussen.
Die Aufschieberitis
Warum ist Prokrastination, also Aufschieberitis, ein so weit verbreitetes Phänomen?
"Morgen, morgen, nur nicht heute..." – so heißt es im Volksmund. Chronisches Aufschieben ist weit verbreitet.
Insgesamt scheint das Problem der extremen "Aufschieberitis" vor allem bei Menschen aufzutreten, die sich selbst organisieren müssen, wie das zum Beispiel bei Studenten der Fall ist.
Wie kann ich meine eigene Motivation positiv beeinflussen?
Die Eigenmotivation zu stärken, gelingt vor allem durch das Verfolgen eigener Ziele. Das ist nicht immer möglich, etwa im Job, kann aber durch ein großes Maß an Eigeninitiative, Identifikation mit den Aufgaben, Freude am Beruf und Mit-Verantwortung ausgeglichen werden. Gönnen Sie sich Auszeiten und Ruhe, um wieder motiviert an die Arbeit zu gehen. Tragen Sie Meinungen und Einstellungen von anderen und einschränkende Glaubenssätze ins "Museum". Suchen Sie sich neue Herausforderungen und tasten Sie sich in neue Arbeitsbereiche vor. Belohnen Sie sich selbst für Erfolge und feiern Sie sie!
Wenn ich mir nicht sicher bin, was ich möchte, kann ich mich dann überhaupt selbst motivieren?
Das wird schwer und ist eigentlich auch nicht möglich.
Ziele sind für unsere Motivation entscheidend
Und in diesem Zusammenhang: Wie wichtig sind meine Ziele für meine Motivation?
Sehr wichtig. Mit positiven, realistischen, konkreten, zeitlich fixierten, aktiven, überprüfbaren, interessanten, individuellen und visionären Zielen überwinden wir unsere Bequemlichkeit, sind motivierter und übernehmen Verantwortung für uns und unser Leben.
Job und Privatleben - gibt es in diesen beiden Bereichen unterschiedliche Arten von Motivation?
Die Motivation, die von innen kommt (intrinsisch), ist die Leidenschaft für eine Sache. Sie beschreibt etwas, was wir selbst aus innerer Überzeugung wollen. Je höher sie ist, desto mehr begeistern wir uns für unsere Aufgabe. Und das gilt im Beruf wie im Privatleben. Sicherlich kommt es im Job darauf an, welche Leistungen der Chef von uns erwartet. Das wiederum wäre die extrinsische Motivation. Die extrinsische Motivation wird von der Umwelt erzeugt. Wir bekommen etwas als Lohn für unsere Leistung. Treibende Kraft sind hier Prämien, Privilegien, Status oder Anerkennung durch andere.
Motivation auf die Schnelle
Wie abhängig bin ich von meiner Außenwelt, was meinen Antrieb angeht?
Der chinesische Philosoph Konfuzius sagt: "Suche dir eine Arbeit, die du liebst – dann brauchst du keinen Tag im Leben mehr zu arbeiten." Also je mehr wir im Einklang mit dem sind, was wir tun, umso mehr gehen wir in der Tätigkeit auf, fühlen uns nicht erdrückt, sondern beflügelt durch das, was wir tun. Dieses Glück steht und fällt mit der Art der Arbeit, die wir ausüben.
Der eigene Glaube ist entscheidend
Welche entscheidenden Faktoren müssen gegeben sein, damit ich motiviert bin? Inwieweit unterscheiden sich diese Faktoren im Job und privat?
Ein wichtiger Faktor im Job und privat ist der eigene Glaube daran, ein Ziel erreichen zu können. Glauben wir selbst daran, dass wir ein uns vorgenommenes Ziel erreichen können oder zweifeln wir daran? Ebenfalls ein entscheidender Faktor im Beruf dagegen ist das Führungsverhalten des Vorgesetzten.
Geld als äußerer Anreiz ist umstritten. Es gibt Studien, die behaupten, ohne finanzielle Zuwendungen leisten Menschen nicht mehr, als sie unbedingt müssen. Andere zeigen auf, dass Geld nur bedingt motiviert und dies abhängig vom Aufgabenbereich.
Und noch ein Tipp: Oft drehen sich Ziele darum, etwas zu haben. Das klappt oft erst, wenn Sie sich zunächst darauf konzentrieren, etwas zu sein: "Ich bin mental stark und selbstsicher."
Und umgekehrt: Wann klappt es so gar nicht mit der Motivation?
Ein Motivationstief kann mal vorkommen und ist normal. Meist klappt es gar nicht mit der Motivation, wenn wir etwas tun "müssen", zum Beispiel joggen oder abnehmen oder auch wenn wir uns langweilen. Der Philosoph Immanuel Kant hat das so formulierte: "Ich kann, weil ich will, was ich muss."
Sie möchten noch mehr konkrete Tipps, wie Sie Ihre Motivation steigern können? Dann sollten Sie diesen Artikel lesen.
Sie sind der Meinung, dass wir bestimmte Werkzeuge brauchen, die uns dabei helfen, Motivation aufzubauen.
Es gibt einen großen Pool an möglichen Werkzeugen. Dazu gehören unter anderem realistische Ziele setzen, Stärken stärken, Vertrauen schenken und auch Spaß als einen Erfolgsfaktor betrachten. Um nur ein paar davon zu nennen.
Gibt es konkrete Notfall-Tipps, wenn ich möglichst schnell möglichst viel Motivation brauche?
Eine konkrete Vision kann helfen, das Fokussieren auf schriftlich formulierte Ziele, aber auch das Visualisieren von Erfolgserlebnissen kann ein guter Hebel sein, um sich auf die Schnelle zu motivieren. Sich das Ziel bildhaft vorstellen, auf dem Weg Konflikte klären und Niederlagen als Lernchance begreifen, wieder aufstehen und seine Leistung analysieren – diese Tipps können ebenfalls Motivationsschübe auslösen.
Antje Heimsoeth, Expertin für Selbstführung, Mentale Stärke und Motivation ist Dipl. Ing. (FH) und gehört wohl zu den bekanntesten Coaches und Vortragsrednerinnen in Deutschland. Seit 2003 bietet sie mit der SportNLPAcademy® und Leadership Academy Ausbildungen, Seminare und Coachings in den Bereichen Business, Gesundheit und Sport an. Heimsoeth veröffentlicht regelmäßig Beiträge zum Thema Mentale Stärke, Selbstwert, Selbstvertrauen, Motivation, Führung, Kommunikation und Mentale Gesundheit. Außerdem hat sie ihre Erfahrungen und ihr Praxiswissen mittlerweile in mehreren Büchern niedergeschrieben. Mehr Informationen über Antje Heimsoeth finden Sie unter www.antje-heimsoeth.com und ebenfalls auf dieser Seite: www.business-mentaltrainer.eu.