Der Toyota Auris Hybrid kreuzt Fahrlust mit Ökoinstinkt. Und seit unsere stellvertretende Chefredakteurin Silvia Feist weiß, wie sie mit dem Wagen Energie speichern kann, findet sie das Bremspedal viel spannender als das Gaspedal.
Als ich meinen ersten Toyota bekam, ging Autofahren so: aufschließen, reinsetzen, Schlüssel umdrehen und los. Das war irgendwann in den 90er-Jahren des letzten Jahrtausends. Jetzt sitze ich im Toyota Auris Hybrid und denke, ich surre mit dem Elektromotor mal eben in die Zukunft des Autofahrens. Stattdessen komme ich mir ziemlich vorgestrig vor, während ich im Dunkeln die Lenksäule abtaste, weil doch irgendwo das Zündschloss sein muss. Aber nichts. Also taste ich nach dem Licht - so kann man sein Auto auch begreifen - und siehe da: ein Power-Button. Auf einem anderen Knopf in der Mittelkonsole steht "Eco". Der Modus fürs gute Gewissen. Ich drücke mal beides und bin mir nicht ganz sicher, ob das Auto jetzt "an" ist, denn der Auris macht keinen Mucks.
Doch als ich aufs Gaspedal trete, gleite ich geräuschlos vom Hof. Faszinierend und seltsam zugleich. Als hätte jemand der Nacht den Ton abgedreht. Das Automatikgetriebe finde ich zwar unsportlich, aber es geht ja darum, Energie zu sparen, und vermutlich hat der Bordcomputer dafür ausgeklügeltere Sensoren als ich. Plötzlich ertönt das vertraute Fahrgeräusch. Der Tacho zeigt mehr als 50 km / h, deshalb hat der Benzinmotor offenbar gerade die Arbeit von seinem Elektrobruder übernommen.
Als ich auf eine rote Ampel zurolle, wird's wieder still. Das passt, denn ich will mich leise auf die Pirsch nach einem Parkplatz machen. Der Auris ist mit seinen 4,25 Metern nicht ewig lang. Schade nur, dass das die Parkplatzsuchzeit trotzdem nicht verkürzt - und so nicht noch mehr Energie spart (und Nerven). Was das angeht, bleibt mein Rad in der Stadt unschlagbar.
Am Wochenende fahre ich mit meinem Freund nach Grömitz an die Ostsee. Das Navi hat nicht die allerintuitivste Benutzerführung. Findet er. Nach meiner Zündschloss-Suche halte ich mich bei diesen Urteilen lieber zurück und konzentriere mich aufs Fahren. Der Auris liegt gut auf der Straße. Und was wäre das für ein Autotest, wenn man den Wagen nicht mal richtig ausfahren würde? Neben dem "Eco"-Modus gibt es noch einen "Power"-Modus, bei dem beide Motoren zusammenspielen, um das meiste rauszuholen. Nicht schlecht. Auch wenn alles über 180 auf dem Tacho eher Zierde ist. Aber schließlich wählt man einen Hybrid ja, weil sich da die Lust am Fahren mit Ökoinstinkt kreuzt, und nicht, um einen auf Schumi zu machen.
"Ich mache beim Bremsen Strom"
Als ich bremse, bricht mein Freund in Entzückensrufe aus. Einen Moment bin ich irritiert - sollte er so wenig Zutrauen in meine Fahrkünste haben? Doch die Begeisterung liegt an einem Feature moderner Energiespartechnik, das im Display hinter dem Lenkrad auftaucht. Eher zufällig habe ich einen weiteren Knopf gedrückt und so die "Energieflussanzeige" aktiviert, die zeigt, wie die Energie beim Bremsen in die Batterie des Elektromotors eingespeist wird. Okay, jetzt kapiere auch ich, warum der Auris nicht an der Steckdose hängen muss: Ich mache beim Bremsen Strom.
Nach dem Tempo- und Bremsexzess versuche ich, gleichmäßig in moderatem Tempo zu fahren. Das zahlt sich aus: Auf Autobahn und Landstraße komme ich tatsächlich fast mit 4 Litern auf 100 Kilometer hin. Die Batterie für den Elektromotor steckt im Kofferraum. Mein Lieblingsumzugsauto würde der Auris damit nicht. Aber sonst könnte ich mich an ihn gewöhnen. Nur einen festen Platz für den Schlüssel müsste ich mir einfallen lassen. Gibt ja kein Zündschloss.
Technische Daten vom Toyota Auris Hybrid Executive
Durchschnittsverbrauch: 4,0 l, CO2-Ausstoß: 93 g/km, PS: 100, Beschleunigung (0-100 km/h): 11,4 s, Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h, Basispreis: 25.300 Euro. Mehr Infos unter www.auris-hybrid.de