Bestseller-Autorin Katrin Zita hat mit ihrer Co-Autorin Lena Doppel einen Reiseführer durch die Online-Welt geschrieben: "Digital Happiness" soll helfen, selbstbestimmt und glücklich zu leben – online wie offline.
EMOTION.DE: Fast jeder ist heute online unterwegs. Warum brauchen wir trotzdem noch eine Anleitung für das digitale Leben?
Katrin Zita: Wir haben eine neue Dimension des Glücks in unserem Leben: Neben Familie, Freunden, Beruf und Freizeit hat jeder von uns nun auch ein digitales Leben. Doch kaum jemand hat den Umgang damit gelehrt bekommen, wie zum Beispiel mit Mathematik in der Schule.
Der Titel Ihres Buches lässt vermuten, dass viele Menschen in der Online-Welt unglücklich sind. Warum glauben Sie das?
Der Titel "Digital Happiness" ist bewusst positiv gewählt: Jeder von uns darf für sich selbst entscheiden, was ihm in seinem digitalen Leben glücklich macht. Für die einen ist dies beispielsweise die Möglichkeit eines kostengünstigen, weltweiten Austausches mit anderen wie zum Beispiel via Facebook, WhatsApp, Skype oder Snapchat. Andere überfordert diese neue Dichte der Kommunikation vielleicht, dafür stimmt sie das digitale Bearbeiten und Archivieren der Fotos ihrer Kinder umso glücklicher.
Sie schreiben über Begriffe wie "Digital Tristesse" und "Digital Happiness". Erklären Sie uns doch bitte, was Sie unter diesen beiden Dingen verstehen?
Beim Schreiben dieses Buches fiel mir auf, dass es Situationen gibt, in denen mich und andere das Online-Leben überfordert, unsicher stimmt oder auch frustriert. Solche Situationen beschreibe ich mit dem Begriff "Digital Tristesse". Zum Beispiel nutzte ich früher jede noch so kleine Pause, um einen Blick auf mein Smartphone zu werfen. Dadurch war ich oft nicht bei der Sache. Heute drifte ich nicht mehr bei jeder Gelegenheit in die digitale Welt ab. Bei Treffen mit Freunden bleibt mein Smartphone in der Tasche und mein Gegenüber bekommt die volle Aufmerksamkeit. Das hat etwas mit Respekt zu tun. Auch sonst habe ich gelernt, mich vor einem digitalen Overkill zu schützen: Ich möchte beim Fernsehen nicht mehr zeitgleich auf dem iPad herumwischen und WhatsApp-Nachrichten schreiben. Diese und zahlreiche weitere individuelle Lösungsmöglichkeiten, die ich im Buch formuliere, können uns zu unserer "Digital Happiness" führen.
Was genau bedeutet digitale Selbstbestimmung?
In den vielen Gesprächen rund um dieses Thema beschrieben Menschen oftmals das Gefühl, dass sie sich online ausgeliefert fühlen, Angst hätten, wer ihre Daten speichert oder über sie digital bestimmen kann. Dabei gerät man meistens durch Bequemlichkeit in Gefahr. Wer "keine Zeit" hat, sich mit Sicherheitseinstellungen zu beschäftigen und versucht, sich einfach durchzuschlagen, wird leichter auf Falschinformationen oder Verschwörungstheorien hereinfallen. Es ist wichtig, die Online-Werkzeuge, die wir nutzen, zu beherrschen. Wer sich selbst über Computer und die Möglichkeiten, die wir online haben, weiterbildet, wird sich nicht mehr ohnmächtig und überfordert fühlen. Deshalb finden sich in dem Buch "Digital Happiness" detaillierte und leicht verständliche Informationen, wie Einstellungen in Facebook & Co selbstbestimmt getroffen werden können.
Wie finden wir eine gute Balance zwischen On- und Offline-Sein?
Die Antwort darauf ist eine sehr individuelle, die jeder für sich selbst finden darf. Ich selbst brauche beispielsweise sehr viel an Tätigkeiten in analoger Form, um einen gesunden Ausgleich zu den Zeiten zu haben, in denen ich online bin. Das bedeutet, dass ich auch gerne mit meinem Füller schreibe, zu stricken begonnen habe und es liebe, zu kochen und dafür die Zutaten zu schneiden.
Hat sich Ihr eigenes Internet-Verhalten durch Ihr Buch verändert?
Ja, ich bin weitaus achtsamer geworden, wieviel ich online bin. Es ist wie bei allem im Leben: Es kommt auf die richtige Dosierung an.
Wo geht Ihre eigene Online-Reise nun hin?
Ich mag es, Inhalte und Coachingimpulse für andere digital aufzubereiten: Sei dies mit meinem Blog oder Newsletter oder auch auf Facebook & Co. Früher konnten das nur große Medienunternehmer, heutzutage hat jeder die Chance dazu: unkompliziert, kostengünstig und schnell!
Was sind Ihre drei ultimativen Tipps für ein glückliches und selbstbestimmtes digitales Leben?
Erstens: Keine Angst vor Neuigkeiten. Sehen Sie Ihr digitales Leben als etwas an, das sich immer wieder verändert und worin Sie jeden Tag etwas Neues lernen werden: Gönnen Sie sich wöchentlich einfach eine "Digital-Happiness"-Lehreinheit, in der Sie ein neues Programm oder das Bedienen einer neuen App erlernen.
Zweitens: Wir Menschen sind soziale Wesen. Es bereitet Freude, mit anderen Menschen online in Kontakt zu kommen. Zugleich ist es für unser Glück auch immens wichtig, dass wir einander auch immer wieder persönlich treffen und austauschen. Das fühlt sich intensiver an und aktiviert andere Regionen in unserem Gehirn.
Drittens: Nutzen Sie nur Programme, Apps und Kommunikationskanäle, die Ihnen Spaß machen. Nicht jeder muss auf Facebook sein, in WhatsApp-Gruppen unzählige, meistens unnötige, Nachrichten verfolgen oder seine eigene Website betreuen.
Katrin Zita ist Coach für Hochbegabte in Wien und Berlin. Zuvor war sie in der Architektur- und Medienbranche tätig. "Digital happiness" ist ihr viertes Buch nach "Die Kunst, allein zu reisen und bei sich selbst anzukommen", "Die Kunst, gemeinsam zu reisen und bei sich selbst zu bleiben" und "Die Kunst, eine glückliche Frau zu sein". Weitere Informationen: www.katrinzita.com.