Sophie Mereau verkehrte mit Schiller und Goethe, konnte finanziell unabhängig leben und verkörperte wie kaum eine andere die Ideale der Romantik. Doch auch ihr Leben war nicht immer einfach.
Ausgewählt vom Netzwerk BücherFrauen, diesmal von Lektorin Jana Stahl.
Anna-Luise Jordans "Herbst in Heidelberg" (Osburg):
Was wissen wir heute noch über Sophie Mereau? Sie verkehrte mit Schiller und Goethe und konnte von ihrer Arbeit als Schriftstellerin finanziell unabhängig leben. Sie war im 19. Jahrhundert eine der ersten Frauen, die sich scheiden ließ, von ihrem Mann, dem Jenaer Juraprofessor Friedrich Ernst Carl Mereau. Sie sehnte sich nach Liebe und Freiheit, die er ihr nicht bieten konnte. Und sie verkörperte wie kaum eine andere die Ideale der Romantik.
Romantikerin trifft Macho
Dass sie deshalb den stürmischen Clemens Brentano nach seinem langen Drängen heiratete und folgte – erst nach Marburg, dann nach Heidelberg – kann man ja noch verstehen. Wie sie es bei all seiner Eifersucht, seiner besitzergreifenden Art und seinem religiös verklärten Verlangen aus ihre eine gebärende Maria zu machen, aushielt, ist für eine moderne Frau von heute kaum nachvollziehbar. Selten habe ich so mit der männlichen Hauptperson eines Buches gehadert – von wegen Romantiker, hier wird Brentano als herrschsüchtiger Macho dargestellt, was seiner realen Erscheinung sicher sehr nahe kam.
Eine Zeitreise mit dem Geist der Aufklärung
Eigentlich steht ja Sophie Mereau im Mittelpunkt des Romans von Anna-Luise Jordan. Aber dieses Buch stellt auch – historisch sicher korrekt – dar, dass ihre Beziehung zu Brentano auch ihr Schicksal besiegelte. Sophie Mereau wurde Brentano zuliebe drei mal schwanger. Dreimal überlebten die Neugeborenen nicht. Sophie litt körperlich und seelisch an den Nebenwirkungen der schweren Geburten und Kindsverluste. Trotzdem wurde Brentano nicht müde, ein Kind von ihr als Liebesbeweis zu fordern. Was wäre ohne Clemens Brentano aus Sophie Mereau geworden? Wie viel könnten wir heute von ihr lesen? Denn sie war vor allem auch eine beeindruckende Vertreterin ihrer Epoche, fortschrittlich und ausgleichend. Der Geist der Aufklärung umgibt sie in diesem Roman.
Die Autorin ermöglicht uns eine vortrefflich recherchierte Zeitreise ins 19. Jahrhundert, die vor allem auch Frauenfragen aufwirft, die gerade heute wieder aktuell sind.
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Herbst in Heidelberg
Jana Stahl, 31, ist freie Lektorin mit dem Schwerpunkt Wirtschaftssachbuch und Ratgeber Beruf und Karriere in Heidelberg. Im Netzwerk der BücherFrauen ist sie als Regionalsprecherin Rhein-Neckar aktiv. Mehr Infos unter www.janastahl.de.
Diese Buch-Tipps entstanden in Kooperation mit den BücherFrauen. Mehr über die "Women in Publishing"