Als sie merkte, dass fiebernde Kinder und berufliche Verpflichtungen schwer zu vereinbaren sind, gründete Angela Schmidt eine Kindernotfallbetreuung.
Frau Schmidt, die Notfallmamas springen ein, wenn kranke Kinder nicht in die Kita oder Schule gehen können, ihre Eltern aber unbedingt zur Arbeit müssen. Wie ist Ihnen die Idee dazu gekommen?
Als ich selbst von der Situation betroffen war. Unsere Tochter Sara war ein Jahr alt, wir hatten sie gerade in der Kita eingewöhnt und ich war zurück in meinem alten Job, da bekam sie eine heftige und langwierige Bronchitis. Ich fiel drei Wochen aus, was mein Arbeitgeber natürlich gar nicht gut fand.
Vielen Firmen fällt es schwer zu akzeptieren, dass Eltern wegen kranker Kinder zu Hause bleiben müssen ...
Ja, deshalb sind die Unternehmen von meiner Geschäftsidee auch ganz begeistert. Wir bieten ihnen an, bei uns ein Kontingent zu kaufen, das sie bei Bedarf abfragen können. Wenn ein Mitarbeiter wegen dringender beruflicher Termine nicht bei seinem kranken Kind bleiben kann und keine andere Betreuungsperson für sein Kind findet, kümmert sich eine unserer Notfallmamas zu Hause um das Kind.
Was war die größte Herausforderung bei Ihrer Existenzgründung?
Die Überzeugungsarbeit, die ich leisten musste. Die Firmen waren zwar angetan, aber ich hatte ja auch Kontakt zu Behörden, um eventuelle Auflagen abzuklären, und zur Bank, um einen Kredit zu bekommen. Viele haben die Notwendigkeit eines solchen Betreuungsangebots gar nicht gesehen. Manchmal wurde ich auch gefragt: "Wofür braucht man das? Wenn unser Kind krank ist, bleibt meine Frau zu Hause." Ich finde es bedauerlich, dass Frauen wegen der Kinderbetreuung im Job immer noch benachteiligt werden. Was die Vereinbarkeit von Beruf und Familie betrifft, sind wir in Deutschland noch lange nicht da, wo wir hinmüssen.
Wie haben Sie die Kritiker überzeugt?
Mit ehrlichen Erzählungen aus dem echten Leben. Ich kenne ja beide Seiten: die der Unternehmen und die der Mütter. Aus meinen früheren Jobs weiß ich, wie nervig es für eine Firma ist, wenn die Arbeit liegen bleibt, weil Mitarbeiter fehlen. Und ich bin selbst Mutter, weiß also, wie oft Kinder krank sind.
Hatten Sie zwischenzeitlich Zweifel, ob Ihre Geschäftsidee aufgeht?
Sicher, Zweifel hatte ich immer wieder mal, vor allem zu Beginn, als ich noch viel Akquise machen musste. Bis sich ein Unternehmen entscheidet, unseren Service zu buchen, vergeht oft viel Zeit. Heute weiß ich, dass Entscheidungsprozesse in großen Unternehmen dauern und kann gelassen damit umgehen.
Wie könnten Sie Ihrer Mentee helfen?
Ich könnte Sie in Fragen zur Existenzgründung sicher gut beraten. Außerdem bin ich branchenübergreifend vernetzt und würde ihr bei Bedarf auch passende Kontakte vermitteln.
Gibt es einen Ratschlag, der Ihnen bei Ihrer Gründung geholfen hat?
Ich habe mal drei Jahre in einem Startup-Unternehmen gearbeitet. Die wichtigste Lehre, die ich daraus gezogen habe, ist: Halte an deiner Idee fest, lass dich von Kritikern nicht beirren. Außerdem musste ich in den letzten Jahren oft an einen Freund denken, der mir mal gesagt hat: "Die ersten drei Jahre nach der Gründung sind verdammt anstrengend, aber da muss man durch und dann macht’s richtig Spaß." Das hat mich immer wieder motiviert.
Was war besonders anstrengend?
Als wir immer größer wurden und neue Standorte aufgemacht haben, gab es für mich allein zu viel zu tun. Ich habe mir dann einen Geschäftspartner mit ins Boot geholt, das war ohnehin von Anfang an mein Ziel. So kann man die Aufgaben und Sorgen besser teilen. Das entlastet auch die Partnerschaft.
Apropos Partner: Wie sieht denn der Alltag von Ihnen und Ihrem Mann aus?
Er ist in der Woche beruflich unterwegs, ich kümmere mich dann allein um Sara. Wenn sie in der Kita ist, arbeite ich. Wenn ich viel reisen muss, hilft meine Mutter oder ein Babysitter.
Oder auch mal eine Notfallmama?
Ja klar, Sara findet das ganz toll. Die meisten Kinder sind begeistert, schließlich bekommen Sie von den Frauen, die sich um sie kümmern, die volle Aufmerksamkeit. Sara hat sogar schon mal zu mir gesagt: "Mama, ich möchte heute nicht in die Kita. Kann nicht lieber eine Notfallmama kommen?"
Angela Schmidt, 50, war Einzelhandelskauffrau, arbeitete später jahrelang als Office Managerin und Geschäftsführungs-Assistentin. Nach ihrer Kinderpause gründete sie 2012 in Hamburg "Die Notfallmamas". Mittlerweile hat sie 32 Mitarbeiter und bietet ihren Service in sechs Großstädten an. Mit ihrem Mann und ihrer fünfjährigen Tochter Sara lebt sie seit Kurzem in Berlin.
So werden Sie Mentee
Sie sind eine selbstbewusste Frau, die sich beruflich weiterentwickeln will. Sie sind selbstständig oder arbeiten in einem Unternehmen. Ihre Pläne für die berufliche Zukunft sind zwar schon ausgereift, aber Sie wünschen sich noch zu entscheidenden Details einen kritischen Blick von außen. Schreiben Sie uns an mentorin@emotion.de auf maximal einer DIN-A-4-Seite, warum und wofür Sie das Gespräch mit unserer Mentorin gewinnen möchten. Außerdem brauchen wir Ihren beruflichen Lebenslauf, ein aussagekräftiges Bewerbungsfoto und Ihre Zusage, dass wir Sie im Falle des Gewinns im Heft und auf EMOTION.de abbilden dürfen. EMOTION stellt den Kontakt zwischen Mentorin und Gewinnerin her, übernimmt die Spesen für bis zu drei Treffen und begleitet den Prozess (ohne bei den Treffen dabei zu sein). So werden Sie Teil unseres großen Mentorinnen- und Mentee-Netzwerks.
Das Ziel
EMOTION möchte Sie beruflich voranbringen und vernetzen. Deswegen erhalten Sie als Leserin beim Mentoring-Programm die Chance, erfolgreiche Frauen kennenzulernen, die sich durch ungewöhnliche und interessante berufliche Lebensläufe auszeichnen.