Der Tag scheint davonzufliegen? Sie wünschen sich mehr Gelassenheit im Alltag? Cordula Nussbaum stellt in der EMOTION-Vortragsreihe Ideen für ein neues Zeitmanagement vor, das sogar kreative Chaoten glücklich macht.
EMOTION: Frau Nussbaum, die Arbeitswelt ist schneller und komplexer geworden. Was bedeutet das für unser Zeitmanagement?
Cordula Nussbaum: Dass auch die Methoden zum Umgang mit Zeit immer schneller auf ihre Alltagstauglichkeit überprüft werden müssen. Selbst neuere Tipps wie "Checken Sie Ihre
E-Mails nur dreimal am Tag" gehen an der Realität vorbei. Dennoch glauben viele Berufstätige, sich danach richten zu müssen, und sind frustriert, dass das nicht klappt.
Was hilft dagegen?
Sich als Erstes die eigenen Talente und den eigenen Arbeitsstil bewusst zu machen. Denn das hat einen massiven Einfluss darauf, was uns motiviert und wie wir erfolgreich arbeiten können. Für einen kreativen Chaoten ist zum Beispiel Abwechslung wichtig, als Call-Center-Agent mit strikten Gesprächsvorgaben geht so jemand ein. Ein Systematiker wäre möglicherweise als Journalist einer Tageszeitung gestresst, weil diese Arbeit kaum planbar ist.
Können so unterschiedliche Typen zusammenarbeiten?
Sehr gut sogar. Wichtig ist, den verschiedenen Stärken und Schwächen Rechnung zu tragen. Man sagt, Querdenker seien Meister im Anfangen, würden aber "nichts" zu Ende machen. Das ist im Kern richtig - und super.
Wirklich? Das müssen Sie erklären.
Cordula Nussbaum: Friedrich Nietzsche lässt Zarathustra sagen: "Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können." Chaos bedeutet, Dinge aus ihrem Zusammenhang zu lösen und dynamisch weiterzuentwickeln. Das ist wichtig für Unternehmen.
Aber wie kommt man nach der Initialzündung dann ans Ziel?
Durch das richtige Zusammenspiel. Querdenker suchen eher neue Wege und gehen auch mal ein Risiko ein. Das ist ein Motor für den Fortschritt. Aber nur mit den richtigen Partnern, den systematischen Umsetzern. Wie beim Staffellauf können sie das Projekt übernehmen. Ein Dream-Team!
Sie bezeichnen sich selbst als kreative Chaotin und hatten früher manchmal das Gefühl, mit Ihrem Arbeitsstil anzuecken.
Ja, bis mir klar wurde, es bringt nichts, mich zu verbiegen. Jeder ist richtig, so wie er ist. Und wenn ich mit Menschen arbeite, mit denen ich mich ergänze, werden meine "Schwächen"
sogar zur Chance für den anderen.