Ein beeindruckendes Debüt: Daniela Krien erzählt die Geschichte einer Jugendlichen, die Grenzen überschreitet - und ein Drama mit zwei Männern erlebt. Lassen Sie sich vom Sog dieses Buches mitziehen!
Ausgewählt vom Netzwerk BücherFrauen, diesmal von Journalistin Stephanie Hanel.
Daniela Kriens "Irgendwann werden wir uns alles erzählen" (Graf Verlag):
Eine literarische Lebensbeichte? Ein beeindruckendes Debüt ohne Zweifel!
Die Autorin Krien bringt uns ihre jugendliche Heldin überzeugend nahe, die Denkwelten und auch das Erleben sind so echt, dass es mir – als lesender Mutter – manchmal ordentlich das Herz zusammen gezogen hat. Ja, so empfindet das eine junge Frau, aber mir als der Erwachsenen bleibt ab und zu die Luft weg bei der Vorstellung, dass es sich um meine eigene Tochter handeln könnte. Oder um mich, in ihrem Alter.
Zeitlose Geschichte
Um was es geht? Um eine Bauernfamilie, bei der die Heldin lebt, weil sie die Freundin des Sohnes ist und Unterschlupf sucht. Ihre eigene Familie hat sich aufgelöst, die Mutter ist heimatlos geblieben und will zurück zu ihren Wurzeln. Die Geschichte spielt im Osten unseres Landes und zu Zeiten des Mauerfalls, aber das ist nur die Kulisse – erzählt wird ein zeitloses Drama zwischen zwei Männern und einer Frau. Das Moderne daran ist vielleicht die Arglosigkeit des jungen Mannes und die Rettung der jugendlichen Heldin. Aber mehr soll hier nicht gesagt werden.
Eine Geschichte, die süchtig macht
"Irgendwann werden wir uns alles erzählen" verspricht nicht zu viel: wir sitzen mit den Menschen, um die es geht, gemeinsam an einem Tisch, wir sehen mit den Augen der Autorin und verfolgen das Schicksal der die Seiten immer wieder wechselnden Maria, einer Grenzgängerin, die wahrhaft Kopf und Kragen riskiert. Vielleicht gilt dasselbe auch für die Autorin? Es gehörte sicher viel Mut dazu, diese Geschichte so zu erzählen. Filmisch verdichtet, steigert sich der Text bis er Sogwirkung entfaltet und spuckt einen dann, geläutert, wieder aus, so wie das Kino einen ausspuckt – man taumelt noch leicht und muss sich doch auf den Weg nach Hause machen. Ich habe das Buch am Ende zugeklappt, weil es nichts mehr zu lesen gab, aber es fiel mir schwer.
Dieses Buch können Sie hier bestellen:
Irgendwann werden wir uns alles erzählen
Stephanie Hanel, 44, ist Journalistin. Im Netzwerk der BücherFrauen war sie als Content-Koordinatorin zuletzt verantwortlich für den Relaunch der Website. Zudem ist sie freie Redakteurin des Internetportals AcademiaNet.
Diese Buch-Tipps entstanden in Kooperation mit den BücherFrauen. Mehr über die "Women in Publishing"