Jenny Chi, 1975 in Zürich geboren, singt, solange sie denken kann. Mit 18 entdeckte sie den brasilianischen Bossa nova. Im Oktober dieses Jahres erschien ihr drittes Album mit eigenen Kompositionen in portugiesischer Sprache.
"Ein Buch, das mich fesselt, ist wie ein guter Freund, der mich versteht und für mich da ist. Wahrscheinlich fange ich deshalb ein Buch unter 400 Seiten gar nicht erst an. Da ich sonst das Gefühl habe, mich gleich wieder davon verabschieden zu müssen. Der Protagonist muss für mich 'echt' sein, damit er mich berührt. Da bin ich sehr heikel. Es kann auch sein, dass mir ein Buch, das mich ein paar Jahre zuvor zutiefst bewegt hat, beim zweiten Lesen trivial erscheint. Es hängt viel von dem Lebensmoment ab, in dem man steckt. Lieblingsbücher sind die, worum man jeden beneidet, der sie noch nicht gelesen hat."
Ursula Hegi: Die Andere (rororo)
An diesem Buch faszinierte mich vor allem die Figur der Protagonistin Trudi Montag, die in der Zeit zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg als Kleinwüchsige in einem deutschen Dorf am Rhein aufwächst. Sensibel und poetisch wird beschrieben, wie Trudi in dieser politisch und gesellschaftlich bewegten Zeit sowohl das Ausgeschlossensein als auch eine gewisse Macht ihres Andersseins erlebt.
Tim Krohn: Vrenelis Gärtli (Diogenes)
Ach ja, das Blüemli biselnde Vreneli! Dieses Buch ist so sympathisch durchgeknallt und mutig, dass es eine wahre Freude ist. Die spannende Geschichte basiert auf Sagen aus dem Glarnerland und es geistert darin immer ein wenig. Ich habe dieses Buch sogar noch mehr verschlungen als den Vorgänger "Quatemberkinder". Der deutsche Schriftsteller Tim Krohn hat es tatsächlich geschafft, meinen Nationalstolz zu fördern.
Loriot: Loriots dramatische Werke (Diogenes)
Als ich acht Jahre alt war, führten mein Bruder und ich an einem Familienfest zum ersten Mal ein Stück von Loriot auf. Als Vorlage diente dieses Buch mit gesammelten Werken. Eine wahre Fundgrube! Seither bin ich ein brennender Fan von Loriot, dessen intelligente Stücke stets um ein besonderes Thema kreisen: die Komik des Moments, in dem gesellschaftliche Zwänge auf menschliche "Unperfektion" treffen.
János Székely: Verlockung (btb)
Ein Buch voller Lebenshunger und Leidenschaft, trotz des Kampfes gegen Armut und Enttäuschungen. Die Figuren in diesem Buch, das zwischen den beiden Weltkriegen in Ungarn spielt, sind so facettenreich dargestellt, dass sie zu leben scheinen. Und ich empfinde besonders viel Sympathie für die Hauptperson. Béla ist jemand, den ich wahnsinnig gern persönlich kennengelernt hätte.
Harper Lee: Wer die Nachtigall stört... (rororo)
Dieses eine Mal war die Schullektüre im Fach Englisch keine Folter für mich. Von der ersten Seite an hing ich der sechsjährigen Erzählerin Scout an den Lippen. Aus ihrer kindlichen Sicht wird die Doppelmoral der Südstaaten-Gesellschaft der 30er-Jahre beleuchtet. In dieser Umgebung voller Vorurteile lehrt Scouts Vater sie und ihren Bruder Jem auf ergreifende Art, selbst über richtig und falsch zu urteilen.