Ständig schreien wir "Hier", sobald es etwas zu tun gibt. Überhaupt machen wir von allem viel zu viel: Sei es Überstunden oder uns sorgen.
Wie kommt man zur inneren Gelassenheit, wie lässt man los und lebt sein Leben lässig und frei? Und wie kommt man aus der Überperformance endlich raus?
Immer auf Vollgas… Du auch?
Heute schon zu viel gegeben? Es liegt im Trend, für die Arbeit zu brennen. Es ist ja auch toll, wenn jemand seinen Job liebt und in ihm aufgeht. Viel zu viele Menschen haben dazu gar nicht die Möglichkeit (meiner Erfahrung nach hat beispielsweise kaum jemand flowartige Glücksgefühle beim Toiletteputzen, gemacht werden muss es trotzdem).
Nur: Egal wie gern man den eigenen Beruf ausübt, Arbeit bleibt er trotzdem. Er kostet Energie. Und mit dem Engagement steigt die Gefahr, selbst auf der Strecke zu bleiben. Man fühlt sich leicht verpflichtet, alles zu geben: Nicht nur Kompetenzen und Fachwissen, sondern auch Leidenschaft, Herzblut. Und damit Kraftreserven.
Auch im Privatleben rutscht man leicht in die Overcommitment-Falle, also in ein Über-Engagement für andere: Sei es für den Partner, der hundertprozentige Aufmerksamkeit fordert oder für die Freundin, die uns gern als seelischen Mülleimer benutzt. Irgendwann stellt man dann fest, dass man eigentlich schon viel zu lange gar nicht mehr in der Lage ist, Aufmerksamkeit und aufmunternde Worte zu geben. Weil man selbst auf dem Zahnfleisch geht: Hallo Erschöpfung. Vielleicht hilft es, sich ab und zu ins Gedächtnis zu rufen, dass man kaum für andere da sein kann, wenn man noch nicht einmal Energie hat, etwas für sich selbst zu tun. Und dass, bevor sich Arbeit wie ein langsames Ausbrennen anfühlt, sie auch einfach nur Broterwerb sein darf.
Mit (entspannten) Freunden unfassbar kalorienhaltigen Süßkram und unfassbar schwachsinnige Sendungen konsumieren, die Flugroute der Wolken überprüfen oder Socken nach Farben sortieren.
Entschleunigungsrezept von Rike OrthsTweet
SOS-Alarm, wenn es richtig brennt…
Mein Rezept, wenn ich merke, dass die Overcommitment-Falle zuschnappen könnte: Alle Pflichten für ein paar Stunden komplett ignorieren und etwas Schönes, möglichst Unvernünftiges machen. Mit (entspannten) Freunden unfassbar kalorienhaltigen Süßkram und unfassbar schwachsinnige Sendungen konsumieren, die Flugroute der Wolken überprüfen oder Socken nach Farben sortieren. Mit ein bisschen Abstand von der Hektik stelle ich dann oft fest, wie die Leichtigkeit zurückkehrt. Der eben noch so unbewältigbare Aufgabenberg scheint auf einmal machbar. Und manche Dringlichkeiten schrumpfen, wenn ich sie im entschleunigten Zustand betrachte, von der Monstergröße zum Staubkorn. Einfach wegpusten – und das war’s.