Bei der Commerzbank wurde Tanja Birkholz häufig als Krisenmanagerin eingesetzt. Denn Veränderung begreift sie immer als Chance – und setzt dabei auf das Vertrauen ihrer Mitarbeiter. Auch sonst hat sie eine ganz eigene Vorstellung davon, was eine gute Chefin ausmacht.
Jahre war sie so etwas wie eine Spezialistin für schwierige Situationen bei der Commerzbank. Immer dann, wenn irgendwo Probleme aufzuflackern drohten, wurde sie gerufen. Das ist mittlerweile vorbei: Tanja Birkholz ist seit 2011 Bereichsvorstand für Investor Relations – und arbeitet damit direkt unterhalb der Vorstandsebene. 14 Jahre ist sie jetzt im Unternehmen, in dieser Zeit hatte sie sechs verschiedene Führungspositionen inne – immer in neuen Abteilungen, die Namen tragen wie Finance Architecture, Ressourcensteuerung oder Zentraler Stab Risk Strategy.
Der Einstieg in die Führungslaufbahn
2007 wurde Tanja Birkholz bereits mit dem "Handelsblatt"-Preis "Karriere des Jahres" ausgezeichnet. Da war sie gerade 34. Umso mehr überrascht es, wenn sie sagt: "Beruflicher Erfolg ist nicht der einzig glücklichmachende Faktor." Tatsächlich war ihr das schon sehr früh klar. Denn während ihrer Jugend erkrankte ihre Mutter schwer; das hat sie geerdet. Wahrscheinlich ist es genau diese innere Haltung, die die Bad Homburgerin so weit gebracht hat. Sie wirkt unaufgeregt, an der Sache interessiert. Was bestimmt ein Grund dafür ist, warum sie in ihrem ersten Team zu einer Art Klassensprecherin ernannt wurde. Damals gab es Probleme mit dem Vorgesetzten. Tanja Birkholz vermittelte. "Weil das so gut klappte, machte die Bank mir das Angebot, das Team gleich selbst zu leiten." Das war der Einstieg in ihre Führungslaufbahn.
Du machst das jetzt!
"Ich wurde ins kalte Wasser geworfen", erzählt sie. Heute ist sie dankbar, dass es im Unternehmen immer jemanden gab, der gesagt hat: "Du machst das jetzt!" "Ich bin nicht der Typ, der immer gleich 'hier' schreit", sagt sie. Auch in ihren Teams bevorzugt sie leise Töne, gerade dann, wenn sie irgendwo neu anfängt.
"Wenn ich eine Führungsposition übernehme, muss ich nicht erst alle bestehenden Strukturen umschmeißen, um zu zeigen, wie konsequent ich bin. Das ist nicht mein Stil", erklärt sie. Ab und zu beäugen sie dann ihre Vorgesetzten. Aber sie bildet sich erst ihre ei- gene Meinung, nimmt sich Zeit für Entscheidungen, zieht diese dann jedoch konsequent durch. Von guter Führung hat sie eine klare Idee: "Mein Ziel ist es, mich im operativen Geschäft überflüssig zu machen, Strukuren und Prozesse entsprechend aufzusetzen. Aufgabe von Führung sollte es sein, das Team auf das Übermorgen vorzubereiten."
Mit Selbstmarketing kann sie nichts anfangen
Tanja Birkholz will, dass ihre Mitarbeiter wachsen, auch dann, wenn sie dadurch größer werden als sie. Mit Selbstmarketing kann sie dagegen nichts anfangen. Schon in der Schule hat es sie gestört, wenn jemand nur das wiederholt, was bereits gesagt wurde.
Tanja Birkholz reflektiert häufig ihren Job und die damit verbundenen Aufgaben: "Ich würde gern versuchen, mit meinem Beruf einen noch unmittelbareren Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, als ich das jetzt schon tue", sagt sie, die erfolgreiche Bankerin.
Das muss sich doch organisieren lassen!
Seit sie Mutter eines Dreijährigen ist, denkt sie auch viel darüber nach, ob Unternehmen wirklich nur in den klassischen Strukturen funktionieren. Ginge es tatsächlich nicht anders, nicht netzwerkorientierter? Das muss sich doch organisieren lassen! Und während sie über flexible Arbeitsplätze spricht, spürt man sofort ihre Leidenschaft, den Mut und die Überzeugung, dass man es einfach nur anpacken muss.
Was wir noch wissen wollen
emotion: Wo holen Sie sich neue Impulse?
Tanja Birkholz: In der Begegnung mit Menschen aus anderen Bereichen. Das können Ärzte, Sportler oder Biologen sein. Aber natürlich auch bei Kollegen.
Wie hat der Erfolg Sie verändert?
Ich bin gelassener geworden. Ich renne nicht gleich hektisch los, sondern reflek- tiere, was wirklich sinnvoll ist. Ich habe gelernt, besser Grenzen zu ziehen und konsequent zu führen.
Was macht für Sie ein junges Talent aus?
Das ist jemand, der eine eigene Vorstellung von der Welt hat, bereit ist, diese mitzugestalten, sich aber trotzdem auf Spielregeln einlässt.
Lebensmotto?
Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum.
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Einsendeschluss ist der 09. April 2014.
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