Schadet es den Augen, wenn man bei schlechtem Licht liest? Und überhaupt: Warum stechen die Mücken eigentlich immer nur mich? Dr. Christan Jessen ist Mediziner und hat unsere fünf drängendsten Fragen beantwortet...
Schadet es den Augen, wenn man bei schlechtem Licht liest?
Immer wieder warnt man Kinder davor, sie würden sich ihre Augen ruinieren, wenn sie mit einer Taschenlampe unter der Bettdecke lesen. Stimmen tut das freilich nicht. Bei Dämmerlicht zu lesen schädigt die Augen nicht, eher verursacht es Augenschmerzen.
Wenn Sie ein schlecht beleuchtetes Zimmer betreten, passen sich Ihre Augen in verschiedener Weise an. Erstens beginnen die Stäbchen und Zapfen auf der Netzhaut, mehr lichtempfindliche Chemikalien zu produzieren. Diese Chemikalien reagieren auf Licht, wandeln es in ein elektrisches Signal um und übermitteln dieses ans Gehirn. Zweitens entspannen sich die Irismuskeln, der menschliche Körper was dazu führt, dass sich die Augenöffnung, die Pupille, stark vergrößert. Dies ermöglicht es dem Auge, so viel Licht wie mög lich einzufangen. Und drittens passen sich die Nervenzellen in der Netzhaut daran an, bei mattem Licht zu arbeiten. Wenn Sie bei Schummerlicht lesen, dann empfängt Ihre Augenmuskulatur widersprüchliche Signale: Sie soll sich lockern, um so viel Licht wie möglich einzufangen, zugleich soll sie sich aber auch zusammenziehen, um ein konstant fokussiertes Bild zu erzeugen.
Ist das betrachtete Objekt, also in diesem Fall ein Buch, nur schlecht beleuchtet, wird die Fokussierung noch schwieriger, weil nur ein geringer Kontrast zwischen den Wörtern und der Seite besteht, was die Fähigkeit des Auges, visuelle Details zu erkennen, schwächt. Diese Fähigkeit bezeichnet man als Sehschärfe. Ihre Augen müssen mehr arbeiten, um die Wörter von der weißen Seite zu unterscheiden, was Ihre Augenmuskulatur natürlich anstrengt. Wenn Ihre Augen für längere Zeit so schwer arbeiten, wer den sie müde, wie es bei praktisch jedem anderen Muskel auch der Fall wäre. Diese Anspannung kann sich physisch auf ver schiedene Weise auswirken, etwa in Form von schmerzenden oder juckenden Augäpfeln, Kopfschmerzen, Verspannungen im Schulter und Nackenbereich und einer verschwommenen Sicht.
All das wird aber Ihren Augen nicht schaden und wieder abklingen, wenn Sie zu lesen aufhören und ihnen eine Ruhepause gönnen.
Schaden Diät-Cola-Getränke den Knochen?
Wissenschaftlichen Ergebnissen zufolge erhöht ein regelmäßiger Cola-Konsum, auch von DiätColas, das Risiko bei Frauen, spä ter an Osteoporose zu erkranken, weil das Getränk schlecht für ie Knochen ist. Das liegt höchstwahrscheinlich daran, dass die hohe Konzentration von enthaltener Phosphorsäure die Knochenbildung behindert. Im normalen Alterungsprozess verlieren Knochen Kalzium schneller, als es erneuert werden kann, was dazu führt, dass die Knochendichte
verringert wird. Das Ergebnis ist, dass die Knochen mit der Zeit an Stärke verlieren und brüchiger werden. Die National Osteoporosis Society empfiehlt, den Konsum von Sprudel zu reduzieren, um die Knochen kräftig zu halten. Nicht nur Phosphorsäure kann Knochen schwächen, sondern auch zu viel Koffein beeinflusst den Kalzium-Haushalt im Körper.
Viele Menschen behaupten, dass Lippenbalsame Bestandteile enthalten, die spröde Lippen noch trockener machen, damit man sie weiterbenutzt und mehr kauft. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die Hersteller damit durchkommen. Stimmt das?
Unglaublich, aber es stimmt zum Teil. Die Bestandteile von Lippenbalsam umfassen häufig Substanzen, die ein Kribbeln hervorrufen. Dazu gehören Salizylsäure, Phenol und Menthol. Diese Inhaltsstoffe werden üblicherweise verwandt, damit der Nutzer glaubt, etwas passiere, wenn er den Balsam aufträgt. Einige dieser Stoffe haben eine abschilfernde Eigenschaft, sorgen also dafür, dass die Haut an den Lippen pellt. Dies wieder um macht die Lippen dünner, sodass sie weniger gegen Umwelt einflüsse geschützt sind.
Folglich tragen die Konsumenten den Balsam immer wieder auf. Viele Menschen haben spröde Lippen, obwohl sie immer fleißig mehrmals täglich "medizinische" Lippenpflege benutzen.
Kampfer und Menthol sind für ihre beruhigende Wirkung bekannt und trocknen die Lippen aus. Das ist ein nötiger Schritt, um Lippenherpes auszutrocknen, aber nicht sinnvoll, um normale spröde Lippen zu behandeln. Die Hauptaufgabe von Phenol besteht darin, Bakterien abzutöten und Infektionen zu verhindern, und sollte nur in schwerwiegenden Fällen eingesetzt werden, keinesfalls aber täglich. Jedoch gefällt den Konsumenten häufig das angenehme Kribbeln, und sie wenden die Creme gewohnheitsmäßig an.
Würde ein Hautarzt Salizylsäure für trockene Lippen verschreiben? Das ist sehr unwahrscheinlich, da es sich um einen Peeling-Wirkstoff handelt. Sie würde daher bei Lippenherpes helfen, aber spröde Lippen brauchen einen Schmierstoff (wie Vaseline), kein Peeling.
Hier geht's zu weiteren Fragen
...Wir wollen es noch genauer wissen:
Warum bekomme ich als Einzige in einem Raum immer die ganzen Mückenstiche ab? Mögen Mücken bestimmte Blutgruppen lieber als andere?
Mir geht es genauso: Ich werde zerstochen, während die anderen von den Plagegeistern in Ruhe gelassen werden. Das ist ungerecht. Eine Studie, die in Nature erschienen ist, fand heraus, dass Mücken es eher auf Menschen mit der Blutgruppe 0 abgesehen haben, während Leute mit der Gruppe A am wenigsten unter Stichen leiden. Folgeuntersuchungen beschäftigten sich mit der Frage, ob das daran liegt, dass einige Menschen Sekrete durch die Haut absondern, die eng mit ihrer Blutgruppe zusammen hängen, was in der Tat der Fall ist. Mücken mögen wirklich Menschen lieber, die 0-Sekrete absondern, als andere wie die der Blutgruppe A.
In Japan wurde 2004 ein Schwarm hungriger Mücken-Weibchen auf 64 freiwillige Testpersonen losgelassen. Typisch japanische Spielshow, gab es einen Trick: Den Tieren waren zuvor die Saugwerkzeuge entfernt worden. Die Forscher konnten untersuchen, wie häufig die Tiere auf der Haut verschiedener Probanden gelandet waren. Das Ergebnis lautete, dass Haut der Menschen mit Blutgruppe 0 zweimal häufiger angeflogen worden war als die anderer.
Es gibt verschiedene Theorien, die dies versuchen zu erklären. Eine besagt, dass wenn man sich mit Malaria infiziert hat, sich der Körpergeruch oder Atem verändert, was wiederum die Mücken anzieht, die einem die Infektion zu Beginn beigebracht haben. Aber interessanterweise belegt eine Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO, dass in In dien Malariapatienten eher der Blutgruppe A als anderen Gruppen angehören. Das liegt nicht daran, dass Menschen mit Blutgruppe A häufiger gestochen werden, sondern dass sie in der Folge häufiger unter Malaria leiden.
Ich erinnere mich daran, dass uns ein Dozent erklärte, dass wir immer nur durch ein Nasenloch atmen. Stimmt das, und wenn ja, warum haben wir dann zwei?
Erstaunlicherweise stimmt das. Das Phänomen wurde 1895 von Kayser, einem deutschen Rhinologen aus Breslau, entdeckt und erläutert. Er hat herausgefunden, dass Menschen einen nasalen Kreislauf haben, der vom Ausdehnen und Zusammenziehen der Venen in der Nase abhängt. Die Venen bilden ein schwammartiges Gewebe, ver gleichbar mit dem Schwellkörper des Penis, das besonders gut an der vorderen Nasenscheidewand und an der unteren Nasenmuschel (dem unteren Nasengang) entwickelt ist.
Im Laufe des Tages wechseln sie sich ungefähr alle vier Stunden ab, sodass die vergrößerten Gefäße erst das eine Nasenloch und dann das andere blockieren. Das bedeutet, dass wir normalerweise nicht gleichmäßig durch beide Nasen löcher atmen: Ein Nasenloch ist immer weiter geöffnet und lässt mehr Luft herein. Jedoch ist das nicht bei allen Menschen der Fall. Auf ungefähr 85 Prozent der Personen trifft dieses Phänomen zu und kann durch die Position (beispielsweise, ob Sie aufrecht sitzen oder flach liegen), Allergien und Infektionen der oberen Atemwege beeinflusst werden.
Alle Fragen wurden aus dem Buch "Sag mal, du bist doch Arzt" von Dr. Christian Jessen entnommen. Erschienen im Rowohlt Verlag. Preis: 8,99 Euro. Hier geht's zum Rowohlt Verlag!