Christiane zu Salm ist die Keynote-Speakerin unserer ersten Jobkonferenz "re:work" in Hamburg. Früher hat sie sich auf ihrem Posten als Medien-Managerin schier zerrissen, heute setzt sie andere Prioritäten und weiß: Arbeit ist nicht alles
Schneller, höher, weiter.
Auch wenn Christiane zu Salm nie gesagt hat, dass das ihr Motto war – passen würde es. Die Medien-Managerin arbeitete im Vorstand des Burda-Verlags, möbelte als Geschäftsführerin den Musiksender MTV Europe auf und war Anteilseignerin des Quizsenders 9Live.
Zur Jahrtausendwende wurde sie als "Pop-Prinzessin" gefeiert (und geschmäht)
Zur Jahrtausendwende wurde sie als "Pop-Prinzessin" gefeiert (und geschmäht), wie keine andere stand sie damals für die grell schillernde Fernseh- und Musikwelt. Als schlagfertige, attraktive junge Frau mit angeheiratetem Adelstitel wurde sie sofort zur Vorzeigefrau jeder Firma, in der sie arbeitete. Dass sie sich mit manchen Gegebenheiten des Mediengeschäfts schwertat – etwa, als bei 9Live eine Razzia wegen Betrugsverdachts stattfand –, ließ sie sich nicht anmerken. "Vieles ist mir näher gegangen, als ich damals zugegeben habe, und oft habe ich mich unwohler gefühlt, als ich es gezeigt habe", sagt die 47-Jährige rückblickend. Vielleicht spielt sie damit auch darauf an, dass sie bereits einen Tag nach der Geburt ihrer Tochter vom Wochenbett aus an einer internationalen Telefonkonferenz teilnahm – aus Angst, man habe das Gespräch extra so gelegt, um sie auszubooten.
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Sich mit schwierigen Situationen zu arrangieren und nach Rückschlägen wieder aufzustehen, musste Christiane zu Salm schon früh auf tragische Weise lernen. Mit sechs Jahren wurde sie Zeuge, wie ihr Bruder tödlich verunglückte. Das habe das Leben in ihrer Familie erschüttert und nachhaltig verändert. "Aber es gelang meinen Eltern, den Schmerz in eine bessere Haltung zum Leben umzuwandeln. Sie haben gesagt: Jetzt wissen wir, was wirklich wichtig ist im Leben. Es gibt für alles eine Lösung – nur für den Tod nicht."
Ich erinnere mich, dass ich dachte: Jetzt sterbe ich.
Doch der Verlust ihres Bruders war nicht die einzige Erfahrung, die sie mit der Endlichkeit machte. 2002 ging ihre Ehe in die Brüche. 2005 hatte sie einen schweren Skiunfall, eine Lawine riss sie 250 Meter den Hang hinunter. "Die Welt um mich herum wurde dunkler, doch in mir wurde es heller, weiß wie Schnee. Ich erinnere mich, dass ich dachte: Jetzt sterbe ich. Es war ein emotionsloser Gedanke, ohne Angst." Die Lawine spuckte sie jedoch wieder aus, Christiane zu Salm überlebte – und war doch nicht mehr dieselbe. Sie beschloss, ihren Job aufzugeben und sich zur ehrenamtlichen Sterbebegleiterin ausbilden zu lassen.
Sie selbst will nicht im "hätte"-Modus leben, die Dinge nicht mehr aufschieben.
In der Auseinandersetzung mit dem Tod verarbeitete sie die Schicksalsschläge ihres Lebens und erfand sich neu: "Gedanken von Sterbenden sind oft im Konjunktiv formuliert: Hätte ich mich doch früher als schwul geoutet, hätte ich mich doch früher von meinem Mann getrennt, hätte ich doch meiner besten Freundin gesagt, dass ich von ihr enttäuscht bin." Sie selbst will nicht im "hätte"-Modus leben, die Dinge nicht mehr aufschieben. Und sie will nicht länger zerrissen sein zwischen Familie und Beruf, zwischen dem Image der attraktiven Spaßmanagerin und dem Wunsch, als ernsthafte Unternehmerin anerkannt zu werden.
Heute verbringt Christiane zu Salm viel Zeit mit ihrem zweiten Ehemann und den beiden gemeinsamen Töchtern. Sie kümmert sich um die familieneigene Kunstsammlung und widmet sich weiter ihrem Ehrenamt, Sterbende zu Hause oder im Hospiz zu besuchen. "Bei jedem Einzelnen denke ich, wenn ich aus dem Zimmer gehe: Du hast Glück. Du hast noch Zeit, dein Leben zu leben."
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