Wenn ich einen Mann kennen lerne, läuft das meist wie folgt ab: Erstes Date: große Aufregung, kleines Kribbeln.
Der könnte doch was sein … Der erste Kuss, Achterbahn. "Mit diesem Typen könnte ich mir wirklich mehr vorstellen", schwärme ich dann meinen Freundinnen vor. Und dann ist da am nächsten Tag diese E-Mail im Postfach: Jobangebot in Australien, für ein halbes Jahr. Mein Herz tanzt bei der Vorstellung, mal wieder Zeit im Ausland zu verbringen, so ein Angebot bekommt man schließlich nicht alle Tage. Aber da war doch was … Achja, dieser tolle Mann. Aber Fernbeziehung? So kurz nach dem Kennenlernen wird das doch eh nichts. Egal, man soll sein Glück ja nicht von den Männern abhängig machen und sowieso: Wenn er wirklich der Richtige ist, klappt es auch noch in sechs Monaten. Außer er nimmt diese Stelle als Surflehrer in Costa Rica an, von der er bei unserem ersten Treffen gesprochen hat. Verdammtes Timing.
Aber ist es wirklich der Zeitpunkt, der scheinbar nie zu passen scheint? Oder ist das Problem viel eher, dass die Entscheidung, wie wir unser Leben leben wollen, immer vielfältiger und komplexer wird? Uns, die wir in einer stabilen Wohlstandsgesellschaft leben, mit guter beruflicher Ausbildung und einem breit gefächerten Netzwerk, steht die ganze Welt offen. Ob Auslandsaufenthalte, Berufe in einer anderen Stadt, oder potenzielle Partner – immer wieder schleicht sich der Gedanke ein "Vielleicht geht es ja noch besser." Mehr Geld, mehr Erfahrung, mehr Abenteuer, mehr Liebe. Es fällt uns schwer, uns mit dem zufrieden zu geben, was wir haben. Und das ist ja irgendwie auch ok. Das Streben nach dem eigenen Glück ist schließlich so etwas wie das Lebensziel unserer Gesellschaft geworden – doch oft wissen wir einfach nicht, wo wir das finden sollen. Also probieren wir so viel aus, wie geht, leben an den verschiedensten Orten und daten die unterschiedlichsten Männer.
‚Größer, weiter, besser‘ ist ein Grundsatz unsere Gesellschaft geworden, in der die Liebe aber oftmals auf der Strecke bleibt. Weil es DEN perfekten Partner einfach nicht gibt. Heißt das, ich soll mich beim nächsten Mann einfach mit dem zufrieden gaben, was ich bekomme und alle anderen Angebote ausschlagen? Mich darauf einlassen, auch wenn die Aufbruchslust in den Fingern kribbelt? Auf keinen Fall. Man mag es nicht glauben, aber tief in mir schlummert eine kleine Romantikerin und ich glaube daran: Wenn ich wirklich DEN Richtigen treffe, egal ob er tausend Fehler und Macken hat, dann lasse ich jede Reise und jeden Job für ihn sausen. Weil es sich richtig anfühlt. Oder weil er, ohne mit der Wimper zu zucken, einfach mit nach Australien kommt.