Shopping für eine bessere Welt. Gemäss diesem Credo reist Susanne Schmid rund um die Welt und beglückt uns mit schönen Dingen, die Sinn machen.
Es muss Sinn machen
Wenn Susanne Schmid über ihre Arbeit spricht, beginnt ihr ganzes Gesicht zu strahlen. "Sie macht mich glücklich und zufrieden", sagt die gebürtige Baslerin, "denn ich habe meine beiden Leidenschaften Reisen und Einkaufen zum Beruf gemacht". Ganz so einfach ist es aber nicht. Zentraler Glücksfaktor beim lustvollen Shopping rund um die Welt ist: Es muss Sinn machen. Und das bedeutet, beim Einkauf stehen Nachhaltigkeit, Fairtraide und ökologische Aspekte im Zentrum.
Dieses Credo entspricht Susanne Schmids persönlicher Überzeugung. Sie ist aber auch die Grundvoraussetzung für ihre Tätigkeit als Geschäftsführerin und Einkäuferin bei Changemaker - einer schweizer Ladenkette, die nur Produkte verkauft, die nachhaltig produziert werden. Mit dem alternativen "Chupfer, Wulle, Bascht"- Image hat Susanne Schmid, die ein ruhige Sanftheit austrahlt, allerdings nichts am Hut. Sie trägt Stiefel mit Nieten, Kleider und filigranen Schmuck.
Zu Zweit geht's besser
2009 traf sie in Gerhard Friesacher, dem Initiator und Gründer von Changemaker auf einen Gleichgesinnten. Beide sind keine abgehobenen Weltverbesserer und Träumer. Neben dem sozialen Engagement haben sie immer auch den wirtschaftlichen Faktor im Auge. "Ich bin nicht Mutter Theresa" sagt die 35-Jährige, "es muss eine Win-Win-Situation sein".
Zusammen begannen sie den Fairetrade-Markt in der Schweiz umzukrempeln und entwickelten ein Ladenkonzept unter dem Slogan "Ethik küsst Ästhetik". 2010 eröffnen sie den ersten Laden an der Marktgasse im Züricher Niederdorf. Alles was hier verkauft wird, erzählt eine Geschichte: poetische Postkarten, kuschelige Kissen, Bio-Schokolade oder angesagte Home-Accessoires.
Highlight zum Beispiel sind die "Tom Shoes" mit ihrem Leitspruch "One for One". Firmengründer Blake Mycoskie schenkt für jedes verkaufte Paar Schuhe das gleiche Exemplar einem Kind in Argentinien, Äthiopien oder Südafrika. Sehr gefragt sind auch die Bilderrahmen aus recycliertem Holz von "Luna-Design", einem Township Projekt aus Südafrika oder die naturreinen Raumdüfte von "Organic Avenue", einer kleinen Manufaktur aus Süddeutschland.
Ein Aha-Moment
Es war eine Entwicklung, das Konsum für Susanne Schmid untrennbar mit Umweltbewusstsein und ethischen Fragen verbunden ist. Als sie vor 13 Jahren als Einkäuferin bei einer grossen Schweizer Warenhauskette zu arbeiten begann, jettete sie rund um die Welt und freute sie sich vor allem über ihre Reisen nach China, Indien oder Thailand. Doch mit der Zeit fing sie an neben den schönen Seiten auch die Schattenseiten des Business zu sehen: die oft schlechten Arbeitsbedingungen oder die Verschwendung von wertvollen Ressourcen für schnelllebige Trends. Ihr Unbehaben wuchs. "Irgendwann kam die Sinnkrise", erzählt sie. "Ob T-Shirts oder Porzellan, die Waren durften nichts mehr kosten, weil sie nach kurzer Zeit wieder weggeworfen werden".
Sie nahm eine Auszeit und machte 2005 ein Praktikum, das vom DEZA (Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit) finanziert wurde. So lernte sie die Textilweberei der "Womens's Foundation Nepal" kennen, eine Organisation, die sich für Frauenrechte starkmacht. Als sie in der Weberei in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu ankam, wurde Susanne Schmid schnell klar: Hier läuft etwas falsch. Die Frauen webten traditionelle Dhaka-Stoffe. "Wenn Sie sich einen Schal aus diesem Stoff um den Hals wickeln, trägt sich das wie ein Tischläufer", erzählte sie. Kein Wunder, dass niemand diese Schals haben wollte.
Engagement mit Erfolg
Das fand sie traurig, und sie begann mit Wolle, Kashmir und Seide zu experimentieren. Entwickelte Designs mit modernen Prints und in modischen Farben, die auch bei uns Abnehmer finden könnten. Tatsächlich - unter dem Label "Womenepal" werden die Schals zum Renner. Und seit Susanne Schmids Engagement bei Changemaker gibt es endlich ein professionelles Verkaufsumfeld.
Auch Changemaker selbst hat sich in nur zwei Jahren fulminant entwickelt: Inzwischen gibt es sechs Läden in den wichtigsten Schweizer Städten und 30 Angestellte. Susanne Schmids Erfolgsgeheimnis? Sie paart soziales Engagement mit dem Wissen einer Buisnessfrau und einem hohen Anspruch an Ästhetik - und das trifft ideal den Geist unserer Zeit.