Isabel Thalmann, 42, ist Buchgestalterin und Grafikerin. Mit zwei Kolleginnen führt sie ein eigenes Atelier, buchundgrafik.ch, in der Zürcher Altstadt. Sie lebt mit Mann und Sohn und Katze Lotti in Zürich.
"Ohne Buch bin ich nur ein halber Mensch. Obwohl ich abends meistens nur zwei bis drei Seiten lese, bevor mir die Augen zufallen, brauche ich immer eine gute Lektüre auf meinem Nachttisch. Ausserdem dreht sich auch tagsüber bei meiner Arbeit als Buchgestalterin alles ums Buch - obwohl dann die Optik im Vordergrund steht. Zusammen mit drei Freunden habe ich einen Literaturclub gegründet. Wir treffen uns alle sechs Wochen und diskutieren über ein Buch, das wir in der Zwischenzeit gelesen haben."
Als Teenager: "Der rote Seidenschal" - Federica de Cesco (Arena)
Die Abenteuergeschichte von Ann packte mich total. Sie reist mit ihrer Tante mit dem Zug durch Arizona. Als eine Frau beim Aussteigen ihren roten Seidenschal vergisst, läuft Ann ihr hinterher und der Zug fährt ohne sie ab. Dann lernt sie den Halbindianer Chee kennen ... Es geht, wie immer bei de Cesco, ums Ausbrechen und um Freiheit. Kaum zu glauben, dass sie diesen Roman mit 16 geschrieben hat.
Mit 20: "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" - Milan Kundera (Fischer)
Während des Kalten Krieges lernt der Prager Chirurg Tomas die Serviererin Teresa kennen. Sie beginnen eine lebenslange Beziehung , die unter Tomas' ständigen Affären leidet. Der Roman führt durch den Prager Frühling und die damit verbundene gemeinsame Flucht in die Schweiz. Emotional und philosophisch. Dieses Buch weckte meine Faszination für den Osten und inspirierte mich, dorthin zu reisen.
Mit 30: "Der Trost von Fremden" - Ian McEwan (Diogenes)
Mary und Colin machen Urlaub in Venedig. Sie lernen Robert kennen, der ihnen die ganze Nacht sein Leben erzählt. Am nächsten Tag sind beide verkatert. Wieder laufen sie Robert über den Weg. Er nimmt sie zu sich heim. Stunden später wachen sie auf, nackt, in einem leeren Raum, ihre Kleider sind weg. Danach habe ich sämtliche Bücher von McEwan gelesen und empfehle sie allen meinen Freunden.
Mit 40: "Leon und Louise" - Alex Capus (Hanser)
Das Buch zeichnet sich neben einer starken Geschichte durch eine selten schöne Sprache aus. Léon Le Gall kommt 1918 nach Saint-Luc-sur-Marne und verliebt sich dort in Louise Janvier. Sie geraten in einen Luftangriff, werden schwer verletzt und getrennt. Zehn Jahre später sieht Léon die Totgeglaubte in Paris wieder... 68 Jahre im Leben zweier Menschen, die nie ein Paar werden und doch ein hinreissendes Liebespaar sind.
Als Mutter: "Der Mäusezirkus" - Erwin Moser (Residenz)
Erwin Mosers kleine Helden bezaubern die ganze Familie. Unser Vierjähriger liebt die Geschichten vom Mäusefanten, vom wilden Kater Freddy, vom geizigen Hamster Hugo und von Konrad dem Schneemenschen. Und natürlich ist er begeistert von Maus Violettas Weltreise. Die bezaubernden Bildgeschichten lassen sich wunderbar ausschmücken und als Gutenachtgeschichten weiterspinnen.