Hunger, Schande, Obdachlosigkeit und Gefängnis sind die vier Lehrmeister des preisgekrönten chinesischen Dichters Liao Yiwu. Das Hörspiel wirft auf poetische Weise ein Schlaglicht auf die kollektiven Traumata Chinas.
Ausgewählt vom Netzwerk BücherFrauen, diesmal von Silke Pachal, freie Lektorin und Übersetzerin aus Berlin. www.pachal-lektorat.de
Liao Yiwu: Vier Lehrmeister
Hunger, Schande, Obdachlosigkeit und Gefängnis sind die vier Lehrmeister des preisgekrönten chinesischen Dichters. In einem langen Klagelied ohne einen falschen Ton belegt diese kammerspielartige Audio-Collage erneut: Der Mensch ist des Menschen Wolf. Gespräche, Lesungen und Szenen gestalten ein Hörspiel von großer poetischer Kraft. Der Ich-Erzähler, von dem wir ahnen, dass vieles von dem, was er erzählt, autobiographisch ist, lässt Geschichten für sich sprechen. Sie bebildern seine zentralen Themen um Gefängnis, Folter und Repression.
Wir hören die Stimme eines Leichenschminkers, ein Leprakranker spricht und die junge Prostituierte Fräulein Hallo erzählt, die wohl bekannteste Figur des Autors im Westen. Seine Randfiguren der chinesischen Gesellschaft sind sich in einem einig: Hier ist nichts zu hoffen. Uns bleibt der Schrecken vor den beschriebenen Grausamkeiten und die Erkenntnis, wie fremd das andere Ende der Welt sein kann. Chinesen haben kein Zuhause, so Yiwu. Ihr Zuhause ist ihre Sehnsucht.
Silke Pachal ist freie Lektorin und Übersetzerin mit Verlagserfahrung. Sie ist Mitglied im Netzwerk der Bücherfrauen (www.buecherfrauen.de).
Diese Buch-Tipps entstanden in Kooperation mit den BücherFrauen. Mehr über die "Women in Publishing"