Diesmal in The Single Stories, erklärt Redakteurin Henrietta Reese, warum krank sein als Single noch einmal etwas anderes ist.
Krank sein ist nie besonders schön. Als Single krank zu werden kann dagegen echt richtig hart sein und das Gefühl von Einsamkeit verstärken.
Neulich war ich auf einer Hochzeit – ich hatte mich gerade in mein hübsches Kleid und die unbequemen Schuhe geschmissen und setzte mich in das Auto, das mich zur Party-Location bringen sollte. Ich drehte mich zur Seite, um mich anzuschnallen und plötzlich: AUA. In meinem unteren Rücken zog es unangenehm. Egal, dachte ich mir, das wird schon wieder. Wurde es nicht. Die Hochzeitsparty überstand ich zwar dank starker Schmerzmittel und reichlich Gin Tonic, aber die nächsten Tage ging es stetig bergab. ISG-Blockade diagnostizierte mein Orthopäde, „Könnte aber auch ein kleiner Bandscheibenvorfall sein“. Ja schön, hatte es mich also auch getroffen. Kein Wunder, wenn man viel am Schreibtisch arbeitet und tendenziell unsportlich ist.
Ja, so lag ich dann also die nächsten Tage wahlweise auf dem Sofa oder im Bett – und verfluchte Stunde um Stunde mein Single-Dasein. Wer schon einmal versucht hat, mit einem verrenkten Rücken aus dem Liegen hoch zu kommen, der weiß, wovon ich spreche. Nur in vorsichtigster Präzisionsarbeit, mich an der Bettkante festklammernd, kam ich ganz langsam in eine aufrechte Position. Strümpfe anziehen? Unmöglich. Zum Glück war Sommer. Geschirr abwaschen? Klamotten vom Boden aufheben? Keine Chance. Mein Zuhause mutierte in das wahr gewordene Traumhaus eines jeden Messies. Und ja, in diesem Moment hasste ich es von ganzem Herzen, Single zu sein. Niemand, der mir das Essen ans Bett brachte, der mir beim Anziehen half oder mich einfach nur vom ganzen Herzen bemitleidete. Das ist schließlich der große Vorteil einer Partnerschaft – man muss füreinander da sein, ist es im besten Fall sogar sehr gerne.
Gerade wenn man sonst sehr unabhängig ist, gelernt hat, für sich selbst zu sorgen und es sich in seinen Single-Alltag so richtig bequem gemacht hat, ist ein solcher ‚Ausfall‘ schwer zu akzeptieren. Ich schimpfte auf mich, meinen Körper und meine Angewohnheit, nicht gerne um Hilfe zu bitten. Ich heulte und wünschte mir einen Mann an meine Seite. In einem Hollywood-Film wäre er gekommen – in Form eines Pizzalieferanten oder eines Physiotherapeuten. Aber – Überraschung – es kam keiner. Dafür habe ich die Zähne zusammen gebissen und weiter gemacht, mich morgendlich aus dem Bett gerollt und versucht, nicht ständig an den Schmerz und meine vermeintliche Einsamkeit zu denken. Und was soll ich sagen – als ich nach knapp zwei Monaten das erste mal wieder meine Schuhe zubinden konnte, hätte ich vor Freude fast losheulen können. Für den großen Glücksmoment braucht es eben nicht immer einen Partner – manchmal reicht schon ein heiler Rücken.