Typisch Elisabeth Sobotka – dieser Mut, so was zu erzählen. Nur wer sich das traut, kann so eine Neigung auch bezähmen. Die Intendantin kultiviert heute viel lieber ihr Talent, Menschen zusammenzubringen und begeistert mit ihrer Furchtlosigkeit.
Frau Sobotka, an einem Festspielhaus müssen Kreative und Betriebswirte eng zusammenarbeiten. Was bedeutet das für Ihre tägliche Arbeit?
Ich muss häufig als Mediatorin auftreten. Aber ich hatte schon immer ein großes Interesse daran, wie Menschen funktionieren, mich selbst eingeschlossen. Ich bringe ein grundliegendes Verständnis dafür mit, wie Kulturereignisse entstehen. Das hilft mir, alle Beteiligten zusammenzubringen.
Sie an der Oper, Ihr Mann Dirigent, wechselnde Spielorte, lange Arbeitszeiten – wie bekommen Sie das hin?
Mein Sohn, sein Vater und ich verbringen einfach so viel unserer Freizeit wie möglich gemeinsam. Und ich fahre zu Michaels Premieren – und umgekehrt.
Sie haben inzwischen an vielen Opernhäusern gearbeitet. Was treibt Sie an?
Mein brennendes Interesse für Musiktheater. Ich bin begeisterungsfähig, sehr neugierig und hartnäckig. Ich zeige unerbittlichen Einsatz für die Sache.
Das hat Ioan Holender, der Direktor der Wiener Staatsoper, offenbar zu schätzen gewusst. Nach Ihrer ersten Begegnung holte er Sie auf Anhieb an sein Haus ...
Ja , mit den Worten: „Die ist belastbar!“
Holender ist berüchtigt für seine schwierige Art. War das ein Kompliment oder eher eine Drohung?
Es fühlte sich an wie ein Kompliment, aber man muss sich nichts vormachen: Man wird belastet! Unter Ioan Holender besonders. Er verabschiedete sich damals mit den Worten: „Gewöhnen Sie sich dran, dass ich unhöflich bin.“
Wie hat diese Zeit Ihren heutigen Führungsstil geprägt?
Ich bin sicherlich weit weg von seinem patriarchalischen Stil. Ich arbeite sehr teamorientiert und schätze es, wenn das Künstlerische Betriebsbüro, die Technische Leitung und andere Mitarbeiter ihre Ideen teilen. Leider habe auch ich eine gewisse Neigung, aufbrausend zu sein. Ich habe gesehen, wie viel Unstimmigkeit das in einen Betrieb bringen kann. Darum bin ich da sehr vorsichtig geworden. Vor allem aber habe ich mir angewöhnt, klare Entscheidungen zu fällen und diese auch unmissverständlich zu kommunizieren.
Wie vereinbaren Sie Kunst und Wirtschaft unter einem Dach?
Es ist ein ständiger Balanceakt. Je besser Strukturen festgelegt sind, zum Beispiel die Probenpläne, desto mehr künstlerischen Freiraum kann man gewähren. Dabei muss man auf die Belastbarkeiten aller Beteiligten achten. Wie viele Proben sind zu viele? Wenn ich reduziere, wann würge ich den künstlerischen Schaffensprozess ab?
Wie steht es mit der Balance der Geschlechter an Ihrem Haus?
Im Unternehmen wünsche ich mir an vielen Stellen mehr Männer. Kulturbetriebe sind – außer in den Schlüsselpositionen – stark weiblich besetzt. Bei künstlerischen Führungsjobs allerdings fördere ich ganz bewusst Frauen, also Dirigentinnen und Regisseurinnen.
Elisabeth Sobotka, 50, ist die erste weibliche Intendantin der Bregenzer Festspiele. Zuvor war sie schon Leiterin der künstlerischen Produktion der Oper Leipzig, Chefdisponentin und Betriebsdirektorin der Wiener Staatsoper, Operndirektorin der Berliner Staatsoper und zuletzt Intendantin der Oper Graz. Sie lebt in einer Fernbeziehung mit dem Dirigenten Michael Boder, die beiden haben einen Sohn.
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