"Das Unternehmen nicht weiterzuführen, hätte mir das Herz gebrochen", sagt Yvonne Trübger. Doch sie hat sich nicht nur aus Pflichtbewusstsein dazu entschieden, den Familienbetrieb fortzuführen, sondern vor allem aus Leidenschaft. Aus Leidenschaft für ihren Job.
"Es gab keinen einzigen Tag, an dem ich die Tür zum Geschäft aufgeschlossen und mir gedacht habe: Ich habe keinen Bock", sagt die 42-Jährige. Wer kann das schon von sich behaupten?
Vor 140 Jahren gründete ihr Urgroßvater ein Pianohaus in der Hansestadt. Vor 16 Jahren übernahm Yvonne Trübger das Geschäft ihres Vaters mit heutigem Hauptsitz in der Schanzenstraße. 120 Instrumente auf 700 Quadratmetern – der teuerste Flügel kostet 120.000 Euro. Die "Schanze" galt in den 80ern als linksautonomes Zentrum. Da wurden nachts schon Mal die Scheiben eingeworfen. Gemeinsam mit ihrem Vater verbarrikadierte die 42-Jährige damals die Fenster. Heute weiß sie nicht nur, sich vor Steinen zu verteidigen, sondern auch, wie man sie aus dem Weg räumt.
"Es ist nicht einfach, in so große Fußstapfen zu treten", sagt sie. "Es wird viel erwartet und nicht viel zugetraut." Daher war es ihr wichtig, alles "von der Pike auf" zu lernen. Nach der Ausbildung zur Klavierbauerin, einer kaufmännischen Ausbildung und drei Jahren Berufserfahrung hatte sie sich den Respekt ihrer Kollegen erarbeitet – und den ihres Vaters. "Er hat die herausfordernde Kombination Vater und Chef toll hinbekommen", sagt Yvonne Trübger. Die Übergabe hätte reibungslos geklappt. "Sich für seine Ideen und Ziele stark zu machen, auch wenn es mal Gegenwind gibt, die Eigenschaft habe ich von ihm."
Heute ist ihr Pianohaus im Verkauf der Silent-Instrumente das marktführende Fachgeschäft im Norden. Sogar Fußballspieler unserer Nationalmannschaft kaufen hier ein. Wer, darf sie nicht sagen. Die Unternehmerin ist stets professionell. Klavierspielen zu lernen, hätte sie Disziplin und Konsequenz gelehrt. Das hätte Yvonne Trübger im Beruf zum Erfolg geführt. Ein Grund mehr, ein Piano zu kaufen – in der Schanzenstraße.