Fragen Sie sich auch manchmal, was genau Sie jetzt sagen sollten und was nicht? Redakteurin Stefanie Mixa berichtet.
Ein Thema, das in den letzten Tagen in unserer Redaktion aufgeploppt ist: Wie steht es eigentlich um die gute alte Wahrheit? Und wie viel Wahrheit halten wir eigentlich aus? Ich finde, eine gute Frage für diesen Blogbeitrag!
Ein Beispiel aus meinem Alltag: Ich koche gern am Wochenende. Das Rezept stammt meist aus einer hübschen Kochzeitschrift. Das entsprechende Foto, dass das Gericht zeigt sieht (natürlich) super lecker aus. Leider bestehen meistens kaum Gemeinsamkeiten zwischen meinem Koch-Ergebnis und besagtem Zeitschriften-Bild. Nichtsdestotrotz bekommt das Gericht natürlich eine Chance. Aber kaum habe ich den ersten Löffel im Mund, muss ich leider feststellen, dass es nicht nur nicht so aussieht, sondern auch lange nicht so schmeckt wie erwartet. Die Reaktion meines Freundes: "Schatz, ich finde, du hast toll gekocht. Es schmeckt wirklich großartig." Ha! Ertappt! Er hat gelogen. Ganz klar. Das hat ehrlich nichts mit meinem Maß an Bescheidenheit zu tun, doch eher vielmehr mit einem ausgeprägten Hang zur Höflichkeit seinerseits. Aber am Ende bleibt es, was es ist: die Unwahrheit.
Deshalb meine Reaktion darauf: "Das stimmt doch nicht. Und wenn du noch mal sagst, dass es dir schmeckt, obwohl es das nicht tut, bekommst du dieses Gericht immer und immer wieder serviert." Seine Reaktion: "Na gut, es schmeckt ganz ok."
Wie gesagt: Ich weiß, dass er es gut mit mir meint. Im Zweifel möchte er, dass ich weiterhin koche und mir mit der kleinen Schwindelei weder Motivation noch Mut nehmen will. Aber anscheinend haben wir doch schon bei solch kleinen Dingen im Alltag so unsere Probleme mit der Wahrheit. Oft trauen wir uns nicht, ehrlich zu sein. Wir wollen nicht verletzen, niemanden vor den Kopf stoßen und manchmal sicher auch Diskussionen vermeiden. Trotzdem: Ich bin eine vehemente Verfechterin der offenen Worte. Deshalb gibt es rund um die Weihnachtszeit bei meinen Lieben auch immer leichte Panikanfälle. Denn, gefällt mir ein Geschenk nicht, kommuniziere ich das auch. Alles andere ist für mich Heuchelei. Noch dazu würde man mir das ohnehin sofort ansehen. Aber natürlich führt meine Reaktion oft nicht unbedingt zu völliger Harmonie. Inzwischen würde ich sagen, hat sich jeder damit abgefunden, unmittelbares und ehrliches Feedback von mir zu bekommen.
Jetzt kommt natürlich noch ein ABER! Denn es ist entscheidend, wie sie verpackt ist, diese Wahrheit. Sie soll klar erkennbar, aber nicht brutal sein. Sie soll kein Kompromiss, aber unverkennbar sein. Daran muss ich – zugegeben – vielleicht noch etwas feilen. Aber ansonsten halte ich es mit der Wahrheit nach diesem altbewährten Sprichwort: Ehrlich währt am längsten!
Auch Kolumnistin Evelyn Holst stellt sich die Frage: Muss man immer die Wahrheit sagen?