Unter dem Motto "FRAUEN, MACHT!" findet am 16. September die zweite EMOTION.Jobkonferenz re:work in hamburg statt. Wir haben die Speaker für dieses Jahr schon voher zum Interview gebeten.
Am 16. September findet die zweite EMOTION.Jobkonferenz re:work in Hamburg statt – dieses Jahr unter dem Motto "FRAUEN, MACHT!" Wir wollen diskutieren: über neue – weibliche – Führungsstile, neue Netzwerke und die Frage, wie Frauen endlich mehr Geld verdienen. Dazu bietet die Konferenz Workshops von Top-Experten zu Themen wie Arbeit 4.0, authentisch-überzeugendes Auftreten und das Entdecken der eigenen Talente. Tickets sind für 480 Euro (Rabatte für Abonentinnen, Studentinnen und für Firmenkontingente) in unserem Ticketshop erhältlich.
Katja Kraus ist Autorin, Mitglied des Aufsichtsrats der ADIDAS AG und Geschäftsführerin bei Jung von Matt/sports
Die ehemalige Fußball-Nationalspielerin war bis 2011 Mitglied im Vorstand des HSV. Katja Kraus hält bei der Konferenz die Keynote "Warum Frauen jetzt in Führung gehen".
Was muss gesellschaftlich passieren, damit Frauen ihre Karriereambitionen nicht so schnell aufgeben?
Wir müssen ein Klima schaffen, in dem es selbstverständlich ist, dass Frauen beides haben dürfen: Beruf und Familie. Uns fehlen noch elementare Rahmenbedingungen. Mir geht es auch um das Bewusstsein, dass wahre Gleichheit eben erst dann entsteht, wenn sich die
Frage der Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Männer und Frauen in gleicher Weise stellt.
Wie unterstützen Sie Frauen in Ihremberuflichen Umfeld?
Ich versuche sie vor allem dabei zu unterstützen, sich ihrer Rolle und ihrer Möglichkeiten bewusst zu sein. Frauen müssen sich von ansozialisierten Persönlichkeitsaspekten lösen, die ihnen so oft im Weg stehen. Konfrontationen nicht aus dem Weg zu gehen, zum Beispiel.
Das eigene Recht auf den Führungsanspruch zu erkennen.
Wie kann man das denn verändern?
Wenn Führungspositionen häufiger mit Frauen besetzt werden, ist der Multiplikationseffekt zwangsläufig. Frauen haben im Berufsumfeld eine höhere Veränderungsbereitschaft. Ich bin überzeugt, dass sie den Wandel, den die Gesellschaft in der Arbeitswelt fordert, schneller und konsequenter gestalten werden.
Sind Sie Feministin?
Ja. Und gern. Eigentlich sollte jede Frau Feministin sein und aufbegehren, solange Frauen für vergleichbare Arbeit weniger Geld verdienen oder ein schlechtes Gewissen haben müssen, weil sie sich verwirklichen wollen. Sie sagen auch, wir müssten beruflich alte Glaubenssätze durchbrechen.
Welche denn?
Zum Beispiel: „Wer am längsten arbeitet, leistet am meisten.“ Gerade junge Menschen erwarten mehr von ihrem Leben als einen Beruf auszuüben. Sie erwarten auch mehr von ihrem Arbeitgeber als die verlässliche Zahlung eines Gehalts. Die manifesten Rahmen werden aufbrechen, denn durch Entfunktionalisierung werden wir Gedankenfreiheit gewinnen.
Cristina Riesen ist General Manager EMEA, (Europe, Middle East & Africa) bei Evernote. Sie ist seit 2012 bei Evernote und hat dort u.a. den Standort in Zürich aufgebaut. Hauptsitz, des Unternehmens ist Redwood City, Kalifornien. Gemeinsam mit Eve Büchner gibt sie den Workshop "Work smarter, not harder – Arbeiten 4.0".
Sie haben das europäische Head-Office von Evernote mit aufgebaut und sind heute General Manager EMEA. Was bedeutet es für Sie, smarter zu arbeiten, nicht härter?
Smarter arbeiten bedeutet, die richtigen Werkzeuge zu nutzen. Wir haben unglaublich gute Technologien, die uns das Leben leichter machen können. Es ist falsch zu sagen, dass die Technik unser Leben bestimmt. Wir kontrollieren die Technik. Wir können sie so nutzen, dass sie uns ein natürlicheres, ausgeglicheneres Leben ermöglicht.
Sie haben mit Evernote einen Arbeitgebern gefunden, der Ihre Werte und Leidenschaft teilt. Nicht jeder hat so viel Glück...
Das ist ein wichtiger Aspekt für smarteres Arbeiten: Nehmen Sie ihren Job nicht, wie er ihnen übergeben wird! Gestalten Sie ihn soweit sie können selbst, damit er zu ihrer Persönlichkeit und ihrer Lebensgestaltung passt.
Das hört sich wunderbar an – aber auch unrealistisch für die meisten heutigen Arbeitnehmer. Wie bringen wir Arbeitgeber dazu, Arbeit neu zu denken?
Indem wir ihnen klarmachen, dass Nine-to-Five ein veraltetes Konzept ist. Micromanagement und alle Arbeitskräfte unter einem Dach, das macht heute weder logistisch, noch finanziell Sinn. Ausserdem sind wir auf andere Ressourcen angewiesen. Früher brauchten Arbeitgeber die Menschen, die am Meisten wussten. Heute ist Information für alle zugänglich. Heute braucht man den Menschen, die sich gut vernetzen und ihre Fähigkeit und ihr Wissen besondere effektiv ins Team einbringen. Menschen, die in der Lage sind, ihr Wissen und ihre Kreativität besonders zielgerichtet einzusetzen.
Glauben Sie, dass die traditionelle Arbeitsweise langfristig ökonomisch untragbar wird?
Absolut. Systeme, die sich nicht den gesellschaftlichen und Sozialen Veränderungen anpassen, werden früher oder später implodieren. Umsatz und Gewinn werden zukünftig nicht mehr auf Produktionsmasse, sondern auf emotionaler Intelligenz und Kreativität beruhen. Roboter können nicht alles leisten.
Was machen Sie bei Evernote anders?
Der erste Schritt ist die richtigen Mitarbeiter einzustellen. Die Umwelt verändert sich so schnell, eine Firma braucht Mitarbeiter, die Eigeninitiative zeigen, Flexibilität an den Tag legen und lösungsorientiert denken.
Welche Rolle spielen Sie dabei?
Als Führungskraft bin ich verantwortlich für ein angenehmes Arbeitsklima, in dem jeder Mitarbeiter seine eignen Fähigkeiten bestmöglich ausleben und ausbilden kann. Jeder will doch aufwachen und wissen, dass er einen wichtigen Teil zum Erfolg des Unternehmen beiträgt. Empathie spielt dabei eine große Rolle. Ich höre zu, bestärke und unterstütze jeden Einzelnen wenn Schwierigkeiten auftreten.
Eve Büchner ist Gründerin von refund.me. Dauerpräsenz im Büro ist von gestern, digitale Arbeitsplätze schenken uns neue Freiheit. Aus der Praxis berichtet Eve Büchner, Geschäftsführerin von refund.me, deren Mitarbeiter von mehreren Kontinenten aus zusammen arbeiten sowie Cristina Riesen, General Manager EMEA von Evernote. Gemeinsam mit Christina Riesen gibt sie den Workshop "Work smarter, not harder – Arbeiten 4.0".
Frau Büchner, Sie leiten mehrere Unternehmen vom Homeoffice aus. Wie geht das?
Still und leise, aber vor allem sehr effektiv. Ich telefoniere, maile, skype, und nutze WhatsApp, Facebook Messenger und Periscope. Auf all diesen Kanälen bin ich permanent ansprechbar, habe aber zu Hause auch meine Ruhe.
Sie haben 38 Mitarbeiter. Wie ist eine Zusammenarbeit möglich, wenn man sich praktisch nie gegenübersitzt?
Mit effektiver Kommunikation und dem Setzen von Zielvorgaben. Meinen Operating Officer, der sich um die täglichen Abläufe kümmert, spreche ich jeden Tag, mit den Abteilungen ein- bis zweimal wöchentlich, und ich tausche mich regelmäßig mit den einzelnen Mitarbeitern aus. Man muss definitiv strukturierter arbeiten und klarer kommunizieren. Das steigert gleichzeitig die Effizienz. Der Druck, sein Pensum zu schaffen, bleibt für jeden der gleiche.
Sie müssen Ihren Mitarbeitern ja sehr vertrauen ...
Ich bin ein offener und herzlicher Mensch und kann auch per Telefon oder Skype Nähe erzeugen. Ich stelle jeden Mitarbeiter selbst ein. Und auf meine Abteilungsleiter kann ich mich hundertprozentig verlassen. Außerdem arbeiten wir sehr automatisiert. Aber die Cloud und die Datenbank kann ich schnell und genau nachvollziehen, was jeder Einzelne leistet.
Was sind denn die Voraussetzungen dafür, um über die Cloud zu arbeiten?
Mitarbeiter müssen Eigenverantwortung, Organisationsfähigkeit und Disziplin mitbringen. Und das Bewusstsein, dass alle Freiheiten, die ihnen diese Arbeitsweise bietet, auch ein hohes Maß an Verlässlichkeit abfordert. Dann kann ein Mitarbeiter auch verkünden, dass er im kommenden Monat von Shanghai aus arbeitet. Ansonsten – neben Intelligenz ist unser einziges Einstellungskriterium ein funktionierendes WLAN.
Wo machen Sie selbst Abstriche?
Leider beim Schlaf. Mein Jüngster ist erst 15 Monate alt. Und mein Leben ist natürlich durchgetaktet. Mein Tag, die Woche, das Jahr. Aber für Mütter und Väter ist diese Art des selbst strukturierten Arbeitens genial. Ich selbst widme mich von 16 bis 20 Uhr ausschließlich
meinen Kindern und habe die Freiheit, flexibel mit ihnen zum Arzt zu gehen. Was liegen bleibt, wird nach 21 Uhr geschafft! So zu arbeiten, ist extrem familienfreundlich und sollte Schule machen. Die Umsetzung ist nicht einfach, aber wenn es klappt, ist es sehr bereichernd.
Hier finden Sie das gesamte Programm der re:work im Überblick.
Hier können Sie ein Ticket für die re:work 2015 kaufen.
Yasmine Orth und Tamara Dietl im Interview
Yasmine Orth ist Gründerin des GOERLZCLUB. Sie startete mit einem Newsletter, der junge Berliner Frauen zusammenbrachte. Heute ist daraus eine Community-Plattform geworden, die über 1.700 kreative Frauen regelmäßig zu Events zusammenbringt. Auf der re:work spricht sie über "Netzwerken und Empowerment – Wie weit trägt der Zusammenhalt unter Frauen."
Sie starteten mit einem Newsletter, der junge Berliner Frauen zusammenbrachte – daraus ist eine Community von mehr als 2000 Frauen geworden. Warum eigentlich Frauen?
Ich war 2004 einfach sehr fasziniert von den starken Berliner Frauen und hab früh – vor Facebook – erkannt, wie wenig diese vernetzt sind. Dazu war ich auf der Suche nach meiner Identität als Frau und Unternehmerin. Und je mehr ich eingetaucht bin in die Themen der Zeit
und des Älterwerdens, desto mehr habe ich moderne Weiblichkeit entdeckt. Es war nie gegen die Männer, auch nicht politisch, das war rein intuitiv, um die weibliche Kraft und ein Miteinander untereinander zu wecken.
Ihr Netzwerk hatte immer das Motto: "Miteinander statt nebeneinander".
Ja! Empowerment – Unterstützung und Inspiration – sind bis heute der Kern. Aber wir müssen natürlich unseren eigenen Weg finden und Verantwortung für uns selbst tragen.
Wie helfen Sie dabei?
Ich möchte dazu beitragen, dass wir unsere Potenziale voll entfalten können und vor allem Frauen sich ihrer Bedürfnisse bewusster werden und klarer dafür einstehen.
Genetzwerkt wird heute vor allem im Internet. Sie aber veranstalten Salons zu verschiedenen Themen, bei denen Frauen sich persönlich austauschen ...
Ja, ich finde Netzwerke im Internet bieten einen guten Überlick über relevante Themen. Digitale Technik hilft und beim schnellen Austausch von Information. Aber meine Salons sind Erlebnisse. Podiumsgespräche, Musik, Konversation. Jeder Salon hat ein ganzheitliches Programm, das inspirieren darf und Impulse setzen soll.
Eines der Themen der Konferenz ist "Work smarter – not harder". Wie setzen Sie das für sich um?
Ich bin viel in der Natur, mache Yoga und meditiere täglich. Dadurch bekomme ich eine gute Distanz zu den Dingen und lerne intuitiv Wichtiges besser von Unwichtigem zu unterschieden. Das hilft mir beim Loslassen. Ich mache mir immer wieder klar: Wir werden
nie fertig! Vertraue dem Unperfekten.
Tamara Dietl ist Autorin, Journalistin und Business-Coach für Führungspersönlichkeiten. Sie ist außerdem Dozentin in der Krisencoach-Ausbildung. Sie spricht auf der re:wokr über das Thema "Der sinnvolle Umgang mit Krisen".
Sie sagen: "Weibliche Führung ist kein Wunderwerk, sondern Handwerk." Wie lerne ich es denn?
Sie müssen als Allererstes sich selbst führen. Fragen Sie sich: Warum will ich eigentlich führen? Wenn Ihre Antwort "Geld und Prestige" lautet, rate ich dringend ab. Führung ist harte Arbeit.
Was wäre ein besseres Motiv?
Es ist wichtig, dass Ihnen Menschen am Herzen liegen, dass Sie gern gestalten, dass Sie Verantwortung auch dann übernehmen, wenn es schwierig wird.
Das würden sicher fast alle Frauen bejahen. Wie kann man dann dieses Studienergebnis erklären und ändern: Wenn Frauen ins Berufsleben starten, streben 43 Prozent von ihnen eine Top-Position an. Nach fünf Jahren im Job wollen das nur noch 16 Prozent ...
Das können nur die Frauen selbst ändern. Wir erwarten zu oft, dass uns der Weg gezeigt wird, dass andere sagen: "So musst du es machen." So läuft es aber nicht. Und wir denken zu schnell: „"Ach, das habe ich mir doch ganz anders vorgestellt." Und warten dann doch wieder
lieber auf den Prinzen auf dem Pferd. Wir sind die erste Generation von Frauen, die Top-Positionen erreicht und in ihnen Erfahrungen sammelt. Der Weg entsteht, während wir ihn gehen.
Sie wünschen sich eine andere Mentalität bei den Frauen?
Mein Lieblingswort in der Beratung ist: "TUN". Tun Sie es. Frauen sind vorsichtig, sichern sich ab. Viele Managerinnen, die ich berate, haben große Angst zu versagen und trauen sich nicht, authentisch aufzutreten. Es gibt eben noch keine Vorbilder für ihre Karrieren, für ihre Entscheidungen. Und dazu kommt der weibliche Perfektionismus.
In diesem Jahr starb Ihr Mann, der Regisseur Helmut Dietl. Wie gehen Sie mit Krisen um?
Ich habe mich meinen Ängsten immer gestellt. Ich denke nicht, dass das Leben mir etwas bieten muss. Die Unsicherheit ist der Normalzustand. Ich weiß, dass Schmerz und Leiden zum Leben gehören, und vertraue darauf, dass ich in allem Sinn finde. Denn Sinn ist, was uns reifen lässt, nicht Glück oder Erfolg.
Hilary Gallo und Stephanie Schorp im Interview
Hilary Gallo ist Autor und Coach. Auf der re:work spricht er zu dem Thema "The Power of Soft – how can being Soft mean reaching your goals".
Sie waren 20 Jahre lang Berater mit dem Spezialgebiet Verhandlung und sind dabei hart aufgetreten. Was gab den Anstoß dazu, Ihre Arbeitsweise zu überdenken?
Mein Ansatz hat sich langsam über diesen Zeitraum geändert. Aber der konkrete Auslöser als ich nach einem Businessmeeting nach Hause kam und ich mich so ungewöhnlich aggressiv ausgedrückt habe. Meine Freundin war schockiert. Das war nicht mehr ich.
Sie entdeckten "The Power of Soft"?
Ja. Die Macht des Sanften liegt in der Kombination von Weichheit und Grundfestigkeit. Ein stabiles Inneres erlaubt ein sanftes Äußeres. Um unsere Stabilität zu finden, müssen wir uns unserer eigenen Kraft und unserer Fähigkeiten bewusst werden. Kennen wir die, können wir auch weich und flexibel führen.
Wie führen Sie?
Es ist meine Aufgabe, auf den Stärken und Fähigkeiten eines Mitarbeiters aufzubauen und ihm dabei zu helfen, Hindernisse zu überwinden. Rückhalt bieten, dabei sanft die Richtung weisen. Das setzt gegenseitiges Vertrauen und Verständnis voraus.
Sind Frauen die besseren Manager?
Ich glaube, die Art, in der wir Macht abgeben, Macht ausüben und auf sie reagieren, ist ausschlaggebend für Manager. Das ist unabhängig von Geschlecht.
Warum finden wir dann immer noch so wenige Frauen in Spitzenpositionen?
Wenn das Umfeld und Arbeitsklima sich dahingehend ändert, dass auch Männer anfangen, einander im Job mit Verständnis und Mitgefühl zu begegnen, werden auch mehr Frauen sich in diesen Positionen wohlfühlen.
Stephanie Schorp ist Mitglied der Geschäftsführung der Comites GmbH in München. Sie ist Expertin für Management Diagnostik mit langjähriger Erfahrung im Recruiting: der Auswahl, Beurteilung und Entwicklung von Führungskräften im nationalen und internationalen Top-Management. Sie hät den Impulsvortrag "Arbeitswelt im Wandel" Blick aus der Perspektive der Personalberatung.
Sie sagen, Menschen, die führen können, gibt es wenige. Menschen, die gut führen können, noch weniger. Warum, glauben Sie, ist das so?
Weil in Deutschland immer noch zu viel Wert auf fachliche Ausbildung gelegt wird. Aber auch gute Führung muss man lernen. Sicherlich braucht man eine natürliche Fähigkeit und eine Lust dazu. Aber zu guter Führung gehört Selbstreflexion. Man muss sich aktiv damit befassen.
Vermitteln Sie mehr Männer oder mehr Frauen in Führungspositionen?
Bis jetzt mehr Männer, leider. Das liegt aber nicht daran, dass sie besser sind. Es liegt daran, dass wir noch keinen großen Pool an Frauen haben, aus dem wir schöpfen können. Es gibt die Frauen für diese Positionen. Frauen haben leider noch nicht gelernt, sich offensiv zu vermarkten.
Wie kann man mehr Frauen dabei unterstützen, den Weg bis an die Spitze zu gehen?
Den Frauen fehlen noch die Vorbilder, denen sie nacheifern können. Und das Umfeld muss sich ändern. Männer der alten Schule sind selten in der Lage, toughe Frauen aktiv zu fördern. Und lassen sich auch nicht gerne von ihnen führen. Männer und Frauen müssen gemeinsam an Veränderungen arbeiten. Und die Presse muss aufhören, auf den Niederlagen von gescheiterten Frauen rumzureiten und zu behaupten, diesen fehle der Biss. Menschen – und auch Frauen – scheitern nicht an ihren Fähigkeiten, sondern an Hidden Agendas.
Wodurch zeichnet sich Ihr Führungsstil aus?
Ich habe keinen Stil. Ich passe mich sehr stark individuell an. Der eine braucht Struktur und der andere braucht Empathie. Man muss sich individuell mit den Mitarbeitern auseinandersetzen. Führung ist wie Kindererziehung. Nichts spiegelt das Selbst so konsequent wie Führung und Kindererziehung.
Wie muss also die Zukunft der Personalführung aussehen?
Weniger Hybris, mehr Selbstreflexion. Führung muss ihre Legitimation in Kompetenz, Erfahrung und Menschlichkeit finden. Nicht in Hierarchie. Die Arbeitnehmer der Generation Y werden ihren Arbeitsplatz nicht mehr nach Marken und Unternehmen wählen, sondern nach Persönlichkeiten. Sie werden für die Menschen arbeiten wollen, die inspirieren und begeistern.
Ein Teil der Konferenz trägt den Titel “Work smarter – not harder”. Wie sieht das in Ihrer Vorstellung aus?
Wir sollten nicht mehr defizitorientiert denken. Jeder muss sich seiner Ambitionen und seiner Kernkompetenzen bewusst werden. Eine Profession, eine Berufung zu haben, ermöglicht das Zusammenspiel von Arbeit und Leben. Ein smartes Team setzt sich aus einem guten Mix aus Männern und Frauen zusammen. Smartes Arbeiten ist auch, weniger für die eigene Karriere, als im Dienste des langfristigen Unternehmenserfolgs zu arbeiten. Wirkliche Smartness im Beruf aber sind Netzwerke. Wer bin ich, wo stehe ich, wen kenne ich? Wer sind die Meinungsmacher? Wenn ich mich mit den Menschen gut auskenne, kann ich mich gut positionieren.