Kommunikation ist ihre Leidenschaft. Dörthe-Julia Zurmöhle hat es sich zum Beruf gemacht, Menschen zu verbinden. Durch langjährige Erfahrung weiß sie, worauf es beim erfolgreichen Networking ankommt und welche Fehler man unbedingt vermeiden sollte.
EMOTION: Können Sie "Networking" in einem Satz erklären?
Dörthe-Julia Zurmöhle: Es geht vor allem um eins: Man muss Kontakte knüpfen, wenn man sie nicht braucht, um sie zu haben, wenn man sie braucht.
Was heißt das?
Netzwerke sind keine Geldmaschinen. Man kann auch Kontakte pflegen, ohne ein akutes Anliegen zu haben. Gerade dann! Es sollte immer eine Ausgewogenheit zwischen Geben und Nehmen bestehen. Uneigennützige Gefälligkeiten zahlen sich nicht unmittelbar aus – langfristig aber meistens schon.
Was für Gefälligkeiten können das sein?
Ein Beispiel: Auf einer Veranstaltung erzählt jemand, dass ihre Tochter ein Praktikum sucht. Eine andere Frau hat aufmerksam zugehört und drei Wochen später wird in ihrer Firma eine Praktikantenstelle frei. Wenn sie sich nun an das Gespräch am Abend erinnert und der Tochter die Praktikantenstelle anbietet, wird sie einen guten Eindruck hinterlassen. Möglicherweise ergibt sich dann einige Monate später eine Situation, in der sich die andere revanchieren kann. Und wenn nicht, ist das nicht schlimm! Es geht beim Netzwerken nicht um „Eine Hand wäscht die andere“.
Ist Networking einfach?
Ja und nein. Der Erfolgsfaktor ist man selbst. Viele Menschen unterschätzen, dass man für effektives Netzwerken ausreichend Zeit und eine Organisationsstrategie braucht. Es ist wie im Fitnessstudio: Eine Mitgliedschaft reicht nicht aus, um den Bauch zu verlieren. Man muss auch hingehen und trainieren. Das gleiche gilt für Netzwerke. Mindestens zwei Veranstaltungen pro Monat sollte man trotz vollem Terminkalender einplanen, damit man im Gespräch bleibt. Aber wenn man es gut anstellt, macht es Spaß und ist sehr hilfreich.
Was für Fehler kann man machen?
Zu spät zu den Vorträgen kommen und zu früh wieder gehen. Die Vorträge sind nur der Aufhänger – die wichtigsten Gespräche finden vor- und nachher statt. Es bringt auch nichts, wenn man zwar da ist, aber immer nur mit den alten Bekannten spricht. So erweitert sich das Netzwerk nicht. Und noch einen Fehler erlebe ich immer wieder: Viele Menschen sprechen nur über sich selbst und preisen ihr Produkt/ihre Dienstleistung an. Das kommt nicht gut an. Zuhören ist ganz wichtig – Netzwerken ist etwas anderes als Akquise und erfordert Geduld.
Einen Schritt zurück: Wie sehen die ersten Schritte für Netzwerk-Neulinge aus?
Der erste Schritt ist simpel: ein Profil beim Online-Karriere-Netzwerk XING.de. Es ist heutzutage merkwürdig, im Internet unauffindbar zu sein. Dennoch sollte es nicht dabei bleiben. Für eine echte Zusammenarbeit sollte man sich persönlich kennen lernen. Im zweiten Schritt muss man sich überlegen, wo man hin will. Was ist das Ziel, was will ich mit meinen Netzwerken erreichen? Und welche Netzwerke habe ich vielleicht schon, die mir dabei helfen können?
Was für Netzwerke können das sein?
Neben Freunden, alten Schulkameraden und Kollegen sind viele Menschen in Vereinen. Eine Mitgliedschaft beim HSV? Toll, das ist ein Netzwerk! Sie engagieren sich ehrenamtlich? Auch hier schlummert Potenzial! Das gleiche gilt für Sportvereine, Stammtische und andere Mitgliedschaften.
"Netzwerken ist wie Jonglieren"
Also brauche ich gar kein "professionelles" Netzwerk?
Oftmals sind die Businessthemen in privaten Netzwerken nicht so präsent. In Business-Clubs ist die Zielsetzung ganz klar: Hier wollen die Mitglieder berufliche Kontakte knüpfen. Manche sind auch bereits Mitglied in beruflichen Verbänden. Man sollte möglichst mehrere Netzwerke parallel pflegen: private, berufliche, ehrenamtliche.
Aber man muss doch nebenbei noch arbeiten.
Natürlich darf man sich nicht überfordern. Das ist wie beim Jonglieren: Man sollte nur so viele Bälle in die Luft werfen, wie man auch wieder auffangen kann. Aber mit der Zeit hat man den Dreh raus. Erfolgreich Beziehungen zu gestalten ist sehr wertvoll für die Arbeitswelt – Networking ist die Königsdisziplin!
Sollte ich als Frau in ein Frauen-Netzwerk eintreten?
Es gibt einige Themen, die nur in Frauen-Netzwerken ausführlich besprochen werden. Dennoch empfehle ich, dies eher als Ergänzung zu sehen und die Männer nicht auszuschließen.
Welches Netzwerk ist für wen passend?
Man sollte sich wohlfühlen. Es bringt nichts, in einen super-schicken Business-Club einzutreten, wenn man sich dafür verkleiden muss und sich unwohl fühlt, weil man viel lieber in Bars an Kickertischen steht. Man sollte anfangs mehrere Veranstaltungen verschiedener Netzwerke besuchen, um ein Gefühl für die Stimmung zu bekommen. Und da, wo man sich am wohlsten fühlt, trifft man auch die Menschen, die einem ähnlich sind. Sowohl in persönlicher als auch in beruflicher Hinsicht.
Was für Regeln gibt es beim Networking?
Neben Zuhören, Aufmerksamkeit und persönlicher Kommunikation ist vor allem eins wichtig: Authentizität und Verlässlichkeit. Wenn man auf einer Abendveranstaltung verspricht, Infos zuzusenden, sollte man das auch tun. Wenn der Satz „Wir treffen uns mal zum Mittag“ fällt, schickt man bestenfalls gleich am nächsten Tag Terminvorschläge. Verbindlichkeit ist unerlässlich, um langfristig ernst genommen zu werden.
Verraten Sie uns einen persönlichen Tipp?
Ich versuche mich abzuheben, indem ich mich beispielsweise durch handgeschriebene Karten in Erinnerung rufe. Wenn ich bei XING sehe, dass sich bei jemandem eine berufliche Veränderung ergeben hat, schicke ich eine Postkarte, auf der ich gratuliere und sage, dass ich darüber gern mehr Erfahren würde. Geburtstagskarten gehören auch dazu.
Geschickt! Und was gehört zum Standard, den jeder beherrschen sollte?
Wenn Sie ein Vortrag beeindruckt hat, schicken Sie doch der Rednerin oder dem Redner eine E-Mail, in der Sie Feedback geben. Wenn Sie einen netten Abend hatten, bedanken Sie sich am nächsten Tag dafür. All diese Kleinigkeiten sind heutzutage leider nicht mehr selbstverständlich, aber sehr wichtig.
NORDLICHT vernetzt Menschen Marken & Medien
"Als Netzwerk-Strategin berate ich Firmen beim Auf- und Ausbau relevanter Business-Kontakte und Kundenplattformen. Dafür entwickle ich individuelle Networking-Strategien, kommunikative Maßnahmen & PR-Anlässe. Das etwas andere Event mit dem richtigen Gäste-Mix ist meine besondere Stärke. Ziel ist es dabei, die Kompetenz des Kunden nachhaltig erlebbar zu machen, Neugeschäft zu generieren und die Unternehmensziele zu verwirklichen."
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