Unsere Kolumnistin ist eine starke Frau und emanzipiert sowieso. Trotzdem kann sie nichts daran ändern, dass sie bei 80er-Jahre-Machos ziemlich schwach wird.
Ganz ehrlich, ich glaube, wir haben die Sache mit der Emanzipation etwas übertrieben. Schön und gut, dass Männer jetzt in Geburtsvorbereitungskursen mithecheln, in die Elternpause gehen, wie stolze Kängurus ihren Nachwuchs durch die Gegend tragen, aber wer findet diese Männer sexy? Gehört zum Mannsein nicht auch ein bisschen Härte, Chauvinismus, eine eigene Männerwelt, die nichts mit Yoga, Biokost und "innerer Mitte" zu tun hat? Haben wir nicht, wenn man tief in unsere frauenbewegte Seele guckt, immer noch die Sehnsucht nach einem richtigen Kerl?
Unsere Mütter schwärmten von Rhett Butler aus "Vom Winde verweht". Besonders von der Szene, wo er Scarlett die Treppe hinaufträgt und sie am nächsten Morgen mit dem Lächeln eines Kätzchens erwacht, das die ganze Nacht aus der Sahneschüssel genascht hat. Ich schwärme für die Serie "Der letzte Bulle", weil da der wunderbare Henning Baum den Polizisten Mick Brisgau spielt, der 20 Jahre im Koma lag und deshalb zu meiner absoluten Wonne in den 80er-Jahren stecken geblieben ist. Er raucht, trinkt Bier, gibt Frauen, die er mag, einen Klaps auf den Po und vergleicht sie mit Antilopen. Er ist natürlich der Tiger, der sie erlegt. Außerdem sagt er so wunderbare Sätze wie:"Ironie ist die kleine Schwester des gebrochenen Herzens", wenn sich Tanja, die schöne Psychologin, über seine Kusstechnik mokiert – die so ist, dass sie ihm vor lauter Herzklopfen kaum in die Augen sehen kann.
Es lebe der kleine Unterschied!
Ich will auf keinen Fall die alten "Hol mir mal nen Bier"-Chauvis zurück. Ich finde nur: Es lebe der kleine Unterschied! Der nämlich zwischen Mann und Männchen. Schließlich hat sich der liebe Gott ja etwas dabei gedacht, als er zwei Geschlechter erschuf. Also, wann ist ein Mann ein Mann? Wenn er dünnes Haar und keine Kinder kriegt, sagt Herbert Grönemeyer. Ich sage: Wenn er seinen Platz kennt und nicht in unser Revier pinkelt. Also, er darf kochen, aber keine schaumigen Nachspeisen. Er soll sogar staubsaugen, aber Staub wischen, womöglich mit einem rosa Staubwedel, das ist für Weicheier. Am besten verdient er so viel, dass wir uns eine Putzfrau leisten können.
Gesichtsmaske geht gar nicht. Und wenn etwas Schweres zu schleppen ist, hat ein richtiger Mann auch nicht "Rücken". Dafür zwei geschickte Hände, wenn ein Autoreifen gewechselt oder etwas in die Wand gedübelt werden muss. Keine Schweizer-Käse-Wände hinter den Bildern! Und was die Horizontale angeht – da weiß ein richtiger Mann einfach, wie er eine richtige Frau anfassen muss. Da fragt er weder "Na, wie war ich?" noch "Wie hättest du es denn gern?".
Ja, ich weiß, ich bin da ein bisschen zickig. In meinem Fitnessclub liege ich oft neben Männern auf der Bodenmatte, die sich stundenlang stretchen und verbiegen. Das ist so etwas von unerotisch! Ach, ich fürchte, wir haben mitverschuldet, dass es so wenig Mick Brisgaus gibt. Wir wollten zu viel. Jetzt haben wir oft zu wenig.
Was meinen eigenen Mann angeht: Er kann gut kochen, er räumt anschließend nie die Küche auf, er hatte noch nie Gurkenscheiben im Gesicht und die letzte Bierkiste hat er auch hochgeschleppt. Es hätte also wirklich schlimmer kommen können.