Ein aufregendes Singleleben galt lange als schick. Doch unsere Kolumnistin Bettina Röhl findet, das "Sex and the City"-Ideal hat ausgedient.
"Ich liebe den Verheiratet-Status", verkündete neulich eine junge Bekannte, Mutter von zwei kleinen Kindern auf ihrem Facebook-Account. Und: "Ich liebe meinen Mann." – "Wow! Was für ein Statement!", dachte ich. Mein Mann! Nicht Peter, nicht Jan, Gerald oder Martin, nein, einfach: mein Mann. In diesen Worten ist Besitzerstolz zu spüren. Die Freude, den einen gefunden zu haben, der zu einem passt, mit dem man Kinder hat und ein gemeinsames Leben führen will. Und auch das indirekte direkte Bekenntnis: Seht her, das ist nicht irgendwer, sondern der, mit dem ich Sex habe! Selbstbewusstsein schwingt mit. Ich finde das super.
Diese Mutter ist nicht die einzige junge Frau, die ich kenne, die mit einem ganz neuen Selbstverständnis ihre Familiengründung zelebriert. Das tägliche Leben mit ihrem Mann, ihren Kindern und allem, was dazugehört: von Kindergeburtstagen bis Ostern, Laternenlaufen bis Halloween, Boxen bis Ballett, Schulauswahl bis Urlaub. Und sie scheint es zu genießen.
Dieser nicht zu übersehende Trend ist erfrischend neben der manchmal durchaus anstrengenden Patchwork-Familienwirklichkeit. Sogar das Ideal von "Sex and the City", "Friends" & Co. wirkt plötzlich alt, frustriert und sinnlos aufgekratzt. Natürlich: Das funkelnde Leben in der Stadt mit ihren Restaurants, Bars und Partys ist aufregend und die Herausforderungen der Karrierewelt auch. Und ja, all das tritt erst mal in den Hintergrund, wenn
man Kind und Familie hat. Aber doch nur für eine bestimmte Zeit und nicht unbedingt für immer.
Singles können sich in vielen Fällen bestimmt besser auf ihre Karriere einstellen, als eine Mutter dazu in der Lage ist. Tatsächlich erwartet die Gesellschaft den beruflichen Erfolg sogar von Alleinstehenden. Gelingt das nicht, ist das Unverständnis groß. Gar nicht einfach, mit so einem gesellschaftlichen Druck umzugehen.
Mancher Single-Mann schwärmt vielleicht davon, endlich die Freiheit zu haben, ein sexuelles Abenteuer nach dem anderen zu erleben. Hat aber, während er dieser Illusion nachhängt, monatelang in Wirklichkeit gar keinen Sex. Single-Frauen neigen eher dazu, davon zu träumen, dass ihnen ja eigentlich täglich der Mann ihres Lebens begegnen könnte. In Wahrheit eine sehr mühselige Vorstellung: sich den Traum vom Glück immer nur vorzustellen, statt ihn endlich täglich zu leben.
Da wirkt das manchmal eher verpönte Bekenntnis zur Ehe, das klare und öffentlich herausgerufene "Ich liebe meinen Mann", in dem ja auch steckt, ich liebe mein Leben, so wie es ist, plötzlich jung und verheißungsvoll. Wäre schön, wenn dieser Trend ein bisschen anhält.
Bettina Röhl trifft viele Menschen. Die Publizistin und Buchautorin ist bekannt für ihren kritischen Blick - dabei mag sie es eigentlich harmonisch.