Sarah Hiltebrand ist nicht nur Chefin einer erfolgreichen Werbeagentur, sondern hat mit ihrem Vater auch noch die Online-Plattform "Rent a Rentner" gegründet - und die boomt ebenfalls.
Die Idee für "Rent a Rentner" hatte Sarah Hiltebrand gemeinsam mit ihrem Vater. Als er vor vier Jahren sein Elektro-Geschäft aufgab, wusste er nicht so recht, was er mit sich anfangen sollte. Warum die neu gewonnene Freizeit nicht anderen schenken, die zu wenig davon haben, fragte er sich.
"Miete einen alten Sack - zum Einkaufen."
Das war der Startschuss für die Online-Plattform, auf der man pensionierte Männer und Frauen mieten kann, zum Beispiel, um zu kochen oder den Rasen zu mähen. Einer in der Kartei kann sogar alte Jukeboxes reparieren. Und das Projekt scheut sich auch nicht mit Sprüchen wie "Miete einen alten Sack – zum Einkaufen" zu werben. "Das meinen wir doch liebevoll", kommentiert Sarah Hiltebrand. Ihre betagten Kunden verstehen und mögen diesen Humor - nicht nur die alten Säcke, sondern auch die alten Schachteln. Offensichtlich steht Vater Peter Hiltebrand mit seinem Bedürfnis, sich nützlich zu machen, nicht alleine da. Heute sind auf der Plattform 1500 Rentner registriert.
Doch der Erfolg kam nicht über Nacht: "Ganz am Anfang mussten wir die Pensionisten fast beknien", erzählt die 37-Jährige, die die Agentur "Werbeanstalt" leitet und übrigens die Schwester der Zürcher Starköchin Meta Hiltebrand ist. In der blau gemusterten Caprihose, den knallgelben Lackpumps und mit ihren blonden Haaren erinnert sie an eine moderne Pipi Langstrumpf, die den Papa von der Senioreninsel rettet. "Wir stehen uns sehr nahe", stimmt sie zu. "Aber gerettet muss mein Vater nicht werden." Dafür packt er viel zu gern selbst an. "Die ersten Mitglieder hat er am Stammtisch akquiriert", sagt Sarah stolz.
Das Potential erkennen und nutzen
War "Rent a Rentner" zuerst nur eine kreative Spielwiese, entfaltet das Projekt nun immer mehr sein Potenzial: 1,3 Millionen AHV-Bezüger gibt es in der Schweiz. Eine, wie Sarah Hiltebrand sagt, "spannende Zielgruppe mit viel Zeit und Geld, die aber gern vergessen geht". Nächstes Ziel ist der Einbezug der italienischen und französischen Schweiz. Gerade im Tessin würden jede Menge Haus-Sitter gesucht. Neu ist, dass die Pensionisten nicht "nur" für kleine Jobs gebucht, sondern auch gleich als Grosis oder Großväter adoptiert werden können. "Die Familienplanung verschiebt sich nach hinten", sagt Sarah Hiltebrand. Das heisst: Eltern werden immer später Grosseltern. Und deshalb ist es keine Selbstverständlichekit, dass - wie bei Sarah Hiltebrand - der Original-Grossvater noch voll im Einsatz ist.
Zwei Lebenswirklichkeiten
Das Einzige, was den beiden manchmal Schwierigkeiten bereitet: wenn ihre unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten aufeinanderprallen. "Mein Vater kennt nicht mal den Unterschied zwischen Google und Mail", wundert sich seine Tochter - und findet es deshalb umso wichtiger, dass sich Jung und Alt austauschen. Der Meinung ist auch ihr Vater, der als Elektriker oft auf Montage war, Dinge in fremden Wohnungen reparierte und sah, wie viele alte Menschen nur noch vor dem Fernseher dahinvegetierten: "Man darf den Motor nicht einfach abstellen", finden Vater und Tochter. Den beiden ist klar, dass sie mit ihrer Internetplattform nur eine Art Gefäss anbieten: "Wir ermöglichen das gegenseitige Kennenlernen", sagt Sarah Hiltebrand, "den Rest muss jeder selbst machen."
Investierte die Werberin früher gerade mal eine Stunde pro Tag für die Rentner-Plattform, laufen seit dem aktuellen Relaunch der Homepage die Telefone heiss. Doch das soll wieder ruhiger werden: "Sobald die alten Säcke weniger Fragen haben", sagt die Geschäftsfrau lachend.
Zu Zweit erfolgreicher
Ohne ihren Freund und Mitinhaber der Werbeagentur, Reto Dürrenberger, wäre es sicherlich um einiges anstrengender, beide Projekte unter einen Hut zu bringen. Dabei versucht Sarah Hiltebrand Privates und Berufliches trotzdem zu trennen. Früher hielt sie ihre Beziehung zu Reto sogar geheim: "Wir verliessen das Büro immer getrennt", erinnert sie sich. Kennengelernt haben sich die beiden vor acht Jahren im Ausgang. "Wir waren so verliebt, dass wir uns auch tagsüber im Job sehen wollten." Die Lösung: gemeinsam eine Werbeagentur zu gründen. Heute hat das Paar zehn Angestellte, eine zweijährige Tochter, einen Prag Rattler mit Swarovski-Halsband und ein Eigenheim - also doch eine Villa Kunterbunt!
Der 5-Punkte-Plan von Sarah Hiltenbrand
Sarah Hiltebrand gründete nach nur vier Jahren Berufserfahrung ihre eigene Werbeagentur. "Viele Leute sind brillant, geben aber zu schnell auf", sagt sie. Ihr persönlicher 5-Punkte-Plan, wie Kreativität zum Erfolg führt:
1. Eine gute Idee
2. Durchhaltevermögen
3. An sich selbst glauben
4. Noch mehr Durchhaltevermögen
5. Eine Prise Glück