Jeder von uns kann sich sicher an das Gefühl kurz vor einem 1. Date erinnern. Wie ich es erlebt habe - heute in meinem Blogbeitrag.
Vor einigen Wochen hatte ich – nach einer kleinen Durststrecke – mal wieder ein Date. Ein 1. Date! Mit einem Mann, den ich nur ein einziges Mal auf der Party von gemeinsamen Bekannten gesehen hatte. Wir hatten gar nicht viel miteinander geredet, aber immer wieder Blickkontakt gehabt. Und als ich dann gehen musste, wagte ich mich todesmutig an seine Seite und gab ihm meine Telefonnummer. Manch einer muss sich für so einen Kick aus einem Flugzeug stürzen, mir trieb schon dieser Schritt den Adrenalinspiegel nach oben. Darum bin ich auch so schnell aus der Tür verschwunden, dass der arme Mann mir nur verdaddert nachblicken konnte. Aber: Er hat sich gemeldet! Und wollte sich auch noch mit mir treffen. "Öfter mal mutig sein" habe ich da direkt auf meine imaginäre Dating-To-Do-Liste geschrieben – schließlich ist es bei der deutschen Dating-Kultur (die definitiv einen eigenen Artikel wert ist) gar nicht mal so einfach, ein Treffen zu ergattern (außer man benutzt Tinder und möchte zwanglosen Sex).
Wir wollten uns in einer Bar auf einen Drink treffen – ganz ungezwungen und locker – aber aufregend genug, dass ich mir schon zwei Tage vorher ein Outfit zurecht legte. Es gibt ja angeblich Menschen, die so einem 1. Date ganz entspannt entgegensehen. Ich gehöre nicht dazu. Worüber sollten wir sprechen? Was, wenn er mich nur unter Alkoholeinfluss sympathisch fand? Würde ich ihn überhaupt wieder erkennen? Ja, solche Gedanken schießen mir bei jedem 1. Date durch den Kopf und noch NIE hat sich eine der Ängste bestätigt und trotzdem sind sie immer wieder da, diese bohrenden Gedanken. Bescheuert, aber aus meiner Erfahrung bin ich nicht die einzige, die so denkt.
Dann war es also so weit – wir trafen uns an einer viel frequentierten U-Bahn-Station und trotz großer Menschenmengen stach er mir sofort ins Auge. Puh – gut, dass ich auf große Männer stehe, so steigen die Chancen, sich nicht zu übersehen. Nächstes Problem: Wie begrüßt man sich, wenn man sich eigentlich gar nicht kennt, aber offensichtlich nicht abgeneigt ist, sich in Zukunft mal näher zu kommen? Er umarmte mich und begann sofort, von seinem Tag zu erzählen – nächste Hürde also auch gemeistert. In der Bar, mit einem Glas Wein in der Hand, wurde ich endlich lockerer und konnte mich auch von dem Gefühl befreien, dass jeder um uns herum uns bestimmt anstarrte und genau wusste, dass dies unser 1. Date war. Aus einem Glas wurden drei Gläser und als wir nach einigen Stunden leicht beschwipst zurück zur U-Bahn gingen, wünschte ich mir schon ein bisschen, dass dieser tolle Mann meine Hand nehmen würde. Aber man soll ja nichts überstürzen und so hielt ich mich mit jeglichen Annäherungsversuchen zurück. Er zum Glück nicht: Als mein Zug einfuhr, küsste er mich und ich stolperte beglückt in die Bahn.
Als ich am diesem Abend wach im Bett lag, weil mich die Euphorie noch nicht schlafen ließ, fragte ich mich, warum ich eigentlich wirklich so aufgeregt gewesen war. Wovor hatte ich Angst gehabt? Vor unangenehmen Momenten, in denen niemand etwas zu sagen hat? Vor Zurückweisung? Davor, sich verletzlich zu machen? Auch wenn man bereits auf 30 Jahre Lebenserfahrung und einige kleine bis mittelgroße Katastrophen zurückblicken kann, so wird man beim Thema Liebe doch wieder zum kleinen, unsicheren Mädchen. Mir geht es auf jeden Fall so – und vielen anderen glaube ich auch. Und irgendwie ist es ja auch schön, dass jeder Typ, den man zum ersten Mal trifft, immer wieder dieses aufgeregte Kribbeln in uns hervorlocken kann. Schön, wenn es dann noch bleibt – das war bei diesem reizenden Mann leider nicht der Fall. Nach dem 4. Date musste ich einfach feststellen, dass der Anfangszauber verflogen war. Wirklich schade. Jetzt muss ich irgendwann also wieder auf ein 1. Date gehen – wie anstrengend.