Felicitas von Kyaw rät Frauen, ihr eigener Sponsor zu sein. Das sei Smart Working in eigener Sache.
Ein modernes Büro in Berlin-Mitte. Eine große blonde Frau, braune Augen, offenes Lachen, High Heels. Der erste Eindruck: tough. Doch an ihrem linken Handgelenk blitzt rot ein aus Spitze gewirktes Glücksarmband. Eine sehr menschliche kleine Rückversicherung. Felicitas von Kyaw (sprich: Küjau – der Name stammt nicht aus dem Chinesischen oder Burmesischen, wie sie manchmal gefragt wird, sondern aus dem Böhmischen) mag die Kraft des Symbolischen.
Vielfalt ist Konzernphilosophie
Und sie mag es, in Bildern zu denken. Beim Energiekonzern Vattenfall war die 44-jährige gute drei Jahre Corporate Vice President Organisational Development & Change Management und da im Speziellen auch für Frauen in Führungspositionen verantwortlich. Inzwischen arbeitet sie als HR Director der BU Sales für Vattenfall Continental. Das Thema "Vielfalt" ist bei Vattenfall Konzernphilosophie. Das bedeutet: Nationalität, Alter, Erfahrungen – das alles ist relevant. Je mehr Blickwinkel ein Unternehmen willkommen heißt, desto besser erreicht es seine Ziele. Für Felicitas von Kyaw bedeutet das bildlich gesprochen: "Wir fahren nicht alle auf derselben Straße. Einige benutzen eigene Wege, sehen dadurch anderes und bereichern so die Perspektive."
Das kennt sie selbst von klein auf. Als Diplomatentochter ist sie oft umgezogen und hat im Ausland erfahren, wie es ist, "nicht Teil zu sein, aber Teil zu werden". Als Kind erlebte sie an der amerikanischen Schule, was für ein gutes Gefühl es ist, Aufgaben erfolgreich zu lösen und Verantwortung zu übernehmen – und zum Dank die Klassenschildkröte Lulu mit nach Hause nehmen zu dürfen. In Deutschland, sagt sie, sei es da noch darum gegangen, in "Schönschrift" gut zu sein.
Lernen von anderen Kulturen
Das hat sich auch bei uns geändert. Genau wie die Unternehmenswelt heute eine andere ist – globalisiert. 2011 hat sich ihr Arbeitgeber Vattenfall, dessen Konzernzentrale in Stockholm ist, europaübergreifend aufgestellt. Jetzt wird fast nur noch Englisch geredet, denn Angestellte aus verschiedensten Ländern arbeiten miteinander. Felicitas von Kyaw begrüßt das: "Wir können zum Beispiel viel von der schwedischen Unternehmenskultur lernen – gerade was das Thema Frauen im Beruf angeht. Dort ist es viel selbstverständlicher, zu arbeiten und Kinder zu kriegen. Beispielsweise gibt es keine so strenge Präsenzkultur wie bei uns, und man kann sein Kind auch schon am frühen Nachmittag abholen. Da haben wir Nachholbedarf in Deutschland."
Sie hat in Bonn Volkswirtschaft studiert und inzwischen gute 20 Jahre Managementerfahrung in den Bereichen Human Resources, Change & Transformation Management und Vertrieb. Sie hat für Konzerne, Consulting-Firmen und Start-ups gearbeitet und sich als systemische Beraterin und Coach weitergebildet. Die Frauen, die sie berät, sind meist in Führungspositionen. Und oft geht es dabei um Fragen der Weiterentwicklung im Unternehmen, um Selbstvermarktung, um Selbstbewusstsein.
"Ich empfehle Frauen, ihr eigener Sponsor zu sein, nicht darauf zu warten, entdeckt zu werden, und sich unbedingt Unterstützung zu holen: Förderer, Mentoren und Netzwerke", sagt sie. "Smart Working in eigener Sache" nennt sie das. Grundsätzlich empfiehlt sie, sich Änderungsziele zu setzen statt Vermeidungsziele, also sich nicht zu fragen, was einem Ziel im Weg stehen könnte, sondern zu schauen, wie man es erreicht.
Eine Haltung, die sie auch zu vermitteln versucht, wenn nicht alles glatt läuft. Dass ihr das am Herzen liegt, kommt nicht von ungefähr. Seit der Energiewende hat sie auch mit Reorganisation und Personalabbau zu tun. Felicitas von Kyaw räumt ein, das sei für niemanden, der davon betroffen sei, leicht. Da helfe nur, einen Schritt zurückzutreten, eine möglichst breite Perspektive zu suchen – "um dann in der Situation, die erst mal nur als unangenehm empfunden wird, zu überlegen, welches Potenzial in der Verränderung stecken könnte, und die eigene Kraft zu sehen".
Über Vattenfall
Vattenfall ist ein Energieversorgungsunternehmen, das zu 100 Prozent dem schwedischen Staat gehört und in verschiedenen Ländern Europas tätig ist. 2013 hat Vattenfall die "Charta der Vielfalt" auch in Deutschland unterzeichnet und sich damit verpflichtet, den Prinzipien für mehr Vielfalt im Unternehmen zu folgen. "Insbesondere das Thema Frauen sowie Frauen in Führungspositionen ist ein wichtiges Handlungsfeld für uns. Hier hat die schwedische Kultur eine positive Vorbildfunktion", sagt Felicitas von Kyaw.
www.vattenfall.de