Mildes Klima, fruchtbarer Boden und eine Menge an Sonnentagen - die besten Vorraussetztungen für südtiroler Äpfel.
Wie heißt nochmal die antike Göttin der Äpfel?, überlege ich, während ich auf einer Bank in Schenna, oberhalb von Meran, sitze, mir die Sonne ins Gesicht scheinen lasse und über das Meer schneeweißer Bäume schaue. Die Blütenblätter sind so zart. Dabei muss ein Obstbaum ganz schön was aushalten. Den Wind, die Vögel, die Hitze. Manche Äpfel werden erst im November gepflückt, bis dahin kann so einiges schiefgehen.
Pomona! So lautet der Name der Dame, die die alten Römer anriefen, damit die Ernte gut gelinge. Obst, das auf Bäumen wächst, galt als besonders heilkräftig, weil es dem Himmel näher ist als alle anderen Früchte.
Eine Bäuerin aus der Gegend hat mir erzählt, dass jeder zehnte Apfel in Europa aus Südtirol kommt. So üppig gedeiht der Baum der Erkenntnis hier, dessen Frucht Adam und Eva das Paradies kostete. Heute verspricht der Apfel das Gegenteil. Ein Sprichwort besagt: An apple a day keeps the doctor away.
Ich packe mein kleines Lunch-Paket aus. Natürlich habe ich auch einen Südtiroler-Apfel dabei. Einen Braeburn. Saure Sorten sind besonders gesund, heißt es.
Wie prägend Äpfel für die Südtiroler Landschaft und Wirtschaft sind, zeigen auch die vielen Erntefeste, die im Herbst stattfinden. In dem Dorf Natz bei Brixen beispielsweise wird eine riesige Krone aus den gelben und roten Früchten gebaut und auf einem Wagen durchs Dorf gezogen, das frisch gewählte Apfelkönigspaar winkt in die Menge. Aber jetzt sind die Bäume noch blütenrein. Von Äpfeln keine Spur.
Ich beiße in den Braeburn. Wie anders doch alles schmeckt, wenn man es nicht achtlos zwischendurch isst. Das Verspeisen eines Apfels könnte auch eine Yoga-Übung sein. Ich schließe die Augen. Die Schale knackt, das Fruchtfleisch ist saftig. Ich höre die Bienen summen, zwei Wanderer laufen an mir vorbei. Unter mir läuten Kirchenglocken. Apropos, in der Kirche veränderte sich das Bild des Apfels mit den Jahrhunderten: Vom Symbol der Erbsünde wurde er zum Sinnbild der Erlösung, was mir viel besser gefällt.
Weil es nach vorne weist, statt zurück. Leichtigkeit