Kopfschütteln, Lob, Kritik: Als Edda Schröder ihren Posten bei einer Privatbank aufgab, hätten die Reaktionen nicht unterschiedlicher sein können. Heute führt die Frankfurterin einen Mikrofinanzfonds und hört vor allem eines: "So etwas hätte ich auch gern gemacht!"
Frau Schröder, ihre Mikrokredite werden bevorzugt an Frauen vergeben. Warum ist das so?
In den meisten Fällen können wir uns in den Entwicklungsländern auf die Frauen besser verlassen. Sie sind engagierter, setzen sich besser durch und übernehmen mehr Verantwortung als die Männer. Gleichzeitig hilft es ihnen, ihr Standing in der Familie oder im Dorf zu verbessern, wenn sie die Finanzen managen. Langfristig stärken wir die Rolle der Frau und fördern so ihre Unabhängigkeit.
In der männerdominierten Finanzbranche waren Sie Geschäftsführerin der Privatbank Schroeders. War das auch ein Kampf um Ansehen?
Auf europäischer Ebene auf jeden Fall, dort saßen nur Männer in den Gremien und ich wurde gern überhört. Auch als ich mit dem Fonds startete, haben mich ehemalige Kollegen oft belächelt.
Heute ist der Fonds stark und ich ernte deutlich mehr Respekt. Am Ende punktet man ausschließlich mit Erfolg. Ich glaube, viele Frauen arbeiten aus diesem Grund so viel härter.
Sie hatten einen lukrativen Job, der viel Sicherheit geboten hat. Was hat Sie zur Veränderung bewegt?
Ich wollte schon früher in die Entwicklungshilfe gehen. Damals lehnte man mich ab – es wurden Ingenieure und Ärztinnen gebraucht, keine Banker. Später wurde ich auf das Thema Mikro finanzierung aufmerksam. Es bot die Chance, mit Geld endlich etwas Sinn volles zu machen. 2005 kündigte ich und fing an, gezielt am Aufbau eines eigenen Fonds zu arbeiten.
Einfach so?
Ich bin ins kalte Wasser gesprungen, ja. Mich faszinierte die Idee, Kapitalanlage und Entwicklungshilfe sinnvoll zu verbinden. Wenn mich etwas begeistert, dann ziehe ich es durch. Das gilt hier ebenso wie fürs Rucksackreisen oder Paragliding.
Wie gestaltete sich die Gründungsphase? Gab es Stolpersteine?
Es hat alles deutlich länger gedauert, als ich erwartet habe. Die GmbH war schnell gegründet, aber der Fonds wuchs sehr langsam. Und ich habe mich auf dem Weg von einem Geschäftspartner getrennt und auch Fehler begangen. Später sprang in der Finanzkrise ein wichtiger Investor ab.
Dachten Sie je daran, aufzugeben?
Nein. Ich war und bin überzeugt davon, dass das Konzept der Mikrofinanzierung funktioniert. Enthusiasmus und Authentizität sind der beste Motivator. Das springt auch auf potenzielle Investoren über.
Wobei können Sie eine Mentee unterstützen?
Ich möchte einer Frau dabei helfen, eine Hürde zu nehmen. Es gibt immer eine Lösung – solange man wirklich für seine Idee brennt.
Edda Schröder, 50, hat 2006 den Mikrofinanzfonds "invest in Vision" gegründet, zuvor war sie in der Asset Management Branche tätig. "invest in Vision" vergibt Darlehen an Partnerfinanzinstitute in Schwellen- und Entwicklungsländern. Vor Ort werden Mikrokredite an Kleinunternehmer und Privatpersonen vergeben. www.investinvisions.com
So werden Sie Mentee
Sie sind eine selbstbewusste Frau, die sich beruflich weiterentwickeln will. Sie sind selbstständig oder arbeiten in einem Unternehmen. Ihre Pläne für die berufliche Zukunft sind zwar schon ausgereift, aber Sie wünschen sich noch zu entscheidenden Details einen kritischen Blick von außen. Schreiben Sie uns an mentorin@emotion.de auf maximal einer DIN-A-4-Seite, warum und wofür Sie das Gespräch mit unserer Mentorin gewinnen möchten. Außerdem brauchen wir Ihren beruflichen Lebenslauf, ein aussagekräftiges Bewerbungsfoto und Ihre Zusage, dass wir Sie im Falle des Gewinns im Heft und auf EMOTION.de abbilden dürfen. EMOTION stellt den Kontakt zwischen Mentorin und Gewinnerin her, übernimmt die Spesen für zwei bis vier Treffen und begleitet den Prozess (ohne bei den Treffen dabei zu sein). So werden Sie Teil unseres großen Mentorinnen- und Mentee-Netzwerks.
Das Ziel
EMOTION möchte Sie beruflich voranbringen und vernetzen. Deswegen erhalten Sie als Leserin beim Mentoring-Programm die Chance, erfolgreiche Frauen kennenzulernen, die sich durch ungewöhnliche und interessante berufliche Lebensläufe auszeichnen.