Zu guten Umgangsformen gehört auch das richtige Outfit. Wie Sie souverän im Job auftreten, verrät EMOTION-Coach Bettina Geißler.
Ob bei beruflichen Anlässen oder im privaten Bereich wird darauf geachtet, welches Verhalten die Menschen an den Tag legen. In Bewerbungsverfahren und bei der Karriereentwicklung lohnt es sich, die aktuellen Umgangsformen zu kennen, denn Benehmen ist kein Zustand. Es wandelt sich mit den Situationen, Zielen, Bedürfnissen, dem Umfeld, unserem Gegenüber und dem Zeitgeist.
Die zwei Seiten des guten Benehmens
Die eine Seite ist also das Wissen der Regeln; die andere Seite ist das Feingefühl für Menschen und Situationen. Das Wissen hilft uns, uns in unserer Umgebung zurechtzufinden und gibt uns eine gewisse Sicherheit; gepaart mit dem Feingefühl stärkt es unsere Souveränität. Eckwerte guten Benehmens sind daher auch heute noch: Herzlichkeit, Freundlichkeit, Feingefühl, Rücksicht, Respekt und Takt. Eine Grundvoraussetzung für "gutes Benehmen" besteht darin, dass wir unseren Mitmenschen Wertschätzung entgegen bringen. Höfliches Verhalten signalisiert dem Gegenüber: "Ich achte und respektiere dich; außerdem zeige ich dir, wie ich selbst gerne behandelt werden möchte."
Persönliches Erscheinungsbild
Beim persönlichen Kontakt achten wir besonders auf alles, was wir sehen können. Der optische Eindruck macht gut 50 Prozent dessen aus, was wir von unserem Gegenüber halten. Es wirken hier zum Beispiel Körperhaltung, Gestik, Mimik, Blickkontakt, Frisur, Kleidung.
Der erste Eindruck entsteht in nur wenigen Sekunden; neueste Untersuchungen sprechen sogar von Bruchteilen von Sekunden. In dieser kurzen Zeit können wir weder durch Fachkenntnis noch durch erlesene Ausdrucksfähigkeit glänzen; also gilt es, mit unserer "Erscheinung" zu überzeugen.
Die Kleidung muss dabei nicht der neuesten Mode entsprechen. Viel wichtiger ist, dass sie immer sauber, gepflegt und in Takt ist, zum jeweiligen Anlass passt, die Persönlichkeit unterstreicht, ein harmonisches Gesamtbild und einen Wohlfühlfaktor für die Trägerin erzeugt.
Bitte beachten sie dabei, das "Outfit" reicht vom Scheitel bis zu Sohle. Es gehört auch die Frisur dazu und es endet nicht am Hosensaum. Gerade am Hosensaum gibt es oft eine Irritation. War bisher alles sehr stimmig, blicken wir auf ein paar zertretene, schmutzige "Latschen". Auch die Schuhe gehören dazu und sind daher immer sauber und verfügen über intakte Absätze.
Lächeln Sie!
Unser Gesicht ist mindestens so wichtig wie die Kleidung. Gut die Hälfte der Männer und Frauen achten beim ersten persönlichen Kontakt auf das Gesicht, die Augen, den Blickkontakt, die Zähne. Halten Sie daher Blickkontakt und lächeln Sie! Das Lächeln wirkt nicht nur sympathisch; es lässt uns auch intelligenter aussehen.
Faktoren, die ein gutes Outfit ausmachen
Für jede Kleidung gibt es den "richtigen" Anlass. Wählen Sie die Garderobe diesbezüglich sehr sorgfältig, schließlich gehen Sie ja auch nicht im Pyjama ins Büro. Auch wenn die Regeln sich geändert und zum Teil gelockert haben, gibt es in vielen Situationen noch gesellschaftliche Regeln.
1. Den Typ unterstreichen
Machen Sie nicht jede Mode mit. Mit klassischen Schnitten sind Sie oft besser beraten. Auch Materialien, Muster und Farben sind je nach Typ unterschiedlich gut geeignet. Wählen Sie die Dinge, die Ihnen schmeicheln und Ihre positiven Seiten hervorheben.
2. Dem Körper angemessen
Jeder Körper hat seine Eigenheiten. Es gilt, die Schokoladenseiten zu betonen. Ein paar Zentimeter mehr oder weniger Rocklänge können die Beine besser zu Geltung bringen.
3. Sitzt alles richtig?
Ist die Kleidung zu eng, wirken wir wie eine "Presswurst". Ist die Kleidung zu weit oder gar ausgeleiert, wirkt es eher sackartig. Stimmt die Konfektions-Größe und stehen wir dann auch noch gerade, können wir bis zu einer Kleidergröße schlanker wirken.
4. Auf die Proportionen achten
Einerseits die Proportionen der Kleidungsstücke zueinander und andererseits die Proportionen des Körpers, der diese Kleidungsstücke dann trägt. So stören zum Beispiel zu lange Ärmel den Gesamteindruck und sehen wenig lebendig aus. Oder Gürtel an der falschen Stellen können eine gedrungene Silhouette schaffen.
5. EIN Hingucker darf drin sein
Dies kann ein Tuch, ein Gürtel, der Schuh, ein Schmuckstück oder auch die Brille sein. Gerade bei Schmuck gilt oft: weniger ist mehr. Sind Sie zu behangen, sehen Sie eher aus wie ein Christbaum – und die Wirkung verpufft.
6. Casual heißt lässig - nicht nach-lässig
Die Gradwanderung ist hier sehr schmal. Verändert hat sich bei dem Thema, dass einige Berater bei "casual" mittlerweile auch die Jeans (klassisch!) erlauben.
7. Gutes Styling kostet Zeit
Investieren Sie diese Zeit mit Lust und investieren Sie auch lieber einmal mehr in ein klassisches und hochwertigeres Teil (weiße Bluse oder weißes Hemd zu dunkler Hose oder dunklem Rock), als in zu viel modischen Firlefanz - der sich dann nicht kombinieren lässt.
8. Der krönende Abschluss: die Details
Hierzu zählen: Schuhe, Schmuck, Accessoires (Schreibgeräte, Taschen, Tücher), Frisur und Make-up. Auch hier gilt: weniger (Teile / Farbe) ist mehr. Und bitte: Hände weg von Imitationen. Lieber eine "Plastik-Uhr" als eine Cartier-Nachahmung und eventuell lieber keine Uhr als eine "Plastik-Uhr" - je nach Anlass.
TIPP: Nehmen Sie eine Person Ihres Vertrauens zum Einkaufen mit,
die Ihnen auch einmal sagt, wenn etwas nicht zu Ihnen passt.
Denn dies ist das einzige Kriterium und nicht: "ob man das heute so trägt…"
Kleidung und Beruf: Allgemeines, Gesetze und Todsünde
Überlegen Sie gut, wie Sie auftreten wollen. Sollten Sie sich im Outfit vergreifen, kann das Ihre Souveränität mindern.
Jede Branche hat ihre eigenen Gesetze und Eigenheiten. In manchen Unternehmen gibt es einen vorgeschriebenen Dresscode und oft gehört Kleidung sogar schon zum Corporate Design; denn schließlich repräsentieren Sie das Unternehmen. Als guter Stil gilt, dezent und gepflegt aufzutreten. Je kreativer die Branche, desto mehr sind Abweichungen vom klassischen Business-Dresscode erlaubt oder gewünscht. Je höher die Betriebshierarchie, desto strenger ist meist der Dresscode.
Um zu entscheiden, ob dies die passende Kleidung ist, orientieren Sie sich:
• an der Firmenkultur (eigene Kultur und Kultur Ihres Geschäftspartners)
• an Ihrem Gegenüber
• am Umfeld
• am Anlass
• daran, was Kunden, Vorgesetzte und Kollegen tragen (manchmal...)
Möchten Sie souverän und professionell wirken, vermeiden Sie im Kontakt mit Kunden besser die folgenden Dinge. Denken Sie dabei daran, auch Ihre Kollegen sind interne Kunden!
• Flip Flops; Beine und Füße ohne Strümpfe (bei Frauen und Männern)
• Hosen (mit Gürtelschlaufen) ohne Gürtel
• Zu tiefe Ausschnitte, zu kurze Röcke, bauchfrei, Hot Pants - viel Haut
• Sichtbare Wäsche
• Raubtierlook
• Zerschlissene / schmutzige Jeans
• Schmutzige / ramponierte Schuhe, schiefe Absätze
• Unsaubere Brillengläser
• Zerknitterte, fleckige, defekte Kleidung
• Sichtbare Tattoos / Piercing
Zu guter Letzt
"Ihre Kleider sollten Sie eng anliegen, dass man sieht, Sie sind eine Frau;
und so lose, dass man sieht, Sie sind eine Dame." - Verfasser unbekannt
Bettina Geißler ist seit 1998 hauptberuflich Trainerin und Coach. Ihre Schwerpunkte sind Führungskräfteentwicklung, Changeprozesse, Selbstmanagement, persönliches Wachstum und Work-Life-Balance.