Egal ob es um Bewerbung, Arbeitsbedingungen oder den Umgang mit Kollegen geht: Businesscoach Isabel Thielen weiß Rat
FRAGE
Seit einem Jahr habe ich meinen Traumjob. Ich bin Assistentin des Vertriebsleiters in einer Manufaktur für Kunst und Design. Ein großer Teil der Tätigkeit besteht darin, Unterlagen vorzubereiten und Präsentationen zu erstellen, die mein Chef für seine Termine mit den Kunden braucht. Für meine Recherche benötige ich oft mehrere Tage, weil mir einfach wichtig ist, hundertprozentige Ergebnisse abzuliefern. Was mich manchmal ärgert, ist, dass mein Chef gar nicht sieht, wie viel Arbeit in der ganzen Vorbereitung steckt. Er macht mir immer wieder Druck, dass er Sachen schneller haben will. In letzter Zeit habe ich angefangen, Unterlagen abends mit nach Hause zu nehmen, damit niemand sieht, wie viel Zeit ich für die Aufbereitung der Informationen brauche. Mein Chef sagt, ihm reiche manchmal auch ein Entwurf. Aber ich möchte einfach keine halben Sachen abgeben. Auch für meine Karriere ist es mir wichtig, nur gute Ergebnisse abzuliefern. Wie finde ich einen Mittelweg?
Laura, 27 Jahre
ANTWORT
Es ist deutlich zu spüren, dass Sie gern Verantwortung übernehmen für die Aufgaben, die Ihnen anvertraut werden. Das ist eine wesentliche Voraussetzung für Erfolg. Aber Vorsicht vor der Perfektionismus-Falle! Aus der Psychologie wissen wir, dass hinter Perfektionismus eine überhöhte Erwartungshaltung und Selbstüberforderung steckt. Insbesondere Frauen unterwerfen sich häufig diesem selbst auferlegten Diktat. Weil sie alles richtig machen und dafür auch Anerkennung haben wollen, investieren sie übermäßig viel Energie. Sie finden kein angemessenes Ende, sondern glauben, immer noch mehr machen zu müssen, bis eben alles wirklich perfekt ist.Der Ausweg heißt hier, die eigenen Ansprüche kritisch zu überprüfen und sich mit weniger zufrieden zu geben. Das muss nicht automatisch einen Abstrich in der Qualität nach sich ziehen. Vielmehr geht es darum, den inneren Anspruch zu überwinden, alles bis ins letzte Detail auszuarbeiten.Sie schreiben, Ihr Chef wäre häufig auch mit einem Entwurf zufrieden. Er hat dabei die Effizienz Ihrer Arbeit im Auge. Denken Sie um! Gerade wenn Sie beruflich weiterkommen wollen, ist es entscheidend, dass Sie Prioritäten setzen, zum Beispiel mithilfe des Pareto- Prinzips. Lernen Sie, das zu tun, was wirklich notwendig und gefordert ist, aber nicht mehr. Gut zu sein im Job bedeutet auch zu entscheiden, welcher Einsatz für welche Aufgabe angemessen ist. Nur so können Sie wirklich effizient arbeiten.
Selbstcoaching-Tool: So wird aus Weniger Mehr
Sie sind sich nicht ganz sicher, wie viel Zeit Sie in eine bestimmte Arbeit investieren sollen? Dann kennen Sie das Pareto-Prinzip noch nicht.
Das Pareto-Prinzip geht zurück auf den italienischen Ökonomen und Soziologen Vilfredo Pareto (1848 bis 1923), der herausfand, dass in Italien 20 % der Familien rund 80 % des Volksvermögens besitzen. Daraus leitete er ab, dass Banken ihre Auftragslage weitgehend sichern könnten, wenn sie sich um die wohlhabenden 20 % kümmerten. Diese 80/20-Regel gilt in vielen Lebensbereichen. Gezielt angewendet, kann sie zum Beispiel zu Effizienzsteigerung führen. Wenn 20 % der eingesetzten Zeit 80 % der Ergebnisse bringen, dann heißt das, dass Sie mit sehr wenig Aufwand brauchbare Resultate erzielen können. Demgegenüber brächten 80 % zusätzlich investierte Zeit, nur noch den relativ geringen Mehrwert der letzten 20 %.
Daher ist es sinnvoll, den eigenen Einsatz gezielt zu steuern, statt um jeden Preis alles aus sich herausholen zu wollen. Die folgenden Leitfragen können Ihnen dabei helfen:
Probieren Sie diese Technik aus. Sie werden sehen, wie befreiend der Abschied vom Perfektionismus sein kann.