Über hundert Jahre ist es her, seit Josephine Peary achtundzwanzigjährig mit ihrem Mann zum ersten Mal in die Arktis aufbrach. Reisen ins ewige Eis war anno 1891 keine sehr behagliche Angelegenheit.
Ausgewählt vom Netzwerk BücherFrauen, diesmal von Elvira Willems, freie Übersetzerin und Lektorin.
Cornelia Gerlach: Pionierin der Arktis
Über hundert Jahre ist es her, seit Josephine Peary achtundzwanzigjährig mit ihrem Mann zum ersten Mal in die Arktis aufbrach. Reisen ins ewige Eis war anno 1891 keine sehr behagliche Angelegenheit. War Josephine Peary die Frau des Mannes, der zum Nordpol wollte? Ja, das war sie. War sie selbst am Nordpol? Nein, das war sie nicht, aber sie war die erste Frau, die überhaupt jemals an einer Polarexpedition teilnahm. Und ohne sie hätte er es auch nicht geschafft.
Doch was Cornelia Gerlach hier erzählt, ist weit mehr als die Geschichte einer starken Frau hinter einem erfolgreichen Mann. Josephine Peary entstammte einer Familie, deren Leben "eher um Bücher, Bildung und Sprachen" kreiste, gebildet, wohlhabend, weltgewandt. Bereitete sie das auf ihre Abenteuer vor? Gewiss nicht. Und so erzählt die Autorin von den vielfachen Rückschlägen, der vorsichtigen Annäherung an die Inuit, mit denen sie monatelang das Leben im ewigen Eis teilte und lernte, wie man dort überlebte, von der Einsamkeit und Eintönigkeit des Überwinterns, der Schönheit der Arktis und – vor allem und immer wieder – von der Herausforderung des Wartens. Erzählt von dem Wagnis, hochschwanger in die Arktis aufzubrechen, ihr Kind dort zu bekommen, und davon, mit der dreijährigen Marie in die Arktis zurückzukehren. Davon, dass es nicht immer leicht war, eine Person von öffentlichem Interesse zu sein.
Die Reisen der Pearys sind anhand von Büchern, Briefen, Katalogen und wissenschaftlichen Abhandlungen gut dokumentiert. Fakten allein aber machen ein solch abenteuerliches Leben nicht lebendig, und das hier liest sich spannend wie ein Krimi, unterhaltsam wie ein Abenteuerroman, klug wie eine Biografie. Und in den eingestreuten Tagebucheinträgen spricht Josephine Peary als intelligente, warmherzige, erfindungsreiche Frau zu uns. Eine rundum fesselnde Lektüre für Lehnstuhlreisende wie Weltneugierige.
Elvira Willems übersetzt Krimis, historische Romane, Frauenliteratur und Jugendbücher aus dem Englischen. Nach Stationen im Buchhandel, einem MA in Neuerer Deutscher Literaturwissenschaft und Komparatistik, Jobs als wissenschaftliche Mitarbeiterin in Bibliotheken, zwei Jahren als Geschäftsführerin eines kleinen Verlags und einem Pressejob bei einem Berliner Kleinverlag hat sie in gut fünfzehn Jahren als Freie fast achtzig Bücher übersetzt und unzählige lektoriert. Sie freut sich, dass sie diesen Beruf auf dem Land ausüben kann, wo sie sich das Haus und den großen Garten mit zwei Katzen teilt und mit Leidenschaft ihrem Beruf nachgeht. Sie ist Mitglied im Netzwerk der Bücherfrauen (www.buecherfrauen.de).
Diese Buch-Tipps entstanden in Kooperation mit den BücherFrauen. Mehr über die "Women in Publishing"