Dank ihrer Erfahrung als Filmemacherin weiß Sonja Hachenberger, wie man eine spannende Wirkung erzeugt.
Frau Hachenberger, sich in Szene zu setzen – damit haben Frauen nach wie vor Probleme. Warum eigentlich?
Frauen wollen oft perfekt sein, alles hundertprozentig richtig machen – deshalb stellen sie ihr Licht häufig unter den Scheffel. Und die Formulierung "sich in Szene setzen" klingt für viele, als müsste man sich verstellen. Dabei ist es am besten natürlich aufzutreten. Darauf zu vertrauen fällt vielen schwer, besonders wenn im Unterbewusstsein innere Glaubenssätze verankert sind wie "Ich bin eine graue Maus". Deshalb sind viele Frauen oft mehr als perfekt vorbereitet und haben trotzdem das Gefühl, nicht kompetent genug zu sein.
Was gehört denn zu einer gelungenen Selbstdarstellung?
Vor allem eine begeisterte Ausstrahlung. Wer sich selbst gut kennt und mit sich zufrieden ist, trägt das auch nach außen. Man wirkt authentisch. Das heißt aber nicht, dass ich alles offenlege, sondern vielmehr, dass ich die Facetten auswähle, die zur Situation passen.
Wie gelingt mir das?
Fragen Sie sich: Was kann ich gut? Was macht mich aus? Wie wirke ich auf andere? Das zu beantworten ist für die meisten Frauen die größte Hürde. Einmal geschafft und mit sich zufrieden, können sie spielerisch ihre verschiedenen Facetten zeigen. Jeder präsentiert sich anders, und das ist gut so.
Was hilft mir meinen Weg zu finden?
Ausprobieren. So banal das klingt. Trauen Sie sich, mal etwas anders aufzutreten. Reden Sie eher viel, nehmen Sie sich zurück und lassen den anderen kommen. Sind Sie eher zurückhaltend, versuchen Sie einen festen Händedruck, schauen Sie Ihrem Gegenüber in die Augen. Sie werden spüren: Es passiert etwas.
Muss ich mich spannend fühlen, um so zu wirken?
Sie müssen nicht denken: "Ich bin die Größte." Es reicht, wenn Sie authentisch sind. Nehmen Sie das Besondere an sich wahr. Aufgesetztes Gehabe nimmt Ihnen niemand ab. Auch ein Schauspieler muss seine Rolle leben und spüren, um glaubwürdig zu sein.
Wenn ich kurz vor einer wichtigen Situation stehe, etwa einem Vortrag oder einem Bewerbungsgespräch – wie bereite ich mich optimal vor?
Seien Sie inhaltlich so gut vorbereitet, dass Sie flexibel reagieren können, zum Beispiel auf Nachfragen. Wenn Sie wissen, wofür Sie stehen, wirken Sie automatisch souverän. Dann kann Ihnen nicht viel passieren. Ansonsten gilt: Tun Sie das, was Ihnen Sicherheit gibt. Wenn Sie einen Spickzettel brauchen, nehmen Sie ihn mit.
Was sollte ich vermeiden, wenn ich spannend wirken möchte?
Selbst von dem gelangweilt zu sein, was Sie vermitteln. Erzählen Sie nicht jedes unnötige Detail. Lassen Sie Emotionen entstehen – nichts verbindet Menschen besser und prägt sich besser ein.
Was dürfen die Zuschauer von ihrem Vortrag erwarten?
Spannende Unterhaltung! Die Zuschauer werden Ideen mitnehmen, wie sie sich wirkungsvoll präsentieren können. Und sie werden sich besser kennenlernen und mit dem Gefühl aufstehen, etwas anpacken zu können.
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Sonja Hachenbergers Tipp:
Erzählen Sie nicht alles! Lassen Sie Pausen wirken. Wenn es Ihrem Charakter entspricht, provozieren Sie oder arbeiten Sie mit Humor. Stellen Sie sich auf Ihr Gegenüber ein, treffen Sie den richtigen Nerv. Regen Sie zum Nachdenken an, das wirkt am längsten nach.
Die Filmemacherin und Trainerin für Eigen-PR ist überzeugt: Jeder kann spannend sein.
www.sonja-hachenberger.de