Olle Lönnaeus' Krimi lässt diese typisch skandinavische Düsternis auferstehen: am Ort der Kindheit versucht Protagonist Konrad, die mysteriösen Todesfälle in seiner Familie aufzudecken.
Ausgewählt vom Netzwerk BücherFrauen, diesmal von Journalistin Meike Dannenberg.
Olle Lönnaeus: "Das fremde Kind" (Rowohlt Polaris):
Skandinavische Krimiautoren sind kein Garant für Qualität, aber jedes Mal wenn ein neuer Autor aus dem Norden einen Krimi vorlegt, keimt ein wenig Hoffnung, dass er es wieder schafft, diese fesselnde Düsternis auferstehen zu lassen, die nebelumwogtes Schonen bereithielt.
Für mich ist ein Krimi aus Skandinavien stark von der, gerne etwas hadernden, Persönlichkeit des Ermittlers geprägt. Ich brauche keine perfiden Gewaltexzesse und rasanten Verfolgungsjagden wie bei Jussi Adler Olson, sondern einen dunklen Wald und ein Geheimnis.
Und deshalb hat mich "Das fremde Kind" von Olle Lönnaeus begeistert, vor allem die intensiven und fast intimen Beschreibungen der Protagonisten und des heruntergekommen Tomelillas. Konrad, der nach Jahren verlebt, stoppelig und einsam an den Ort seiner Kindheit zurückkehrt, weil seine Adoptiveltern erschossen wurden, beginnt, sich an sein persönliches Trauma zu erinnern: die Woche, in der er alleine als Kind in der Wohnung auf seine Mutter wartete, die nie zurückkam, die Jahre, die er im Zwist mit seinem Adoptivbruder in einem streng gläubigen, freudlosen Haushalt verbrachte. Natürlich gibt es einen Grund, warum diese anständigen, etwas naiven Menschen zwanzig Jahre später erschossen wurden - und der hat, wie erwartet, etwas mit der Vergangenheit zu tun. Die Komposition der Ereignisse könnte fulminanter sein, aber die dichte Sprache und lebendigen Bilder sind extraklasse.
Die Journalistin Meike Dannenberg ist Redakteurin beim Magazin "Bücher" und zudem im Netzwerk BücherFrauen aktiv.
Diese Buch-Tipps entstanden in Kooperation mit den BücherFrauen. Mehr über die "Women in Publishing"