Fra.Biancoshock macht Kunst. Irgendwo zwischen Installation, Street Art und Performance. Mit seinem aktuellen Projekt "Borderlife" möchte er auf die Lebensbedingungen von Obdachlosen aufmerksam machen.
"If some problems cannot be avoided, make them comfortable", so das Motto der Arbeit.
Im Lodi Viertel in Mailand gibt es zwar keine Stolpersteine, aber dafür Installationen von Fra.Biancoshock. An diesen geht man nicht einfach vorbei. Man schaut, schmunzelt und denkt nach. Der italienische Künstler verwandelte für seine Serie "Borderlife" verlassene Kanaleingänge zu imaginären Rückzugsorten: Eine winzige Küche, ein klitzekleines Bad oder ein tapeziertes Wohnzimmer. Was aussieht wie ein originelles Geheimversteck, ist dem Künstler allerdings ein ernstes Anliegen. Die Wohnungsnot in der italienischen Modestadt ist so hoch, dass manche zu alternativen Wohnkonzepten greifen müssen. Andererseits ist für viele Obdachlose ein Leben im Untergrund traurige Realität. Allein in Bukarest leben über 600 Menschen in der Kanalisation.
Spielerisch, humorvoll und intelligent nutzt Fra.Biancoshock den öffentlichen Raum für seine Gesellschaftskritik. Dem städtischen Verfall wirkt er symbolisch mit einem überdimensionalen Pflaster auf einer Mauer entgegen oder der überzogenen Selbstdarstellung auf Instagram mit einer Waschmaschine, die das Ego reinigen soll.
Digitalisierung, Armut, Flüchtlingskrise – kein Thema bleibt unberührt. Das Wesen seiner Arbeiten bezeichnet er selbst als "Ephemeralism" – sie sind flüchtig und oft nur von kurzer Dauer. Zum Glück wirkt er der Kurzlebigkeit seiner „Interventionen“ mithilfe von Fotos oder Videos entgegen. So können wir den Überraschungsmoment seiner Arbeiten immer wieder aufs Neue erleben. Fra.Biancoshock lebt und arbeitet in Milan. Der Künstler ist aber in mehreren Ländern mit seinen Aktionen unterwegs, etwa in Italien, Kroatien, Frankreich oder Deutschland.