Kinder und Karriere gleichzeitig stemmen? Immer noch eine Herausforderung. Anita Lischke hat es als Mutter an die Spitze eines Unternehmens geschafft – und das in Teilzeit.
Anita Lischke, 51, war in der Wirtschaftsprüfung tätig und Steuerberaterin bei der Gesellschaft Arthur Andersen und bei PNC. Im Anschluss war sie Associate Partner bei IBM Deutschland. Seit 2015 ist sie Managing Director des LANS Medicum in Hamburg.
Frau Lischke, Ihre Karriere hat mit der Ausbildung zur Steuerfachgehilfin begonnen, heute sind Sie Managing Director eines Zentrums für Sportmedizin. Wie ist Ihr Weg verlaufen?
Am Anfang habe ich in einem großen Steuerbüro gearbeitet. Wir waren vierzig Frauen und zwei Männer. Raten Sie mal, wer die Chefs waren. Weil mich das frustriert hat, wollte ich selbst Steuerberaterin werden, nicht mehr nur die Gehilfin sein. Also habe ich studiert und mich dann immer weiter hochgearbeitet.
In Teilzeit und als vierfache Mutter. Das klingt herausfordernd. Wie haben Sie das hinbekommen?
Dazu gehört einiges an Organisation, Disziplin und ein starker Wille. Ich habe nie auch nur einen Tag auf der Arbeit gefehlt, weil ein Kind krank war. Ich habe streng zwischen Beruflichem und Privatem getrennt. Das heißt auch, für den jeweils anderen Lebensbereich dann nur eingeschränkt erreichbar zu sein.
Welche Rolle hat denn der Vater Ihrer Kinder dabei gespielt?
Bei der Kindererziehung? Die Karriere meines damaligen Mannes stand im Mittelpunkt, weshalb er Vollzeit gearbeitet hat. Für die Kinder war ich daher überwiegend allein zuständig.
Viele Frauen haben das Gefühl, sich entscheiden zu müssen – Kind oder Karriere. Was raten Sie ihnen?
Ich habe das Gefühl, heute plant man schon, bevor es so weit ist. Erst mal sollte man das Kind bekommen und dann spüren: "Wie fühlt sich das an?" Dann kann ich entscheiden: Möchte ich bei dem Kind bleiben oder zurück in den Beruf? Ich würde raten, nicht immer einem stringenten Plan folgen zu wollen. Es gibt auch Kinder, die brauchen mehr Aufmerksamkeit. Und dann ist das eben so. Da sollte man Frauen auch zugestehen dass sie dem Kind den Vorrang einräumen, und sie sollten sich nicht in diesem Zwiespalt kaputtmachen. Im Übrigen sollte es nicht mehr die Regel sein, dass die Mutter nur zu Hause bleibt; warum nicht stattdessen der Vater? Das alte Rollenmodell, Mutter Teilzeit, Vater Vollzeit, ist nicht mehr zeitgemäß.
Wie überzeuge ich meinen Arbeitgeber von dem Modell Teilzeitkarriere?
Ich habe es oft erlebt, dass Frauen aus der Babypause zurückkommen und sagen: "Ich kann ja nicht mehr so richtig ..." – sie nehmen sich automatisch zurück. Frauen sollten offensiv zu ihren Stärken stehen. Die verschwinden ja nicht, bloß weil man plötzlich Mama ist. Man sollte mit diesem Selbstvertrauen gemeinsam mit dem Arbeitgeber ein flexibles Modell entwickeln.
Wie geht man mit der Konkurrenz um, die bereit ist, für den gleichen Job 50 und mehr Stunden zu arbeiten?
Man muss besser sein. Besser und selbstbewusst genug. Denn: Qualität ist immer wichtiger als Quantität! Darum zeige ich Frauen gezielt, was sie so alles schaffen.
Wen hätten Sie gern als Mentee?
Eine Frau, die neugierig und flexibel ist, die von Erfahrung profitieren will.
So wirst du Mentee von Anita Lischke:
Du bist eine selbstbewusste Frau, die sich beruflich weiterentwickeln will. Du bist selbstständig oder arbeitest in einem Unternehmen. Deine Pläne für die berufliche Zukunft sind zwar schon ausgereift, aber du wünscht dir noch zu entscheidenden Details einen kritischen Blick von außen.
Schreibe uns an mentorin@emotion.de auf maximal einer DIN-A-4-Seite, warum und wofür du das Gespräch mit unserer Mentorin gewinnen möchtest. Außerdem brauchen wir deinen beruflichen Lebenslauf, ein aussagekräftiges Bewerbungsfoto und deine Zusage, dass wir dich im Falle des Gewinns im Heft und auf EMOTION.DE abbilden dürfen. EMOTION stellt den Kontakt zwischen Mentorin und Gewinnerin her, übernimmt die Spesen für bis zu drei Treffen (je nach Bedarf) und begleitet den Prozess (ohne bei den Treffen dabei zu sein). So wirst du Teil unseres großen Mentorinnen- und Mentee-Netzwerks.
Einsendeschluss ist der 02.10.2019.
Das Ziel
EMOTION möchte dich beruflich voranbringen und vernetzen. Deswegen erhältst du als Leserin beim Mentoring-Programm die Chance, erfolgreiche Frauen kennenzulernen, die sich durch ungewöhnliche und interessante berufliche Lebensläufe auszeichnen.