Der Verein, den 16 Hamburger Frauen ins Leben riefen, unterstützt die suchtkranken Jugendlichen der Therapie-Einrichtung "Come In" – und ermöglicht ihnen so einen Neuanfang.
Alkohol, Cannabis, Tabletten und Kokain. Als Christina (Name von der Redaktion geändert) das erste Mal ins "Come In" kommt, nimmt sie schon seit vielen Jahren Drogen. Sie ist nervös, kann sich auf nichts konzentrieren. Zwei Jahre bleibt sie in der Hamburger Suchtklinik. Der Aufenthalt verändert ihr Leben: Sie macht einen Entzug. Und sie entdeckt ihr Talent als Sängerin. Während der Gesangsstunden schöpft sie neuen Mut, ihr Selbstvertrauen wächst – bis sie sich traut, eine Ausbildung als Heilpraktikerin anzufangen. Heute ruht Christina in sich. Und das Beste: Sie ist immer noch drogenfrei.
Die Gesangsstunden und Ausbildung hat der Verein "Licht im Schatten" ermöglicht, der sich um die suchtkranken Jugendlichen im "Come In" kümmert. Er wurde vor 20 Jahren von 16 Hamburger Frauen gegründet. Eine von ihnen ist die Journalistin Fee Zschocke. Sie sagt: "Wir setzen uns für diejenigen ein, die keine Lobby haben." Es sind 12- bis 18-Jährige aus allen Bundesländern, die in die Klinik kommen. "Die jungen Menschen glauben, dass die ganze Welt gegen sie ist", sagt Zschocke, "ich will ihnen zeigen, dass das nicht stimmt."
Doch das "Come In" wird mehr schlecht als recht finanziert. Der Verein sammelt daher Spenden und tritt auch an bekannte Künstler heran. Wenn sie am 20. November zum dritten Mail in den Hamburger Deichtorhallen zeitgenössische Kunst versteigern, sind Werke von Jim Rakete, Jonathan Meese und Sigmar Polke dabei. Eine halbe Million Euro kam so bis heute zuammen. Davon können die Frauen neuen Brillen, Zahnersatz und vieles mehr für die Jugendlichen besorgen oder die dringend benötigte Sporthalle für die Suchtklinik finanzieren. Oder sie gehen gemeinsam
ins Theater, in Museen oder Konzerte. Und das Wichtigste: Wer es schafft, "clean" zu bleiben, bekommt Starthilfe für sein neues Leben. "Licht im Schatten" hilft bei der Suche nach der Wohnung oder dem Ausbildungsplatz. So bekommt jeder Dritte sein Leben wieder dauerhaft auf die Reihe. Wie Christina. Aber es gibt auch Rückschläge: Manche brechen die Therapie ab oder verschwinden, ohne sich je wieder zu melden. Ein Zitat hilft Zschocke und den anderen Frauen, sich weiter zu engagieren: "Wer auch immer ein einziges Menschenleben rettet", heißt es im Talmud, "der rettet damit gleichsam die ganze Welt."